Fußball

Deutsche Legionäre im Formcheck Özil taucht ab, Kroos schnarcht, HW4 bosst

 Ein tatsächliches Rätsel: Mesut Özil.

Ein tatsächliches Rätsel: Mesut Özil.

(Foto: imago/BPI)

Einige deutsche Weltmeister halten es gerade mit der VW-Taktik, sie täuschen ihre Qualität nur vor. Die Ausnahmen heißen Bastian Schweinsteiger und Shkodran Mustafi. "HW4", der nun in Sevilla "HW17" ist, überzeugt vollends.

Gastarbeiter des Wochenendes

Heiko Westermann (Betis Sevilla): Ja, wirklich. "Westermann war der beste Mann", so schrieb es die "ABC de Sevilla" nach dem 0:0 von Betis gegen den FC Valencia in der spanischen Primera Division. Es war der zweite Einsatz des Innenverteidigers - zum zweiten Mal spielte er durch und zum zweiten Mal stand bei seinem Team die Null. Mit ihm holte Betis in zwei Spielen vier Punkte bei 1:0 Toren, in den zwei Matches ohne ihn nur einen Punkt bei 1:6 Toren. Nicht nur sportlich passt es beim Ex-Hamburger, auch abseits des Platzes ist er glücklich. "In Hamburg konnte ich das Leben in den letzten Jahren nicht genießen", verriet er der "Bild"-Zeitung. Zurück blieben seine Fans, die den Abschied nicht verwunden haben. Einer zeigte am Wochenende im Volkspark ein Plakat mit der Aufschrift "Legenden leben ewig - HW4". Aber die Zeiten sind vorbei, unwiederbringlich - in Sevilla trägt Westermann die 17.

Gefeiert

Alles auf sein Kommando: Bastian Schweinsteiger.

Alles auf sein Kommando: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: imago/Colorsport)

Bastian Schweinsteiger (Manchester United): Reinkommen, Tor einleiten, gewinnen: So sah der Sonntag von Kurzarbeiter Bastian Schweinsteiger in der englischen Premier League aus. Gegen Southampton saß der Weltmeister erst auf der Bank, übernahm dann aber in der 60. Minute beim Stand von 2:1 sofort das Kommando im Mittelfeld. Acht Minuten später war er mit einem klugen Pass am 3:1 beteiligt. Die United-Fans dankten es ihm mit einer minutenlangen Version des "Deutscher Fußballmeister – Bastiaaaaaaan"-Gesanges.

Marko Marin (Trabzonspor): "The German Messi", so nannte ihn der "Independent" wirklich, damals, als Marko Marin für acht Millionen Euro vom SV Werder Bremen zu Chelsea wechselte. 2012 war das. Nur 16-mal trug er das Trikot der "Blues", die ihn nach nur einer Saison verliehen. Erst nach Sevilla, dann nach Florenz, dann nach Anderlecht, und nun zu Trabzonspor. Dort hat er es immerhin schnell zum Liebling der Fans geschafft, auch wenn es bisher nur für ein paar Kurzeinsätze reichte - beim unglücklichen 0:1 gegen Lukas Podolskis Galatasaray stand er nun in der Startelf, konnte trotz einer guten Leistung aber nicht treffen.

Geschmäht

Marc-André ter Stegen (FC Barcelona): Die Aktien des Torwart-Talents entwickeln sich derzeit ungefähr so gut wie die von VW: Erst ließ sich ter Stegen in der Champions League gegen Rom aus 50 Metern düpieren, nun griff er beim ungefährdeten 4:1 von Barcelona gegen Levante daneben. Die Zeitungen attestierten dem 23-Jährigen Nervenschwäche, angeblich sei auch den Mitspielern unwohl, wenn ter Stegen den Kasten hütet. Fakt ist: In allen fünf Spielen der Saison hat er mindestens ein Gegentor kassiert. Sein Trainer Luis Enrique wollte ihn nicht kritisieren, doch der Blankoscheck gilt nur noch zwei Wochen - dann kommt der verletzte Konkurrent Claudio Bravo zurück.

"Ich will, dass er frisch bleibt": Toni Kroos.

"Ich will, dass er frisch bleibt": Toni Kroos.

(Foto: imago/Alterphotos)

Toni Kroos (Real Madrid): "Er ist ein Rätsel", konstatierte die "El Mundo Deportivo". Das war das Zuckerbrot. Die Peitsche: "Kroos ist eine unmögliche Schnarchnase". Was der Weltmeister verbrochen hatte? Er zeigte wie das gesamte Team eine uninspirierte Leistung, die zu einem 1:0 gegen den FC Granada reichte. Kroos wurde nach 62 Minuten vom Platz und danach von seinem Trainer in Schutz genommen: "Ich will, dass er frisch bleibt", sagte Rafael Benitez. Deswegen müsse er den Marathon-Mann der Vorsaison von Zeit zu Zeit schonen.

