Fußball

Was wird aus der DFB-Karriere? Reus bereut, der BVB hält zu ihm

Einer der Besten: Bundestrainer Joachim Löw mit Marco Reus.

Einer der Besten: Bundestrainer Joachim Löw mit Marco Reus.

(Foto: dpa)

Nationalspieler sind Vorbilder - sagt Oliver Bierhoff. Und was ist mit Fußballprofi Marco Reus? Der fährt nicht nur ohne Führerschein, sondern besitzt offensichtlich auch ein gefälschtes Dokument. Der BVB macht dennoch auf Solidarität.

Es gibt da diesen Satz von Oliver Bierhoff, dem Manager der deutschen Nationalmannschaft. Gesagt hat er ihn vor der Fußball-Weltmeisterschaft, die bekanntlich für die DFB-Elf ein erfreuliches Ende nahm. In Brasilien nicht dabei war Marco Reus, der Dortmunder hatte sich im letzten Spiel vor der WM verletzt. Nun, da wir wissen, dass er jahrelang Auto gefahren ist, ohne je die Führerscheinprüfung bestanden zu haben, gewinnt das, was Bierhoff gesagt hat, noch einmal an Gewicht. Zumal mittlerweile herausgekommen ist, dass Reus bei der finalen und für ihn fatalen Polizeikontrolle eine gefälschte niederländische Fahrerlaubnis präsentiert haben soll. Bierhoff sagte damals: Nationalspieler seien "in ganz besonderem Maß Vorbilder, auch neben dem Platz."

Der DFB wird sich nun überlegen müssen, wie er damit umgeht, dass einer ihrer besten Spieler über einen sehr langen Zeitraum etwas getan hat, was nicht nur verboten ist, sondern auch so ganz und gar nicht vorbildlich. Bisher hat niemand was zum Thema Reus gesagt, weder Bierhoff noch Präsident Wolfgang Niersbach und auch nicht Trainer Joachim Löw. Ignorieren können sie die Causa nicht. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kommentierte das so: "Die Frage kann in diesem Fall nicht mehr lauten, ob Reus aus dem Weltmeister-Team fliegt, sondern nur noch: wie lange."

Strafe: 540.000 Euro, Sportwagen: 236.000 Euro

Bei der Beantwortung dieser Frage dürfte es eine Rolle spielen, dass Reus eben nicht nur ohne Führerschein fuhr, sondern offensichtlich auch ein gefälschtes Dokument besaß. Der Westdeutsche Rundfunk hatte das herausgefunden und aus dem Strafbefehl gegen Reus zitiert: "Im Jahr 2009 verschafften Sie sich über eine unbekannt gebliebene Kontaktperson einen niederländischen Führerschein, bei dem Ihnen bekannt war, dass Sie durch diesen keine Berechtigung erhalten, in Deutschland Kraftfahrzeuge zu führen. Bei diesem handelt es sich um eine Fälschung", zitiert der WDR aus dem Strafbefehl. Ein Justizsprecher sagte der "Bild"-Zeitung, Reus habe den ungültigen Führerschein bei einer Verkehrskontrolle am 18. März 2014 vorgezeigt. Die Behörden hätten deshalb wegen Urkundenfälschung gegen ihn ermittelt, das Verfahren aber eingestellt, weil ihm wegen Fahrens ohne Führerschein bereits eine höhere Strafe drohte.

Das Ergebnis ist bekannt: Marco Reus muss 540.000 Euro Strafe zahlen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie er für seinen Sportwagen bezahlt hat. Der Aston Martin Vanquish beschleunigt mit seinen 573 PS aus dem Stand auf Tempo 100 in knapp vier Sekunden und kostet 236.000 Euro - in der Grundausstattung ohne Extras. Die Frage, was Marco Reus sich dabei gedacht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Immerhin hat er versprochen: "So etwas passiert mir nie wieder." Und wie geht es nun weiter? In Dortmund schließen sie die Reihen und bekunden eher mehr als weniger deutlich, dass sie zu ihrem Spieler stehen. Pressesprecher Sascha Fligge gab die Richtung vor: "Er sieht seinen Fehler ein, spricht selbst von einer großen Dummheit. Er hat versprochen, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Weil wir Marco nicht nur als Sportler, sondern auch als Mensch sehr schätzen, sehen wir keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln." Von einer Bestrafung sprach er nicht.

Trainer Jürgen Klopp, der gestern lange mit Reus gesprochen hat, folgte der Linie und äußerte sich verständnisvoll: "Er ist maximal einsichtig und als ganz junger Kerl falsch abgebogen. Nun ist er erwischt worden, kriegt eine außergewöhnlich hohe Strafe und das ist auch gut so. Jetzt ziehen wir einen Strich drunter und es geht normal weiter." Und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sicherte Reus gar "komplette Solidarität" des Bundesligisten zu. "Wir stehen zu Marco wie eine Eins", sagte er dem Bezahlsender Sky. Im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Welt" zeigte er sogar väterliches Verständnis: "Marco hat sich zu dem Schritt entschieden, ohne Führerschein zu fahren, als er 18 oder 19 Jahre alt war. Anschließend erst kam diese unfassbare Prominenz. Da konnte er natürlich schwerlich zu einer Fahrschule fahren und sagen: Ich möchte gern den Führerschein machen." Die neuen Vorwürfe in Sachen gefälschtes Dokument wollte aber selbst Watzke nicht mehr kommentieren. Auch er weiß: Was bleibt, ist der Satz von Oliver Bierhoff.

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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