Fußball

Disput mit Kovac in Wolfsburg Flüchtet Max Kruse noch aus der Bundesliga?

Unzufrieden bei und mit dem VfL Wolfsburg: Max Kruse.

Unzufrieden bei und mit dem VfL Wolfsburg: Max Kruse.

(Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Erstmals in dieser Saison spielte Max Kruse für den VfL Wolfsburg beim Auswärtsspiel in Leipzig von Beginn an. Dennoch stehen die Zeichen auf Abschied. Zu unüberbrückbar scheinen die Differenzen zwischen dem exzentrischen Fußballer und Coach Niko Kovac.

Ob Max Kruse noch einmal in der Fußball-Bundesliga zu sehen ist, das ist eine der spannendsten Fragen im Endspurt dieses Transfer-Sommers. Die aktuelle Tendenz geht in Richtung, nein, wird er nicht. Denn was er am vergangenen Wochenende zu seiner Zukunft beim VfL Wolfsburg bei Sky sagte, das ließ tief blicken. "Wir werden sehen" - so schloss er seine Antwort auf die große Frage. Das 0:2 seiner sieglosen Wölfe bei RB Leipzig hatte der 34-Jährige über 95 Minuten auf dem Platz erlebt - ein in dieser Saison seltenes Ereignis.

In den zähen, öffentlich ausgetragenen Disput zwischen Kruse und Trainer Niko Kovac hatte sich zuletzt auch Geschäftsführer Jörg Schmadtke eingeschaltet. Hintergrund ist die Unzufriedenheit Kruses, der sich nach zuvor drei Ligaspielen als Reservist öffentlich mehr Spielzeit gewünscht hatte. Dass ein Spieler unzufrieden ist, verstehe er, sagte Schmadtke. Das müsse aber nicht jeden Tag kommentiert werden. Es sei ein "riesen Bohei drumherum" gemacht worden. Die Verwirrung um den Wander- und Paradiesvogel ist groß - wieder einmal. Denn niemand weiß so recht, wie es mit dem Freigeist - stets authentisch, aber gerne auch exzentrisch - weitergeht.

Kruse lässt reichlich Interpretationsspielraum

Ob er mit dem Ausgang des Dreier-Gesprächs zufrieden sei, wolle er "öffentlich nicht preisgeben", sagte Kruse süffisant - und genoss den großen Interpretationsspielraum. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass Kruses sechste Bundesliga-Profistation nach nur acht Monaten noch in dieser Woche enden könnte; am 1. September schließt das Sommer-Transferfenster.

Schmadtkes Einschätzung ("Ich gehe davon aus, dass er am Donnerstag noch da ist") könnte schneller überholt sein als die vergangene Rückrunde, in der Kruse nach seinem Wechsel von Union Berlin siebenmal für den VfL traf. Anders als sein Geschäftsführer umschiffte Kovac ein Bekenntnis. "Es wird immer in eine Richtung gehen, wie das interpretiert wird", sagte er über Kruses Aussagen: "Es ist für mich eindeutig, wir haben gesprochen."

Auge, Raumgefühl, Passgenauigkeit sind die Top-Qualitäten des Mittelfeldspielers, die seinem neuen Coach indes definitiv nicht reichen. Ein Dilemma für alle Beteiligten. Zumal sich Kruse nach wie vor im besten Fußballalter sieht und "auf dem Platz stehen will, wie wahrscheinlich jeder andere Fußballer auch". Doch ist der ehemalige Nationalspieler am Mittellandkanal nicht mehr als eine höchstbezahlte Teilzeitkraft.

Fleiß als Schlüssel für Einsätze

Seine mögliche Abschiedsvorstellung gegen Leipzig hatte sich der Exzentriker Kruse durch den lange vermissten Trainingsfleiß "erarbeitet". "Wenn die Leistung stimmt, gibt es gar keine Probleme", sagte der Disziplin-Fanatiker Kovac. Erfahrene Spieler, die den Anspruch haben, eine Führungsperson zu sein, müssten laut Coach als Vorbild vorangehen. Kruse in der Startelf, ein Modell mit Zukunft? Ein Abschied scheint irgendwie wahrscheinlicher als ein Verbleib. Die amerikanische MLS könnte das Ziel sein.

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Denn es ist kein Geheimnis, dass es Kruse, dessen Sohn Lauro Maxim in Miami lebt, in die USA zieht. Und dort käme dessen Spielweise, davon ist zumindest Lutz Pfannenstiel überzeugt, beim Publikum bestens an. "In den USA kann Max einer der Superstars werden", sagte der deutsche Sportdirektor des MLS-Klubs St. Louis City SC der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung".

Bis zum Ende der Transferperiode Mitte der Woche wird Kruse weiter das bestimmende Thema sein. Dabei hat der VfL ganz andere Sorgen. Denn sportlich läuft es unter Kovac überhaupt noch nicht, gegen Leipzig blieben die Niedersachsen zum dritten Mal in Serie ohne eigenen Treffer. "Es ist einfach ernüchternd. Wir haben wieder verloren, wieder wenige Torchancen herausgespielt und all das vermissen lassen, für das wir eigentlich stehen wollen", analysierte Kruse. "Das war von A bis Z einfach zu wenig."

Quelle: ntv.de, tno mit dpa/sid

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