Schwere Vorwürfe erhoben Neuseeland und Irland brechen Länderspiele gegen Katar und Kuwait ab
20.06.2023, 11:53 Uhr
Michael Boxall soll das Ziel der rassistischen Beleidigung gewesen sein.
(Foto: IMAGO/Bildbyran)
In Österreich treffen die Fußball-Nationalmannschaften aus Neuseeland und Katar aufeinander, außerdem die U21 aus Irland und die U22 aus Kuwait. Beide Länderspiele werden vorzeitig beendet, weil sich ein Team der Fortsetzung infolge von Rassismusvorwürfen verweigert. Die Beschuldigten sehen das anders.
Der 19. Juni dürfte als einer der seltenen Tage in die Fußball-Geschichte eingehen, an denen gleich zwei Länderspiele abgebrochen wurden. Zunächst weigerte sich Neuseelands A-Nationalmannschaft, zur zweiten Halbzeit gegen die Auswahl von Katar anzutreten. Wenig später dann konnte auch die Partie zwischen Irlands U21 und Kuwaits U22 nicht zu Ende gebracht werden, weil die Iren sich der Fortsetzung verweigerten. Auslöser in beiden Fällen: rassistische Äußerungen. So berichten es sowohl der neuseeländische als auch der irische Verband. Beide Matches fanden auf neutralem Grund in Österreich statt.
"Wir wollen nie, dass ein Spiel abgebrochen wird", sagte Andrew Pragnell, Chef des neuseeländischen Fußballverbandes, "aber manche Probleme gehen über den Fußball hinaus und es ist wichtig, Stellung zu beziehen." Auch Sportminister Grant Robertson lobte die Abbruch-Entscheidung. Innenverteidiger Michael Boxall soll gegen Ende der ersten Halbzeit beim Stand von 1:0 für die Kiwis von einem katarischen Fußballer rassistisch beschimpft worden sein. Obwohl Teamkollegen den Vorfall Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gemeldet hätten, habe dieser keine Maßnahmen ergriffen, hieß es.
Was genau auf dem Spielfeld im österreichischen Ritzing gesagt wurde, ist bislang unklar. Pragnell: "Ich werde nicht näher auf die Art des Kommentars eingehen, aber er war wirklich schwerwiegend und meiner Meinung nach abscheulich und hat absolut keinen Platz auf dem Fußballplatz oder anderswo, also möchte ich ihn nicht wiederholen." Die Mannschaft habe sich mit Boxall solidarisiert und entscheiden, die Partie nach der Halbzeitpause nicht wieder aufzunehmen.
Katar-Trainer hat nichts gehört
Deutlich kürzer hält sich der katarische Verband in seinen offiziellen Mitteilungen zum Spielabbruch. "New Zealand hat sich aus dem Freundschaftsspiel zurückgezogen", schreibt der englischsprachige Account der Qatar Football Association auf Twitter, ohne Gründe dafür zu nennen - darunter finden sich diverse Kommentare, die um Aufklärung bitten und auf die Rassismusvorwürfe verweisen. Auf der Webseite der katarischen Nachrichtenagentur QNA ist am späten Vormittag deutscher Zeit nur eine Vorabmeldung zu finden, die auf das Spiel hinweist.
Die vom Staat unabhängige Nachrichtenseite "Doha News", in der Vergangenheit wegen kritischer Berichterstattung von Katar zeitweise verboten, schreibt indes über den Vorfall und die Anschuldigungen. Dort heißt es, Katars Nationaltrainer Carlos Queiroz sei vom Abbruch überrascht worden und hoffe nun, dass der Weltverband sich der Sache annehme. Er habe keine rassistischen Äußerungen wahrgenommen und auch die Schiedsrichter haben laut Queiroz nichts Derartiges gehört. "Doha News" verlinkt allerdings auch ein Video, das den Vorfall zeigen soll. Dies zeigt eine verbale Auseinandersetzung zwischen Fußballern beider Mannschaften und offenbar einen neuseeländischen Spieler, der zum Schiedsrichter sagt: "Schiri, sowas darf er nicht sagen".
Kuwaits Verband erklärt Abbruch ganz anders
Einen ähnlichen Vorfall scheint es auch beim U-Länderspiel zwischen den Mannschaften aus Irland und Kuwait gegeben zu haben. Wie der irische Verband via Twitter mitteilte, sei ein Auswechselspieler von einem Spieler aus Kuwait rassistisch beleidigt worden. Der Vorfall wurde den Verbänden FIFA und UEFA gemeldet, hieß es von den Iren. Der "Irish Examiner" berichtet, dass die Beleidigung beim Stand von 3:0 für Irland in der zweiten Halbzeit gefallen sei.
Der kuwaitische Fußballverband berichtete zwar auch vom Abbruch, allerdings mit einer anderen Begründung. Demnach sei die Partie "aufgrund der übermäßigen Härte und der Spannungen zwischen den Spielern" nicht zu Ende gespielt worden. In der 70. Minute sei das Duell unterbrochen worden, "um die Spieler vor Verletzungen zu schützen". Darüber hinaus gibt es lobende Worte für die "Disziplin und den Einsatz" der kuwaitischen Fußballer, die sich für ein Trainingslager in Österreich versammelt hatten.
Auf Twitter reagiert die Kuwait Football Association in einem ausführlichen Statement abwehrend auf die Vorwürfe des irischen Verbands. Die Berichte über rassistische Beleidigungen seien "falsch und werden kategorisch zurückgewiesen", ehe noch einmal ein Verweis auf die übermäßige Härte als angeblicher Auslöser des Abbruchs erfolgt. Die kuwaitischen Fußballer würden sich durch "Disziplin, gute Manieren und vorbildliches Verhalten" auszeichnen: "Keinem von ihnen ist es erlaubt, sich gegenüber anderen ungebührlich zu verhalten."
Quelle: ntv.de, tsi