"Abwehr ist Frankreichs Problem" Rumänien rührt für EM-Eröffnung Beton an
10.06.2016, 18:09 Uhr
Rumäniens Trainer Anghel Iordanescu (l.) pflegt das Außenseiter-Image.
(Foto: imago/PanoramiC)
Mit Abwehr kennt sich die rumänische Nationalmannschaft aus - sie selbst kassierte in der Qualifikation nur zwei Tore. In der Defensive von Gegner und Favoriten Frankreich haben sie "das größte Problem" ausgemacht. Jetzt müssen sie es nur noch ausnutzen.
Frankreich fiebert euphorisch seiner ersten EM-Fete entgegen, doch ein aufmüpfiger Außenseiter will als Partyschreck in den schmucken Festsaal Stade de France platzen. "Die Abwehr ist Frankreichs größtes Problem. Viele Spieler sind verletzt. Das wollen wir ausnutzen", sagte Rumäniens Kapitän Vlad Chiriches vor dem EM-Eröffnungsspiel am Freitag (21 Uhr/n-tv.de Liveticker) in Paris gegen den schier übermächtigen Gastgeber.
Vor dem für Chiriches "wichtigsten Spiel" seiner Karriere fühlen sich die Rumänen in der Rolle des Underdogs pudelwohl. Trainer-Routinier Anghel Iordanescu wirkte in seiner gelben Trainingsjacke auf der abschließenden Pressekonferenz vollkommen gelassen, dies überträgt sich auch auf seine Spieler. "Es ist ein Vergnügen, in solch einer Arena zu spielen. Für uns bedeutet das Eröffnungsspiel keinen zusätzlichen Druck", sagte Mittelfeldspieler Gabriel Torje.
Co-Trainer Viorel Moldovan erinnert die Équipe tricolore derweil an die große Erwartungshaltung. "Die Welt erwartet, dass sie das Turnier gewinnen", sagte der ehemalige Nationalspieler. Um den Franzosen bei ihrer Titelmission gleich zum Auftakt einen Dämpfer zu versetzen, bauen die Rumänen ganz auf ihre Abwehrstärke. Mit nur zwei Gegentoren in zehn Spielen kassierte der EM-Viertelfinalist von 2000 die wenigsten Treffer aller Teams in der Qualifikation für die Euro. "Es ist nicht einfach, gegen sie ein Tor zu machen", stellte schon der spanische Welt- und Europameistertrainer Vicente del Bosque nach einem 0:0 gegen die Rumänen in einem Länderspiel im März anerkennend fest.
Generalprobe gibt Selbstvertrauen
Große Stars sind in der Mannschaft von Iordanescu nicht zu finden. Vor der EM wurde sogar Alexandru Maxim vom Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart ausgemustert. Maxim reagierte mit großem Unverständnis auf seine überraschende Ausbootung. Den WM-Viertelfinalisten von 1994 plagen aber noch weitere Probleme. In zehn EM-Qualifikationsspielen gelangen der harmlosen Offensive gerade einmal elf Tore. Kein Wunder, dass die rund 400 Fans jeden erfolgreichen Abschluss ihrer Mannschaft beim Torschusstraining im EM-Quartier in Orry-la-Ville bejubelten.
Der aufgrund der unattraktiven Spielweise seines Teams nicht unumstrittene Iordanescu backt unterdessen angesichts der Sturmschwäche lieber kleine Brötchen. "Die Franzosen verfügen über Topspieler, die in der Champions League oder in der Europa League viel Erfahrung haben. Unsere Spieler sind in Rumänien, Bulgarien, Israel und Katar aktiv", sagte Iordanescu, der seine Bestbesetzung aufbieten kann. Auch der zuletzt angeschlagene Stürmer Florin Andone meldete sich rechtzeitig fit.
Das 5:1 bei der EM-Generalprobe gegen Georgien hat den Rumänen aber Selbstvertrauen gegeben. "Wir spielen gegen einen der großen Favoriten, wir sind aber durchaus optimistisch", sagte Iordanescu, der ankündigte, "nicht nur defensiv zu spielen". Razvan Rat mahnte seine Mitspieler, sich gegen den "stärksten Gegner der Gruppe", sich "nicht zu verstecken". Der 35-Jährige ist mit mehr als 100 Länderspielen mit Abstand der erfahrenste Profi im Aufgebot. "Meine Teilnahme an der Euro 2008 wird mir helfen, meine Emotionen am Freitag im Griff zu haben", ergänzte Rat. Gute Voraussetzungen also, um den Partyschreck zu geben.
Quelle: ntv.de, rpe/sid