Affäre um Fußball-WM 2006 Lüften Ermittler das 6,7-Millionen-Geheimnis?
31.03.2017, 17:53 Uhr
Stuttgart, 8. Juli 2006: Franz Beckenbauer umarmt nach dem Spiel um Platz drei Bundestrainer Jürgen Klinsmann.
(Foto: imago/Sportfoto Rudel)
Die Schweizer Bundesanwaltschaft erzielt bei ihren Ermittlungen zur Fußball-WM 2006 einen Erfolg. Nun könnte nun schon sehr bald feststehen, warum über Konten des DFB die ominösen 6,7 Millionen Euro nach Katar überwiesen wurden - zumindest Hoffnung besteht.
Das größte Geheimnis der Affäre um die Fußball-WM 2006 steht möglicherweise vor der Aufklärung. Die Ermittler der Schweizer Bundesanwaltschaft haben offenbar wichtige Erkenntnisse über den Zweck der zweifelhaften Zahlung von 6,7 Millionen Euro erlangt, die vor der Weltmeisterschaft nach Katar geflossen sind. Dies berichtet die "Bild"-Zeitung. Zwar wollte die Bundesanwaltschaft auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme abgeben. Wegen zahlreicher Anfragen werde allerdings eine Mitteilung mit diesbezüglichen Informationen vorbereitet, die "so früh wie möglich" veröffentlicht werden soll.
Eine mutmaßlich bedeutende Rolle spielen bei den Erkenntnissen die Aussagen von WM-OK-Chef Franz Beckenbauer und dessen rechter Hand Fedor Radmann, die in der vergangenen Woche beide vor den Ermittlern ausgesagt hatten. Zeitgleich soll dies geschehen sein - um sich gar nicht erst absprechen zu können. In der Schweiz ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen mehrere frühere Fußballfunktionäre, unter ihnen Beckenbauer. Dabei geht es um zahlreiche ominöse Zahlungen, im Kern um den "Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung".
Beckenbauer und Radmann halten sich bedeckt
6,7 Millionen Euro waren über Umwege auf ein Konto des früheren Fifa-Skandalfunktionärs Mohamed bin Hammam nach Katar gelangt, der Grund ist unklar. Noch. Während die Schweizer Ermittler laut Bild-Zeitung einen Stimmenkauf bezüglich der Vergabe der WM 2006 als weiterhin möglich, aber eher unwahrscheinlich erachten, könnten Teile der 6,7 Millionen Euro an Beckenbauer und Radmann als verdeckte Provision zurückgeflossen sein. Allein Radmann soll durch diese Kickback-Zahlung 1,5 Millionen Euro erhalten haben.
Möglich ist auch eine Bestechung von Mitgliedern der damaligen Finanzkommission des Weltverbandes Fifa, um für die Ausrichtung der WM den Fifa-Zuschuss in Höhe von umgerechnet rund 170 Millionen Euro zu erhalten. Dieser Betrag ist verhandelbar, und es ist nicht auszuschließen, dass mit einer Zahlung der Reiz zu einem höheren Zuschuss angeregt wurde. Ein damaliges Mitglied der Finanzkommission war: bin Hammam. Beckenbauer und Radmann, deren Namen immer wieder bei undurchsichtigen Geschäften auftauchen, gaben sich öffentlich jedenfalls bedeckt. Radmann sagte lediglich, dass er "vollkommen freiwillig" ausgesagt habe - über Inhalte des Gesprächs machte er keine Angaben.
Gleiches tat sein Spezi Beckenbauer, dessen Lebenszeichen vor einer Woche nicht mehr als vier Zeilen lang war. "Ich habe ich mich zu einem seit längerem vereinbarten Gespräch bei der Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) eingefunden und deren sämtliche Fragen beantwortet", hieß es in der Mitteilung: "Aus Respekt vor der überaus korrekten BA werde ich mich in dieser Sache derzeit öffentlich nicht weiter äußern. Damit entspreche ich auch einer Bitte der BA."
Quelle: ntv.de, Nicolas Reimer, sid