Fußball

Die Angst vor dem UmwegNagelsmanns DFB-Team bekommt Druck und eine schlechte Nachricht

16.11.2025, 10:35 Uhr
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Nick Woltemade hat richtig Bock auf die WM, aber vorher muss sich sein DFB-Team nochmal richtig strecken. (Foto: REUTERS)

Deutschland hat alle Trümpfe in der Hand. Ein Remis im abschließenden Qualifikationsspiel gegen die Slowakei reicht, um das WM-Ticket sicher zu buchen. Doch der Druck ist immens. Ein Umweg über die Playoffs soll unbedingt vermieden werden.

In der Wiege des Deutschen Fußball-Bunds ist alles für die schwarz-rot-goldene Quali-Party bereitet - und Julian Nagelsmann würde die eindringliche Forderung seiner Vorgesetzten nur zu gerne erfüllen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf erwartet vor dem Showdown in Leipzig gegen die Slowakei, "dass wir bei der Auslosung Klarheit über alles haben und nicht in irgendwelche Qualifikationsrunden müssen". Sportdirektor Rudi Völler denkt derweil mit Grausen an die Play-offs gegen die Ukraine 2001 zurück. "Das war die größte Drucksituation, die ich in meiner Karriere erlebt habe", sagte der damalige Teamchef.

Damit sich ein solches Nervenspiel im März nicht wiederholt, benötigt der viermalige Weltmeister gegen die Nummer 46 der FIFA-Weltrangliste notfalls auch ohne den angeschlagenen Kapitän Joshua Kimmich zumindest ein Unentschieden. Und eine ganz andere Herangehensweise als im Hinspiel bei der Blamage von Bratislava (0:2) oder beim mühsamen Zittersieg am vergangenen Freitag beim krassen Außenseiter Luxemburg (2:0). "Wir wollen mit Intensität und Leidenschaft reingehen, nochmal ein geiles Heimspiel haben, den Fans was bieten, sie mitreißen, eine geile Atmosphäre schaffen, dass jeder Bock hat auf die WM", sagte Nick Woltemade, der im Großherzogtum mit seinem Doppelpack zum gefeierten Matchwinner avanciert war.

Nagelsmann hofft, dass "alle gewarnt sind"

Ob er sich am Montag (20.45 Uhr/ZDF und im Liveticker bei ntv.de) in eine Reihe mit Stan Libuda, Thomas Häßler und Michael Ballack stellen kann? Sie alle schossen Deutschland einst in einem Quali-"Finale" zur WM. Schalke-Legende Libuda gelang vor der Endrunde 1970 gegen Schottland in der Schlacht von Hamburg der Siegtreffer (3:2), "Icke" Häßler traf vor dem Titel 1990 im entscheidenden Spiel sehenswert gegen Wales (2:1). Ballack war mit drei Toren der entscheidende Mann in zwei Entscheidungsspielen gegen die Ukraine (1:1/4:1) unter Völler.

Für die 21. WM-Teilnahme werden neue Helden gesucht, Nagelsmann hat seine teils verunsicherten Stars um Florian Wirtz eindringlich ins Gebet genommen. Das Hinspiel "sollte bei allen dazu führen, dass wir gewarnt sind". Um das Ticket für das XXL-Turnier 2026 in den USA, Mexiko und Kanada noch vor der Auslosung am 5. Dezember in Washington zu lösen, müsse "die Herangehensweise ganz anders sein". Sollte das klappen und seine Elf die nötige Gier zeigen, "wirst du auch fußballerisch anders auftreten", ist sich der 38-Jährige sicher.

Bedenkliche Leistung in Luxemburg

In Luxemburg war der Auftritt lange bedenklich. Ohne ein halbes Dutzend Stammspieler musste die DFB-Auswahl einige kritische Situationen überstehen. Spielkontrolle? Fehlanzeige! Statt der von Nagelsmann vor dem Quali-Start geforderten Dominanz setzte der EM-Viertelfinalist seine holprigen Auftritte fort.

Der Mannschaft mangelt es ohne Spieler wie Kapitän Kimmich, Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck, Jamal Musiala oder Kai Havertz am Selbstverständnis. Nagelsmann zeigte Verständnis und ließ Milde walten. Er hat nicht das Gefühl, "dass es die Mannschaft verträgt, wenn man super draufhaut". Dennoch bemängelte er vor dem Abschlusstraining am Sonntagnachmittag: Im Hinspiel sei der Spielvortrag "sehr langsam, sehr träge" gewesen, "das muss anders werden".

El Mala darf nicht mehr mitmachen

Leroy Sané könnte dazu beitragen. Der Türkei-Legionär war in seinem ersten Länderspiel seit Juni in Luxemburg einer der wenigen Lichtblicke. Bezüglich einer Rückkehr von Kimmich (Sprunggelenk) ist Nagelsmann "vorsichtig skeptisch", zuvor hatte es eigentlich gut ausgesehen. Bei Schlotterbeck (Fußverletzung) sei er dagegen "vorsichtig optimistisch". Auf Jungstar Said El Mala verzichtet er, der Kölner reiste zur U21. Ungeachtet der personellen Fragen geht es nur noch darum, die WM-Teilnahme auf dem direkten Weg zu sichern. "Ich bin guter Dinge, dass wir das Ding ziehen", sagte der Leipziger David Raum vor seinem Heimspiel.

Doch der Gegner reist nach dem Last-Minute-Sieg gegen Nordirland (1:0) mit Selbstvertrauen an und träumt von seiner zweiten WM-Teilnahme nach 2010. "Wir fahren nach Deutschland und wollen in Leipzig gewinnen – wie in jedem Spiel", sagte Trainer Francesco Calzona, dessen Team die Play-offs wie die deutsche Auswahl sicher hat. Doch die Mannschaft um Schlüsselfigur Stanislav Lobotka will mehr - und die schwarz-rot-goldene Party 125 Jahre nach der DFB-Gründung crashen.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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