Fußball

Wie läuft's bei … Gündoğan? Löws "Offenbarung" ist jetzt in Chef-Form

Der beste Spieler der Premier League im vergangenen Monat: İlkay Gündoğan,

Der beste Spieler der Premier League im vergangenen Monat: İlkay Gündoğan,

(Foto: Pool via REUTERS)

İlkay Gündoğan wird zum Spieler des Monats der Premier League gewählt, trifft danach gleich wieder doppelt. Sein Trainer will sogar, dass er als Stürmer spielt. Der Nationalspieler ist zum Chef bei Manchester City gereift, zu einem der Besten der Welt. Davon profitiert auch die DFB-Elf.

Es war nur ein kleiner Check mit der rechten Schulter, doch er genügte: İlkay Gündoğan brachte Tottenham-Verteidiger Davinson Sanchez kurz ins Straucheln, und das reichte dem deutschen Nationalspieler locker. Er nahm den langen Ball von Torhüter Ederson elegant an, ließ mit einer Körpertäuschung den Abwehrmann aussteigen und schoss mit links flach ein zum 3:0-Endstand für Manchester City. Es war Gündoğans zweiter Treffer am Samstagabend, der 30-Jährige ist seit Monaten in bestechender Form und vor allem dank ihm liegt City klar auf Kurs Meisterschaft.

Der kurze Schulter-Rempler zeigt, wie abgezockt der oftmals als zu nett und zu kleinlaut abgestempelte Gündoğan geworden ist. Den langen Ball von Ederson hatte er vorher sogar noch per Handzeichen gefordert. Das Spiel in England hat ihm längst die körperliche Robustheit gebracht, die ihm sonst im defensiven Mittelfeld manchmal fehlte. Aber vor allem ist es seine unglaubliche Treffsicherheit, die ihm nun den Titel des Spielers des Monats Januar in der Premier League eingebracht hat.

Schon im richtungsweisenden Spiel gegen Jürgen Klopps FC Liverpool hatte der deutsche Nationalspieler doppelt getroffen. Überragende elf Saisontore hat er nun geschossen - alle in den vergangenen zwölf Ligaspielen. Gegen Tottenham holte er vor seinem Treffer zum 2:0, ein brillantes und technisch extrem hochwertiges Zusammenspiel auf engsten Raum im Sechzehner mit Raheem Sterling, sogar noch den Elfmeter zur Führung raus.

"Er ist eine Offenbarung"

Natürlich wurde Gündoğan zum Spieler des Spiels gewählt. Der ehemalige Liverpool-Verteidiger Jamie Carragher prophezeite aber sogar schon, dass der Mittelfeldmann am Ende der Saison zum Premier-League-Spieler des Jahres gewählt werden wird: "Was für eine Saison er spielt. Er ist eine Offenbarung, und es ist eine Freude, ihm zuzusehen."

Gleich nach seinem elften Saisontreffer wurde der Doppeltorschütze aufgrund eines leichten Leistenzwickens aber ausgewechselt und durfte sich für den Rest des Abends ausruhen. Über die Schwere der Verletzung ist weiterhin nichts Genaues bekannt, wie Pep Guardiola nach dem Spiel berichtete. Der Trainer wollte auch lieber seinen Maestro loben, vor allem "sein Tempo" und seine Qualität, um überhaupt "in diese Situationen zu kommen", Tore erzielen zu können.

Guardiola hatte den 30-Jährigen vor seinem Leistungssprung meist in einer tieferen Mittelfeldrolle eingesetzt, als Sechser. Nun stellte er ihn auf eine offensive, linke Acht. Besonders im letzten Drittel des Spielfelds kommen daher seine enormen Qualitäten und Instinkte zur Geltung. "Jetzt spielt er in der Nähe des Stürmers und hat ein unglaubliches Gespür dafür, Bewegungen am Strafraum auszuführen", sagte Guardiola. "Dann ist da noch der Abschluss. Wenn ein Spieler so schießt, wie er das beim zweiten Tor getan hat, kann [Torwart Hugo] Lloris nichts halten."

Kann Gündoğan sogar Stürmer?

Der Spanier geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt, dass er sogar darüber nachdenke, Gündoğan aufgrund seines Könnens als Stürmer aufzubieten. "Ich habe oft gesagt, dass er als Falsche Neun spielen kann, und die Leute haben mich ausgelacht", so Guardiola. "Aber er ist in diesem Gebiet so gut." Gündoğan hat sich an die Spitze der City-Charts setzen können, weil die Stürmer des Klubs ein schwieriges Jahr hinter sich haben. Besonders Sergio Aguero hat in dieser Saison aufgrund von Verletzungen und einer langen Corona-Erkrankung nur fünf Spiele gespielt.

Gündoğan dominiert seit Monaten ohnehin schon mit dem Spielaufbau im Manchester-Spiel, mit prägnanten, metronomischen Pässen. Jetzt kommen noch Tore am Fließband hinzu. Klammheimlich hat sich der Mittelfeldspieler zum Chef des Tabellenführers gemausert. Und wer eine der besten Mannschaften der Welt anführt, gehört auch zu den weltbesten Profis derzeit. "Er ist außergewöhnlich. Er ist einer der besten Transfers der Klub-Geschichte", lobte ihn Guardiola im Oktober nach seiner starken Vorstellung in der Champions League gegen Dinamo Zagreb: "Man kann gar nicht glauben, wie gut er ist."

Auch Bundestrainer Joachim Löw dürften die Leistungen erfreuen. Gündoğan ist klar der beste Mittelfeldspieler, den Deutschland derzeit hat. Immer wieder fiel er in seiner Karriere durch schwere Verletzungen zurück. Wenn er diesmal fit bleibt, führt kein Weg an ihm vorbei bei der Europameisterschaft. "Natürlich strebe ich für die EM einen Stammplatz an - egal in welchem System", hatte der City-Profi schon Anfang Januar gesagt. In dieser Form muss Löw Gündoğan eine tragende Rolle übertragen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen