Super-Talent für Altstar-Kader? Nächster Coup für PSG - und sogar "günstig"
24.08.2021, 11:39 Uhr
Hype-Spieler Camavinga.
(Foto: picture alliance / DPPI media)
Mehr Stars gehen wohl kaum: Paris St. Germain hat seinen Luxuskader in diesem Sommer noch einmal mächtig gepimpt. Vor allem mit zwei alten Herren. Aber der Klub arbeitet zumindest auch ein bisschen an der Zukunft und steht unmittelbar vor dem nächsten Big Deal.
Paris St. Germain hat in diesem Sommer eher kurzfristig gedacht. Das kann man dem Klub natürlich nicht vorwerfen. Denn die mächtigen Bosse aus Katar sind gierig nach dem ganz großen Erfolg. Und der ganz große Erfolg ist der Triumph in der Champions League. Vor zwei Jahren scheiterte der Klub im Finale am FC Bayern, im vergangenen Jahr war im Halbfinale Schluss. Nun haben die Pariser alles getan, um die Gefahr des Scheiterns zu minimieren. Mit Lionel Messi wurde der vermeintlich beste Fußballer aller Zeiten verpflichtet. Und mit Sergio Ramos kam eine der größten Abwehr-Legenden unserer Zeit. Das klingt nicht nur furios, das ist es auch. Man muss das indes nicht gut finden.
Zwei Probleme. Erstens: Die nebulöse Eigenartigkeit des Financial Fairplay. Das soll uns hier nicht stören. Ausnahmsweise. Zweitens: Messi und Ramos sind schon was älter. Die können und werden diesen aberwitzig luxuriös bestückten Kader natürlich führen. In dieser Saison. In der Spielzeit danach. Aber dann? Nun, nicht das Problem der Macher. Erst mal Henkelpott, dann der Umbau. Ausreichend Geld ist vorhanden und wird es auch in Zukunft sein. Man kann sich kaum ein Szenario vorstellen, das die Quelle des ewigen Glücks versiegen lassen könnte. Ein Mann für die Zukunft ist natürlich Kylian Mbappé. Der ist 22 Jahre alt und gilt in naher Zeit als Weltfußballer. Ein Superstar ist er bereits.
Aber womöglich ist Mbappé nicht mehr allzu lange PSG-Spieler. Real Madrid soll sehr interessiert an dem französischen Nationalspieler sein. Für den Klub gibt es keine guten Gründe für einen Abgang. Zumindest nicht sportlich. Dennoch: Die Zeichen stehen auf Abschied. Ein wohl äußerst lukratives Angebot zum längeren Verbleib hat er abgelehnt. Was diese Weigerung nun bedeutet? Nun, womöglich verlässt er Paris doch noch. Bis zum 31. August dürfen Transfers getätigt werden. Eigentlich will man den Spieler natürlich nicht ziehen lassen, aber ein unzufriedener Star in einem Tempel voller Riesen-Egos, das ist gefährlich.
Gala als 16-Jähriger gegen PSG
Mit Mbappé würde PSG den wichtigsten Teil seiner goldenen Zukunft verkaufen. Zwar lauert im Sturmzentrum mit Arnaud Kalimuendo schon das nächste Top-Talent. Ein Mbappé ist der erst 19-Jährige allerdings (noch) nicht. Deutlich weiter in seiner Entwicklung ist dagegen Eduardo Camavinga. Der Mittelfeldspieler von Stade Rennes ist noch ein Jahr jünger, aber schon seit zwei Jahren im Fokus der europäischen Spitzenklubs. Auch dem FC Bayern wurde immer wieder Interesse nachgesagt. Vor ziemlich genau zwei Jahren begann der Hype um Camavinga. Da lieferte er am zweiten Spieltag der Ligue 1 gegen ausgerechnet Paris Saint-Germain eine überzeugende Leistung ab. Mit überraschend selbstbewusster Körpersprache und einigen klugen Spielverlagerungen überraschte er selbst erfahrene Gegenspieler wie die Nationalspieler Marquinhos und Marco Verratti.
Als Krönung seiner Leistung gelang ihm die perfekte Vorlage zum 2:1-Siegtreffer: Nach einem eigentlich bereits abgebrochenen Angriff bekam er den Ball in den rechten Halbraum zurückgespielt. Er orientierte sich sofort zur Mitte und lupfte den Ball in einer flüssigen Bewegung mit viel Gefühl an die Fünfmeterkante, wo Teamkollege Romain Del Castillo ihn nur noch einnicken musste. Mit seinem Mut und seiner Spielübersicht entzückte das Top-Talent spätestens da ganz Frankreich. Das Außergewöhnliche damals? Er war gerade einmal 16 Jahre alt.
Den möglichen Kampf um den französischen Youngster haben die Münchner, bei denen das Talent angeblich im "Schattenkader" stand, nun offenbar verloren, denn Camavinga steht laut "L’Equipe" unmittelbar vor einem Wechsel nach Paris. Für 30 Millionen Euro. Das ist für die aktuelle Zeit und den finanziellen Irrsinn am Markt fast eine Witz-Ablöse. Camavinga ist so "günstig", weil sein Vertrag im kommenden Sommer ausläuft. In den Spekulationen der vergangenen Monate wurden indes bereits Summen zwischen 60 und 80 Millionen Euro für ihn genannt.
"Er spielt schon fast wie ein 30-Jähriger"
Camavinga ist ein Mann fürs Zentrum. Einer, der das Spiel des Gegners empfindlich stören kann, mit seinem überragenden Stellungsspiel und seiner Antizipation. Aber der 18-Jährige hat auch herausragende Fähigkeiten am Ball. Er funktioniert im Kurzpass und beherrscht den diagonalen Seitenwechsel. Ein Mann für den finalen Pass in die gefährlichen Räume ist er (noch) nicht. Auch die Highlight-Clips werden von ihm nicht dominiert. Camavinga ist jemand, der das Spiel seines Teams einfach hält. Im Pariser Ensemble ist das sicher eine gerne genommene Komponente, gerade bei all den Künstlern in der Offensive um eben Mbappé, um Neymar, um Messi oder auch um Angel di Maria. Willy Sagnol, die Rechtsverteidiger-Legende des FC Bayern, sagt über den 18-Jährigen: "Er spielt schon fast wie ein 30-Jähriger. Seine Fähigkeit, das Spiel zu analysieren, ist absolut außergewöhnlich."
Camavinga wäre ein wichtiger Mann für eine künftige Achse. In der laufenden Saison würde er sich mit Neuzugang Georginio Wijnaldum um einen Stammplatz duellieren. Der Niederländer kommt vom FC Liverpool und war dort stets ein wichtiger Mann im Krawallfußball von Jürgen Klopp. Ein weiterer Mann für die künftige Achse von PSG ist Torwart Gianluigi Donnarumma, auch er ist neu. Eine ganze Menge versprechen sich die Bosse auch von Achraf Hakimi, der Inter Mailand für 60 Millionen Euro verlassen hat, um eine Herausforderung zu suchen. Was der Rechtsverteidiger kann, das weiß man in Deutschland aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund. Damals überzeugte der Marokkaner mit seiner erstaunlichen Dynamik. Und verstörte manchmal durch seine Hochrisiko-Pässe in die eigene Abwehr. Die Unbekümmertheit der Jugend. Wie Camavinga, der nur abgeklärter ist. PSG bastelt weiter. Für die nahe und für die nicht so nahe Zukunft.
Quelle: ntv.de, tno