Debakel für den Tabellenletzten VfB Stuttgart geht in Leverkusen unter
14.03.2015, 05:01 Uhr
Das 1:0 in der 32. Spielminute: Leverkusens Gonzalo Castro, Kyriakis Papadopoulos, Simon Rolfes, Hakan Calhanoglu, Torschütze Wendell und Karim Bellarabi (v.l.).
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Für den VfB Stuttgart kommt es in der Fußball-Bundesliga knüppeldick: Beim Spiel in Leverkusen geht der Tabellenletzte nach gutem Beginn mit fliegenden Fahnen unter. Bleibt die Frage: Was wird aus Trainer Huub Stevens? Sportvorstand Robin Dutt wiegelt ab.
Der VfB Stuttgart taumelt dem zweiten Bundesliga-Abstieg seiner Clubgeschichte entgegen: Trainer Huub Stevens gerät bei seiner Rettungsmission immer mehr unter Druck. Die Schwaben kassierten am Abend beim Auswärtsspiel gegen Bayer Leverkusen eine krachende 0:4 (0:2)-Niederlage und blieben damit zum neunten Mal in Serie ohne Sieg.

Debakel am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga: Stuttgarts Trainer Huub Stevens steht vor dem Spiel in der in der BayArena in Leverkusen an der Seitenlinie.
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Mit nur 20 Punkten in der Tabelle schwindet beim VfB immer mehr die Hoffnung auf den Klassenverbleib. Das 0:4-Debakel dürfte die Diskussionen um eine mögliche Trennung von Huub Stevens neu anheizen, hieß es nach dem Spiel. Viele Argumente sprechen nicht mehr für den Niederländer. Seit Wochen wird über eine Ablösung des Niederländers diskutiert. Stevens darf allerdings weiter auf einen Verbleib beim Bundesliga-Schlusslicht hoffen. "Wir haben uns in den letzten Wochen nicht an der Trainerfrage beteiligt. Wir haben dem Trainer den Rücken gestärkt, das machen wir auch in dieser Situation", sagte Sportvorstand Robin Dutt nach der Niederlage.
Im Spiel gegen Bayer Leverkusen machten Stevens Stuttgarter zumindest in den ersten Minuten noch eine recht gute Figur. Doch nach dem ersten Gegentreffer durch Wendell (32.) machten sich im Spiel des VfB schwere Auflösungserscheinungen breit. Leverkusens Josip Drmic traf in der 36. und 59. Minute gleich zweimal. Zusammen mit dem Treffer von Nationalspieler Karim Bellarabi verpasste Bayer Leverkusen dem VfB einer der höchsten Niederlagen in dieser Saison.
"Es tut gut"

"Beim ersten Gegentor kommt dann alles zusammen": Stuttgarts Daniel Ginczek fasst sich an den Kopf.
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Zugleich bereiteten die Leverkusener Spieler ihrem Trainer Roger Schmidt mit dem fünften Pflichtspielsieg in Serie das passende Geschenk zum 48. Geburtstag. Mit dem Torfestival gegen die demoralisierten Stuttgarter verdrängte Bayer Leverkusen zumindest bis Sonntag den Westrivalen Borussia Mönchengladbach vom dritten Platz und legten eine gelungene Generalprobe für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag bei Atlético Madrid hin.
"Wir haben uns in der ersten halben Stunde das Leben schwer gemacht. Es war ein Stück Arbeit. Es tut gut, dass wir gewonnen haben", sagte Doppeltorschütze Drmic und Mittelfeldmotor Simon Rolfes ergänzte: "Wir wollen in der Tabelle ganz weit oben stehen. Da müssen wir auch Ergebnisse liefern und können nicht nur Spektakel zeigen."
Treffer im Gesicht
Ein Spaziergang war der elfte Saisonsieg für die Schmidt-Elf vor 29.384 Zuschauern in der BayArena nur in der ersten halben Stunde nicht. Bis zum ersten Gegentor zeigte der VfB eine couragierte Leistung und erwies sich als unangenehmer Gegner. Die Schwaben störten früh, spielten schnell nach vorne und hatten durch Daniel Ginczek auch die große Chance zur Führung.
Tore: 1:0 Wendell (32.), 2:0 Drmic (36.), 3:0 Bellarabi (50.), 4:0 Drmic (59.)
Bayern Leverkusen: Leno - Hilbert (63. Reinartz), Toprak, Kyriakos Papadopoulos, Wendell - Castro, Rolfes - Bellarabi (63. Brandt), Calhanoglu, Son - Drmic (83. Kießling). - Trainer: Schmidt
VfB Stuttgart: Ulreich - Klein, Schwaab, Niedermeier, Gotoku Sakai (61. Hlousek) - Serey Die (64. Romeu), Gentner - Kostic (46. Kiesewetter), Maxim, Timo Werner - Ginczek. - Trainer: Stevens
Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)
Zuschauer: 29.384
Doch der Stürmer scheiterte nach Hereingabe von Timo Werner in der 17. Minute aus kurzer Entfernung an Bayer-Schlussmann Bernd Leno, der einst aus dem Stuttgarter Nachwuchs an den Rhein kam. Eine Slapstick-Aktion brachte die Schwaben dann endgültig auf die Verliererstraße: Nach einer Hereingabe von Roberto Hilbert schoss Florian Klein seinem Mitspieler Daniel Schwaab ins Gesicht.
"Dann kommt alles zusammen"
Wendell nutzte die Konfusion im VfB-Strafraum und erzielte aus 14 Metern sein erstes Bundesliga-Tor. "Wir haben in den ersten 30 Minuten nicht wie eine Mannschaft gespielt, die auf einem Abstiegsplatz steht. Beim ersten Gegentor kommt dann alles zusammen", sagte Ginczek. Und es kam noch schlimmer: Keine vier Minuten später nutzte Drmic die aufkommende Verunsicherung eiskalt aus, als der Stürmer nach einer feinen Flanke von Bellarabi per Kopf traf.
Danach war es vorbei mit der Ordnung im Stuttgarter Spiel. Kyriakos Papadopoulos hätte mit zwei gefährlichen Kopfbällen vor und nach der Pause bereits für eine Vorentscheidung sorgen können (40. und 46.). Diesen Part übernahm schließlich Bellarabi, der Gotuku Sakai mit zwei Haken ausspielte und aus halbrechter Position auch VfB-Keeper Sven Ulreich überwand.
Beerbt Zorniger Huub Stevens?
In der Hinrunde hatte der VfB noch einen 0:3-Rückstand in ein 3:3 umgewandelt. An ein ähnliches Szenario war an diesem Abend nicht zu denken. Von den Stuttgartern war nicht mehr viel zu sehen, Bayer hatte durch Bellarabi (53.) eine weitere Großchance. Das vierte Tor durch Drmic war die logische Folge.
VfB-Trainer Huub Stevens, der erst am 25. November 2014 Armin Veh beerbt hatte, verfolgte das Geschehen sichtlich verärgert von der Bank aus. Vor dem Spiel hatte Sportvorstand Robin Dutt dem Trainer bereits ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen. Der vor wenigen Wochen bei RB Leipzig entlassene Trainer Alexander Zorniger wird seit Wochen in Stuttgart als möglicher Stevens-Nachfolger gehandelt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa