"Jupp kennt das Cup-Rezept" Müller kocht das Königsklassen-Süppchen
12.04.2018, 10:09 Uhr
Müller weiß: Dieses "Champions-League-Zeugs hat viele Zutaten".
(Foto: imago/MIS)
Er ist der beste deutsche Torschütze in der Fußball-Königsklasse. Jetzt macht Thomas Müller mit dem FC Bayern die 100 CL-Spiele voll. Nach dem Nullnull gegen Sevilla beteuert er: "Wir sind gierig und wollen das jetzt durchziehen."
Ach ja, der Fußball. Er birgt ja doch noch Überraschungen. Die AS Roma hat gegen den FC Barcelona für eine große gesorgt, der FC Liverpool gegen Manchester City für eine etwas kleinere, aber durchaus veritable, und Juventus Turin ist knapp und denkbar dramatisch im Bernabéu bei Real Madrid daran gescheitert. Nur der FC Bayern hat sich an diesem Mittwochabend mit einem schnöden 0:0 gegen den FC Sevilla für das Halbfinale der Champions League qualifiziert und darf sich zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Jahren zu den vier besten Teams Europas zählen.
Und so war Thomas Müller nach seinem 100. Europapokalspiel für die Münchner im Parterre des Stadions in Fröttmaning bemüht, allen Kritikern nach einem unspektakulären Auftritt prophylaktisch zu widersprechen: "Im Fußball kann alles passieren. Und da ist so ein relativ souveränes 0:0 mehr wert, als man glauben könnte." Das kann man durchaus so sehen. Schließlich hatten sich die Bayern nicht aus der Ruhe bringen lassen, das Spiel und den Gegner weitgehend im Griff, sodass am Ende das 2:1 aus dem Hinspiel allemal reichte, um sich die Auslosung der Vorschlussrunde am Freitag ab 13 Uhr in Nyon als unmittelbar Beteiligte anzusehen. Und sich dann auf die Spiele vorzubereiten, die die Uefa für den 24. und 25. April sowie für den 1. und 2. Mai terminiert hat.
"Haben Qualität und auch Biss"
Müller jedenfalls ist sich sicher: "Wir haben die Qualität und auch den nötigen Biss, um ganz weit zu kommen." Ganz weit, das kann ja nur heißen: bis ins Endspiel am 26. Mai in Kiew. "Wir wissen, was wir können. Und wir wissen auch, was die anderen können. Das sehe ich ganz nüchtern und realistisch." Prima, aber reicht eine solide Leistung wie gegen Sevilla zum Beispiel auch gegen Real? Das wollte Müller nicht ausschließen, natürlich nicht, räumte aber ein: "Man hat natürlich keinen Vergleich mit den ganz großen Topmannschaften in Europa." Zumindest nicht in dieser Saison - aber wie auch? Andererseits ist es ja nicht so, als kenne sich dieser Müller nicht aus. Sein Debüt in der Königsklasse gab er am 10. März 2009. Die Bayern hatten das Hinspiel dieses Achtelfinals gegen Sporting in Lissabon mit 5:0 gewonnen. Und als es auch im Rückspiel in München zur Halbzeit 4:1 stand, hatte Trainer Jürgen Klinsmann keine Bedenken mehr, einen 19 Jahre alten Schlaks in Rennen zu schicken. Nach 72. Minuten holte er Bastian Schweinsteiger vom Platz und brachte Müller. Und der sorgte kurz vor dem Abpfiff für das entscheidende 7:1.
Mittlerweile, neun Jahre und 99 Spiele später, ist er mit seinen 28 Jahren und 42 Treffern längst der erfolgreichste deutsche Torschütze in der Champions League. Gegen Sevilla hatte Trainer Jupp Heynckes den deutschen Nationalspieler, der eigentlich lieber auf dem rechten Flügel spielt, auf der Zehnerposition im zentralen Mittelfeld eingesetzt. Müller, in Abwesenheit des nach seinem Fußbruch immer noch fehlenden Torhüters Manuel Neuer Kapitän des FC Bayern, lief viel, wie stets, rieb sich auf, schoss nach der Pause sogar einige Male aufs Tor und gehörte damit zu den besseren Spielern einer Mannschaft, von der man an diesem Abend nicht wusste, ob sie nicht besser konnte oder ob sie es nicht wollte, weil es nicht zwingend nötig war. Auf diese Diskussion wollte Müller sich aber eh nicht einlassen: "Wir sind gierig, klar. Man merkt, man kommt von Runde zu Runde näher. Wir wollen das jetzt natürlich durchziehen."
Die Fans des FC Sevilla hatten vor einer Woche beim Hinspiel im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán eine schöne Choreografie mit Asterix, Obelix und Miraculix gezeigt. Es ging um den Zaubertrank und seine in diesem Fall magischen Champions-League-Kräfte. Darauf reagierten die Anhänger des FC Bayern etwas weniger aufwändig mit einem schnöden Transparent vor ihrer Kurve: der Bayernkurve. "La pócima sin efecto", stand da, ein Trank ohne Wirkung also. Und: "Nur Jupp kennt das Cup-Rezept." Ob Müller das gelesen hatte, ist nicht überliefert. Aber er blieb im Bild, als er abschließend zu den Chancen der Münchner in der Königsklasse sagte: "Dieses Champions-League-Zeugs hat viele Zutaten. Mal gucken, wer am Ende die Suppe kocht." Und vielleicht spricht es ja gerade für den FC Bayern, dass der Fußball Überraschungen birgt.
Quelle: ntv.de