Gefragt

Shkodran Mustafi (FC Valencia): Die Minimalisten aus Valencia haben wieder zugeschlagen: In vier Spielen haben sie nun einen Sieg und drei Unentschieden geholt, mit einem Torverhältnis von 2:1. Den Verteidiger Mustafi wird es freuen, er trug seinen Teil zum 0:0 gegen Betis Sevilla bei. DFB-Co-Trainer Thomas Schneider sagte unter der Woche, Mustafi sei "ein Leader in Valencia". Vielleicht nicht mehr lange: Nach wie vor steht Mustafi sowohl beim FC Barcelona als auch bei Real Madrid hoch im Kurs, ein Wechsel des 23-Jährigen schon im Winter ist immer wieder ein Thema.

Nebendarsteller

Mesut Özil (FC Arsenal): Ein tatsächliches Rätsel ist Mesut Özil. Gut in die Saison gestartet, machte vor einer Woche eine Statistik die Runde, laut der kein anderer Premier-League-Spieler 2015 so viele Chancen für seine Mitspieler kreierte wie Mesut Özil. Niemand. Und was macht Özil im heißblütigen Match seiner Gunners gegen Chelsea? Er bestätigt seinen zweifelhaften Ruf und taucht einfach ab. Klar, eine Passgenauigkeit von 90 Prozent spricht für ihn. Nur 32 geschlagene Pässe eher nicht. Fand auch Arsene Wenger, der Özil in der 75. Minute auswechselte.

Lukas Podolski (Galatasaray): Es ist schon wieder soweit, dass die Mitspieler Podolski in Schutz nehmen müssen. "Er spielt noch nicht so, wie er es sich vornimmt. Ich denke trotzdem, dass wir noch viel Freude an ihm haben werden", sagte Yasin Öztekin nach dem glücklichen Sieg über Marins Trabzonspor. Podolski wurde nach 61 Minuten ausgewechselt.

Mario Gomez (Besiktas): Süper-Mario und sein Landsmann Andreas Beck haben mit Besiktas Platz zwei in der Türkei erobert, auch wenn es für den Klub aus Istanbul nur für ein 1:1 gegen Genclerbirligi reichte. Die auffälligste Aktion von Gomez: Eine Gelbe Karte.

Emre Can (FC Liverpool): Spielte in der Dreierkette seines FC Liverpool gegen Norwich City mehr als solide, gab die meisten Pässe der Partie ab, von seinen 80 Zuspielen kamen 66 an - und doch reichte es wieder nicht zu einem Sieg für die "Reds". Nur 1:1 gegen den Außenseiter, nur Platz 13 in der Tabelle - gut möglich, dass Can bald einen neuen Trainer hat.

Kevin Trapp (Paris St. Germain): Nur nicht wieder so einen Riesenmist bauen wie am vergangenen Wochenende, das war das Motto für Kevin Trapp. Das hat geklappt, mehr aber auch nicht bei Paris St. Germain, das über ein 1:1 bei Stade Rennes nicht hinaus kam.

Antonio Rüdiger (AS Rom): 300 Tore hat Francesco Totti nun für seine Roma erzielt, was für eine Marke. Abgesehen von diesem Meilenstein hatte das Wochenende nichts Erfreuliches zu bieten für Rüdigers AS Rom, das 2:2 gegen Sassuolo Calcio ist zu wenig für die Ambitionen der Hauptstädter. Immerhin spielte der Ex-Stuttgarter durch.

Lazarett

Sami Khedira (Juventus Turin): Auf den ersten Saisonsieg musste die Alte Dame bis zum Wochenende warten. In Genua schaffte Juventus Turin ein 2:0. Khedira wird voraussichtlich frühestens in drei Wochen mitmischen können.

Miroslav Klose (Lazio Rom): Das 0:5-Debakel von Lazio beim SSC Neapel hätte der Stürmer Klose wohl auch nicht verhindern können. Seine Oberschenkelverletzung setzt den Weltmeister noch bis Mitte Oktober außer Gefecht.

Per Mertesacker (FC Arsenal): Der Abwehrrecke schleppt weiter eine Erkältung mit sich rum, beim Duell mit Chelsea wurde er von Mitspielern und Fans schmerzlich vermisst. Den deutschen Fernsehzuschauern präsentierte er sich hingegen fit und gut gelaunt im "Aktuellen Sportstudio". Der "Mirror" war erstaunt, wie locker hierzulande die Gesänge für den "Big Fucking German" gehändelt werden. Kleiner Hinweis an die Kollegen: Die "very popular sports show" heißt nicht "Das Torwandschießen". Auch wenn man auf alles andere oft getrost verzichten könnte.

Quelle: ntv.de

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