Fußball

Weckruf vor dem Spitzenspiel? Nachlässiger FC Bayern ermahnt sich selbst

Bayern-Coach Hansi Flick wollte Kräfte sparen mit seinen Wechseln, destabilisierte aber damit das Spiel seiner Mannschaft.

Bayern-Coach Hansi Flick wollte Kräfte sparen mit seinen Wechseln, destabilisierte aber damit das Spiel seiner Mannschaft.

(Foto: imago images/Sven Simon)

Der FC Bayern entgeht beim 4:3 im Pokal-Achtelfinale gegen Hoffenheim nach dominanter erster Halbzeit und souveräner Führung nur mit Mühe einer Verlängerung. Trainer Hansi Flick sendet ein verheerendes Wechsel-Signal, die Spieler wollen wieder ans "Limit".

Thomas Müller kam am Ende noch einmal ganz schön ins Schwitzen. Dabei hätte er doch eigentlich die anstrengendste Etappe des Abends hinter sich haben müssen, als er gut zehn Minuten vor dem Abpfiff vom Platz ging, nach einem von ihm wieder einmal glänzenden Spiel. Den Offensivmann des FC Bayern brachte dann aber erst recht die Sicht von außen in Wallung. Er hatte weder dicke Jacke noch Trainings-Sweater übergezogen, sondern stand hemdsärmelig vor der Bank, wartete gespannt, wippte dabei ein paarmal nervös auf, ehe es vorbei war und der deutsche Rekordmeister im Viertelfinale des DFB-Pokals stand. "Zu lässig", fasste Müller den Auftritt beim 4:3-Sieg vor 71.500 Zuschauern gegen die TSG 1899 Hoffenheim zusammen.

Damit war nicht der souveräne Teil gemeint, die erste Hälfte, als die Bayern nach Jerome Boatengs Eigentor die Partie schnell gedreht hatten, sondern die letzte halbe Stunde und vor allem die letzten zehn Minuten. Da habe man "die Intensität vermissen lassen und den Gegner zu Chancen eingeladen", monierte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Dass sich die Münchner vier Tage vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen RB Leipzig noch eine Verlängerung eingehandelt hätten - nach einem deutlichen 4:1-Vorsprung durch die Treffer von Thomas Müller und zweimal Robert Lewandowski sowie einem Eigentor von Benjamin Hübner und ein paar vergebenen Torchancen – , "werden wir besprechen und aufarbeiten", kündigte Trainer Hansi Flick an.

Auch Flick wird sich hinterfragen, schließlich hatte er durch seine Einwechslungen das Signal ausgesendet, die Kräfte zu sparen für das Duell mit Leipzig - und damit für Destabilisierung gesorgt. Der Bayern-Coach brachte nicht nur Joshua Zirkzee, der vor der Weihnachtspause mit zwei Joker-Toren für Furore gesorgt hatte und auch gegen Hoffenheim beinahe wieder getroffen hätte, sondern bescherte Winter-Neuzugang Oliver Batista Meier das Debüt im Bayern-Trikot. Außerdem brachte er den in der Vorrunde sowohl von seinem Vorgänger Niko Kovac als auch dann von ihm selbst ignorierten Michael Cuisance.

Die zwei Gesichter des FC Bayern

Plötzlich, gab David Alaba zu, "haben wir aufgehört, unser Spiel auf den Platz zu bringen". Ein Indiz, dass sich die Münchner noch nicht wieder dort befinden, wo sie gerne sein würden - und wo sie seit der Installation von Flick als Cheftrainer vor gut drei Monaten von ihrem Umfeld auch meistens gesehen werden. Lobhudelei, weiß Müller, tut nicht nur gut. "Wenn wir zu selbstsicher sind, wenn wir es nicht mehr schaffen, diese Meter zu machen, dann kann so was passieren", sagte er. Aber solch ein Spiel wie das gegen Hoffenheim ist auch ein Ansporn. "Dann ist man immer wieder angehalten, sich darauf zurückzubesinnen, was uns stark macht."

Ein kleiner Weckruf zur rechten Zeit also, vor der Partie gegen Leipzig, die Mannschaft, die die Bayern erst am vergangenen Spieltag von der Tabellenspitze verdrängt haben. "Das ist vielleicht ganz gut", findet Joshua Kimmich. "Es zeigt, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann, wenn wir nicht am Limit spielen."

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche geriet der FC Bayern in einer Partie in Bedrängnis und trübte damit den hervorragenden Eindruck aus der ersten Hälfte. Auch in Mainz hatte die Mannschaft zwei Gesichter gezeigt, aber da waren die Nachlässigkeiten folgenlos geblieben, weil der Gegner sich keine Hoffnung mehr gemacht hatte auf die Wende - im Gegensatz zu den Hoffenheimern. Die haben nach den beiden Treffern von Munas Dabbur und zwei guten Chancen in den letzten zehn Minuten die Bayern noch ins Wanken gebracht. Aber nicht gestürzt.

Quelle: ntv.de

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