CVC verhandelte auch mit DFL Razzia bei Liga und Investor erschüttert Frankreichs Fußball
05.11.2024, 16:22 Uhr
Die Zentrale der französischen Liga.
(Foto: dpa)
Der Einstieg eines Investors in die Vermarktung der TV-Rechte war für Frankreichs Ligue 1 ein Flop. Weil Liga-Verantwortliche sich durch den Deal bereichert haben sollen, rücken nun die Fahnder an. Die Razzia deutet an, was dem deutschen Fußball womöglich entgangen ist.
In Frankreich läuft eine Razzia der Finanzfahndung beim Fußballligaverband LFP und dem Finanzinvestor CVC wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Gelder und Korruption. Die Durchsuchungen folgten auf im Juli gestartete Ermittlungen, die den Einstieg des Finanzinvestors in die Vermarktung der TV-Rechte der französischen Fußball-Liga Ligue 1 im Jahr 2022 unter die Lupe nähmen, teilte die Finanzstaatsanwaltschaft in Paris mit. Nach Medienberichten rückten die Fahnder auch bei Liga-Präsident Vincent Labrune an.
Auslöser der Ermittlungen sei eine Anzeige des Antikorruptionsvereins "AC!" Ende 2023 gewesen, in der der Vorwurf der Veruntreuung öffentlicher Gelder bei der Gründung einer Tochtergesellschaft des LFP erhoben wird, die sich um die Vermarktung der TV-Rechte kümmert, hieß es von der Staatsanwaltschaft weiter.
Liga erhält viel weniger Geld als erwartet
In Frankreich kaufte CVC im Jahr 2022 für rund 1,5 Milliarden Euro 13 Prozent der Anteile der neu gegründeten Tochtergesellschaft des LFP. Im Gegenzug fließen 13 Prozent der Vermarktungserlöse an den Investor. Zwei Jahre nach dem viel diskutierten Einstieg des Investors verkaufte die Ligue 1 in diesem Sommer ihre TV-Rechte ab der kommenden Saison an den Streamingdienst DAZN und den katarischen Sender beIN Sports. Der Deal sorgte in Frankreich für Kritik, weil er der Liga nur rund 500 Millionen Euro pro Saison einbringt. Damit liegt er weit unter den Erwartungen, die beim Einstieg des Investors CVC formuliert wurden.
Wie der Sender France Info berichtete, erfolgte die Razzia der Finanzfahnder sechs Tage nach der Vorlage eines Berichts im Pariser Senat, wonach die Liga-Verantwortlichen hohe Boni durch den Deal mit CVC kassierten und deshalb ein persönliches Interesse an dem Abschluss hatten. Demnach soll Liga-Präsident Labrune einen Bonus von drei Millionen Euro kassiert haben, sein Jahresgehalt soll auf 1,2 Millionen Euro verdreifacht worden sein.
CVC war beim gescheiterten Investoren-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) der letzte verbliebene Kandidat. Neben einer Beteiligung an den französischen Medienrechten hält das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg unter anderem auch Anteile an der spanischen La Liga. Die DFL hatte den Deal nach monatelangen und ununterbrochenen Protesten der Fans platzen lassen. "Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", hatte Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums, damals gesagt.
Quelle: ntv.de, sue/dpa