Svensson haucht Leben ein Mainz 05 wuchert sich aus Abstiegszone
21.03.2021, 15:26 Uhr
Dominik Kohr kann gegen Hoffenheim sein Tor feiern.
(Foto: imago images/Jan Huebner)
Der FSV Mainz 05 ist im Bundesliga-Spiel bei der TSG Hoffenheim klar überlegen - und muss trotzdem bis zum Schluss zittern. Weil sich das Team von Trainer Bo Svensson zwar massig Chancen erarbeitet, das Tor aber zu häufig nicht trifft. Der verdiente Sieg ist ein immens wichtiger.
Der FSV Mainz 05 setzt seine Erfolgsserie in der Rückrunde fort und hat erstmals seit November die Abstiegsplätze der Fußball-Bundesliga verlassen. Das Team von Trainer Bo Svensson gewann mit 2:1 (2:1) bei der TSG 1899 Hoffenheim und zog damit an den Rivalen 1. FC Köln und Arminia Bielefeld vorbei. Vor coronabedingt leeren Rängen schossen Robert Glatzel nach nur 28 Sekunden und Dominik Kohr (41. Minute) die Tore für die 05er. Mainz stand zuvor letztmals am achten Spieltag und auch davor nur ein einziges weiteres Mal in dieser Saison über dem Strich.
"Das klingt gut, aber kaufen können wir uns davon noch nichts. Das ist eine schöne Momentaufnahme", sagte Torschütze Glatzel bei DAZN über die Tabellensituation und warnte: "Wenn wir jetzt glauben, dass wir es geschafft haben, fliegt das gleich wieder nach hinten." Svensson wollte sich das Prädikat "Erfolgstrainer" im ersten Interview noch nicht anheften: "Wir haben verdient gewonnen und ein gutes Spiel gemacht, das ist erstmal das Wichtigste."
Hoffenheim: Baumann - Vogt, Grillitsch, Richards (75. Rutter) - Kaderabek, Rudy (64. Dabbur), Samassekou (76. Posch), John (64. Skov) - Baumgartner, Bebou, Kramaric. - Trainer: Hoeneß
Mainz: Zentner - St. Juste, Bell, Niakhate - da Costa (20. Brosinski), Kohr, Mwene - Barreiro, Boetius (82. Stöger) - Burkardt (64. Quaison), Glatzel (64. Onisiwo). - Trainer: Svensson
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 0:1 Glatzel (1.), 1:1 Bebou (39.), 1:2 Kohr (41.)
Während Hoffenheim und Torschütze Ihlas Bebou (39.) nach der zweiten Liga-Niederlage nacheinander wohl endgültig die Europa-Ränge abhaken können, sind die Mainzer in der Rückrunde beeindruckend stark. War man in der Hinrunde mit sieben Zählern noch gleichauf mit dem FC Schalke 04, punktet die Mannschaft in der Rückserie unter Svensson besser als Spitzenteams wie Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen.
Der Mainzer Sportvorstand Martin Schmidt zeigte sich bei DAZN hochzufrieden darüber, "mit so einem Sieg in die Länderspielpause zu gehen und eine gute Phase zu beenden. Der einzige Makel ist, dass es so lange offen war". Ein Sonderlob hatte der Schweizer dabei für seinen Wunschtrainer Svensson übrig: "Von Spiel zu Spiel sieht man mehr von uns. Er hat den Spielern das Selbstbewusstsein gegeben. Wir haben als Verein gezeigt, dass wieder Leben drin ist."
Hoffenheimer liefern laschen Auftritt
Die Gäste aus Rheinhessen starteten auch zur ungewohnten Anstoßzeit am Sonntagmittag so, wie man sie in den vergangenen Wochen erlebt hat: engagiert und energisch. Glatzel störte Bayern-Leihgabe Chris Richards energisch und nutzte nach 28 Sekunden direkt die erste Chance zur Führung. Es war das zweitschnellste Tor der laufenden Bundesliga-Saison und der drittschnellste Treffer in der Mainzer Liga-Historie. Direkt im Anschluss hätte Glatzel (3.) gleich erhöhen können, doch Keeper Oliver Baumann verhinderte das frühe 0:2.
Die Hoffenheimer, denen nach den bitteren Pokal-Niederlagen gegen Fürth und Molde die tabellarische Bedeutungslosigkeit droht, lieferten einen laschen Auftritt. Von Vize-Weltmeister Andrej Kramaric war wenig zu sehen, gestandene Profis wie Kevin Vogt oder Sebastian Rudy leisteten sich heftige Fehler in der eigenen Hälfte. Baumann verhinderte gegen Jonathan Burkardt (18.) mit einer starken Fußabwehr ein weiteres Gegentor.
Umso überraschender schaffte die Elf von Sebastian Hoeneß den Ausgleich, auch an diesem Tor war Richards beteiligt: Der 20-Jährige spielte von links einen starken Ball in die Schnittstelle auf Bebou, der der wuchtigen Mainzer Abwehr einmal entwischte und mit seinem siebten Saisontreffer für einen eigenen Bundesliga-Bestwert sorgte. Bebou war schon zuvor als agilster Angreifer der Hoffenheimer aufgefallen.
Wer ist Abstiegskandidat?
Doch die TSG-Freude währte nur kurz, bis Kohr nach einer einstudierten Eckball-Variante vollkommen freistehend zur erneuten Führung einköpfen konnte. Der Mittelfeldarbeiter, dem erstmals nach 1289 Tagen wieder ein Bundesliga-Tor gelang, packte den Ball unter sein Trikot, steckte den Daumen in den Mund und schickte schöne Grüße an die Familie am Fernseher.
Auch nach dem Wechsel war nicht zu erkennen, wer der Abstiegskandidat und wer der Europa-League-Teilnehmer ist. Mainz verteidigte die Führung mit großem Einsatz und taktischer Finesse. Hoffenheims Attacken waren fast durchgehend harmlos, die für ein Remis nötige Schlussoffensive blieb aus. "Wir haben den Kampf nicht angenommen, das hat Mainz getan. Wir waren einfach nicht da", sagte Bebou selbstkritisch. "Das Spiel heute muss man schnell abhaken, so geht es nicht."
Quelle: ntv.de, Patrick Reichardt, dpa