Fußball

Eintracht wütet nach BVB-Sieg Schiedsrichter erklärt unverständliche Fehlentscheidung

Frankfurt fordert Elfmeter, doch Stegemann sieht's anders.

Frankfurt fordert Elfmeter, doch Stegemann sieht's anders.

(Foto: IMAGO/Hartenfelser)

Der Video Assistant Referee soll Fehler und falsche Einschätzungen der Schiedsrichter korrigieren. Im Spiel zwischen Frankfurt und Dortmund aber bleibt der notwendige Eingriff aus. Sascha Stegemann sagt anschließend, wie das passiert ist. Die Wut der Eintracht kann das nicht mildern.

Sascha Stegemann suchte keine Ausreden, sondern gab den schweren Fehler direkt zu. "Ja", sagte der Schiedsrichter nach dem Abendspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund auf die Frage, ob der Schubser von Karim Adeyemi gegen Jesper Lindström hätte geahndet werden müssen. "Wenn ich jetzt die Bilder mit den entsprechenden Kameraperspektiven sehe", sagte Stegemann bei Sky, dann "muss man klar konstatieren, dass es einen Strafstoß für Eintracht Frankfurt hätte geben müssen." Und zwar, "weil sich der Sachverhalt in den TV-Bildern und gerade in der Zeitlupe anders darstellt, als für mich auf dem Spielfeld."

Kurz vor der Halbzeit und beim Stand von 1:1 hatte der BVB-Angreifer den einschussbereiten Stürmer der Eintracht im Strafraum umgestoßen. Statt auf den Punkt zu zeigen, zeigte Stegemann jedoch Handspiel und Freistoß für Dortmund an, weil Lindström im Fallen mit den Armen auf dem Ball gelandet war. Der Unparteiische habe in dem Zweikampf allerdings "kein klares Foul erkennen" können, "sondern nur einen normalen Körperkontakt", wie er anschließend erklärte. Und sogar den Video Assistant Referee im viel zitierten Kölner Keller angefunkt, um nachzufragen, ob er alles richtig gesehen habe.

Um diesen Schubser geht es.

Um diesen Schubser geht es.

(Foto: IMAGO/Revierfoto)

"Dort wurde die Situation gecheckt", gab Stegemann Einblick in die Kommunikation, doch Videoassistent Robert Kampka und sein Team hätten die Entscheidung "als nicht klar und offensichtlich falsch eingestuft". Daher sei das Spiel mit Freistoß Dortmund fortgesetzt worden. Stegemann wurde nicht geraten, selbst noch einmal draufzuschauen, wie es die Schiedsrichter sonst in strittigen oder unübersichtlichen Situationen gerne tun, auch um der Unruhe auf dem Platz und auf den Rängen zu begegnen. Doch vom VAR kam offenbar nur der Hinweis: Passt, weitermachen. Dabei sind es eigentlich genau diese Wahrnehmungsfehler der Schiedsrichter, die der VAR korrigieren soll - und mit denen seine Ein- und Weiterführung von offizieller Seite begründet wird.

Am Morgen danach, nach einer "kurzen und nicht sonderlich entspannten Nacht", äußerte sich Stegemann bei Sport1. "Der Checkprozess wurde zu früh abgebrochen", sagte er, Videoassistent Kampka habe außerdem nur "auf die vier Standard-Kameras und leider nicht auf weitere zusätzliche Kameras zurückgegriffen, obwohl die Möglichkeit da gewesen wäre". Ein bitteres Eingeständnis, das Stegemanns Worte vom Vorabend umso eindringlicher wirken lässt. "Wir werden die Szene natürlich aufarbeiten im Team", hatte der 37-Jährige unmittelbar nach dem Duell der beiden Champions-League-Teilnehmer angekündigt, das der BVB letztlich auch begünstigt durch die Fehlentscheidung mit 2:1 für sich entscheiden konnte.

"Schiedsrichter sind die Ärmsten"

Auf Seiten der Eintracht herrschte derweil Wut und Unverständnis über den ausbleibenden Eingriff des Videoassistenten. "Der Schiedsrichter wurde im Stich gelassen", sagte SGE-Trainer Oliver Glasner, der Stegemann keinen Vorwurf machen wollte, das Foul an Lindström nicht erkannt zu haben: "Es kann passieren, dass du die Situation nicht so wahrnimmst." Genau dafür aber gebe es den VAR, der "sich das in aller Ruhe am Bildschirm ansehen" könne, inklusive "vor-, zurückspulen, in Zeitlupe". Der müsse zwingend "sehen, dass es ein Elfmeter ist."

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Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche verwehrte sich dagegen, den Unmut als Ausrede für die Niederlage geltend machen zu wollen. Aber "wenn ihr ihn nicht nutzt, mein Gott, dann lasst es sein, stampft den Keller ein". Vorstandssprecher Axel Hellmann ging noch weiter und fragte: "Wie kann es da zu einer Diskrepanz kommen? Es muss doch die gleiche Wahrnehmung sein." Wenn die Schiedsrichter durch den VAR schon "in ihrer Souveränität beeinträchtigt" würden, "dann muss die Instanz aber auch richtig gucken und ein Signal geben". In Szenen wie dieser jedoch stünden "unsere Schiedsrichter auf dem Platz zu Kasperle" da.

Ähnlich äußerte sich Glasner: "Ich finde, die Schiedsrichter sind dann die Ärmsten. Er wartet auf das Zeichen vom VAR, und das kommt nicht." Frankfurts Kapitän Sebastian Rode befand gar, aufgrund solcher Momente sei "der VAR wirklich kontraproduktiv für alle Fußballbeteiligten". Und Krösche ging sogar dazu über, den Videoassistenten wieder abschaffen zu wollen: "Denn wenn der Schiedsrichter einen Fehler macht, ist das menschlich. Aber doch nicht, wenn ich einen Videoassistenten haben." Aber "so können wir es nicht machen. Dann brauchen wir es nicht."

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 30. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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