Fußball

Der Kronzprinz geht mit unter Platini wehrt sich gegen den Blatter-Sog

Sorgt sich eher um sich selbst: Michel Platini.

Sorgt sich eher um sich selbst: Michel Platini.

(Foto: AP)

Was wird aus Michel Platini? Der Präsident der Uefa nicht erst seit seiner Sperre durch die Fifa schwer angeschlagen. Er bleibt im Amt, reagiert mit bizarren Erklärungen, einem Einspruch - und will er auf jeden Fall der Nachfolger Joseph Blatters beim Weltverband werden.

Michel Platini, immer noch Präsident der Europäischen Fußball-Union, wird Einspruch gegen seine provisorische Sperre einlegen und will sich weiter um den Posten als Präsident des Weltverbandes bewerben. Dabei kann er sich auf die "volle Unterstützung" der Uefa verlassen. Die ließ verlauten, sie wolle Platini sogar weiterhin die Amtsgeschäfte überlassen. Sie sehe "zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit" einer Übergabe an den potenziellen Interimspräsidenten Angel Maria Villar Llona.

"Der Uefa-Präsident wird alle nötigen Schritte einleiten, um seinen Namen reinzuwaschen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbands Fifa hatte ihren eigenen Chef Joseph Blatter und Platini provisorisch für 90 Tage gesperrt. Während der Suspendierung, die um 45 Tage verlängert werden kann, dürfen beide keinerlei Aktivitäten im Fußball ausüben. "Heute morgen", hatte Platini bizarrerweise unmittelbar vor der Sperre bekannt gegeben, habe er "die Briefe mit der Unterstützung, die ich für meine Kandidatur als Fifa-Präsident benötige, abgeschickt".

"Werden diese Schwierigkeiten überwinden"

Es bestehen allerdings berechtigte Zweifel, ob sich Platini da nicht verschätzt. Vielmehr spricht einiges dafür, dass auch er im Sog des "Blatter-Bebens" untergeht. Die Zahlung der Fifa in Höhe von zwei Millionen Franken - das sind 1,8 Millionen Euro - im Februar 2011 für unbestrittene Dienste als Berater Blatters zwischen Januar 1999 und 2002 dürfte ihn zu Fall bringen. Doch Platini behauptet: "Ich bin sicher, wir werden diese Schwierigkeiten überwinden." Doch seine Chancen, am 26. Februar kommenden Jahres die Nachfolge des seit 1998 amtierenden Blatter, gegen den in der Schweiz ein Strafverfahren eröffnet wurde, anzutreten, gehen gegen null.

Zwar hat er die fünf benötigten Unterschriften aus den Nationalverbänden eingereicht - aber ein suspendierter Funktionär als Präsidentschaftskandidat? Unmöglich. Seine Anwesenheit am 12. Dezember in Paris bei der Vorrunden-Auslosung für die EM 2016 in seiner Heimat: nach Lage der Dinge verboten. Die Schweizer Justiz hatte Platini als "Auskunftsperson" vernommen - und nicht, wie Blatter, als Angeklagten. Seitdem hat seine Glaubwürdigkeit enorm gelitten. Weshalb hat Platini sein Honorar erst mit neun Jahren Verspätung erhalten? Wie sauber ist Blatters früherer Berater und Freund, der als einziger veröffentlicht hat, für die WM 2022 in Katar gestimmt zu haben? War die Fifa-Zahlung ausschlaggebend dafür, dass Platini stets auf eine Kandidatur bei Präsidentschaftswahlen gegen Blatter verzichtet hat?

Für Alain Leiblang ist die Sache klar. Er hatte Platini 2007 bei dessen Kandidatur um die Uefa-Spitze als Nachfolger des schwedischen Amtsinhabers Lennart Johansson beraten. Nun sagte Leiblang der Boulevardzeitung "Le Parisien": "Platini wollte aus persönlichen Gründen in Paris wohnen und ist in der fraglichen Zeit definitiv mehrere Tage pro Woche in Zürich gewesen. Wenn ich die 1,8 Millionen durch die 42 Monate teile, komme ich auf ein Monatsgehalt von rund 43.000 Euro im Monat. Das mag viel erscheinen, aber bitte: Es handelt sich um Platini. Weshalb er erst im Nachhinein mit Blatter über eine Entlohnung verhandelt hat, entzieht sich meiner Kenntnis."

Quelle: ntv.de, Rainer Kalb, sid

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