Fußball

Sechs Dinge, die wir gelernt haben Schlagbarer FC Bayern, meisterlicher BVB

Einer der Besten seiner Mannschaft: Arjen Robben, FC Bayern München.

Einer der Besten seiner Mannschaft: Arjen Robben, FC Bayern München.

(Foto: imago/MIS)

Ein Sechser im Körper eines D-Jugendlichen, ein Torkrepierer, ein Omen, das für die Dortmunder Borussia spricht und ein Schalker Trainer, der sich jetzt schon rechtfertigt - die Fußball-Bundesliga hat begonnen. Und wie!

1. Selten war der FC Bayern so verwundbar

"Wenn nicht jetzt, wann dann?" sangen die Höhner zur Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2007. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Aussicht, diesen Song bis zum nächsten Titel in jedem Turnier zu hören, die Mannschaft von Heiner Brand zum sofortigen WM-Triumph trieb, ja geradezu zwang. Aber wir schweifen ab, und das schon im ersten Satz. Jedenfalls lässt sich das Motto gut auf die aktuelle Saison der Fußball-Bundesliga übertragen, und besonders auf die Startphase: Wenn nicht jetzt, wann soll der FC Bayern zu schlagen sein? Wann, wenn nicht in einem Auftaktspiel, in dem die Doppelsechs bekleidet wird von einem 22-jährigen Außenverteidiger auf Umschulung und einem 17-Jährigen im Körper eines D-Jugendlichen?

Nicht, dass der VfL Wolfsburg keine Chance hatte, im Gegenteil - nach dem Anschlusstreffer aus dem Nichts durch Olic in der 52. Minute hatten die Gäste noch "drei bis vier hervorragende Chancen" (Dieter Hecking). Darunter diese eine von Junior Malanda, die schon jetzt bekannter ist als der Fakt, dass sich der VfL mit dem 19-jährigen Belgier ein ganz besonderes Talent geangelt hat. Letztlich fand auch Hecking den Sieg der Bayern aber verdient, weil der Meister die besseren Chancen hatte. Was wiederum hauptsächlich daran lag, dass Arjen Robben so etwas wie eine Anlaufzeit nicht braucht: Der Niederländer legte fast über die gesamten 90 Minuten eine ungeheure Tatkraft an den Tag und gab nochmal eine beeindruckende Bewerbung zur Wahl von Europas Fußballer des Jahres ab, die am Donnerstag stattfindet. Robben, Badstuber, Lahm, Neuer, bald sicher auch Lewandowski: Diese Stützen sollten ausreichen, um gut in die Saison zu kommen. Wenn dann auch noch die nachwachsenden Köpfe der Hydra genug Zeit zum Reifen bekommen, wird das Monster FC Bayern bald wieder zu seiner alten Schreckensgestalt finden.

2. Der BVB wird Meister

"Einfach schlecht gespielt": Dortmunds Trainer Jürgen Klopp und Kapitän Marco Reus.

"Einfach schlecht gespielt": Dortmunds Trainer Jürgen Klopp und Kapitän Marco Reus.

(Foto: imago/Horstmüller)

Glauben Sie nicht? Dann glauben Sie auch nicht an Omen. Gehen wir das mal in Ruhe durch: Der FC Bayern München kann die Schale nicht gewinnen, es war ja gerade WM, die auch noch mit einem Titel für Deutschland endete. Die Geschichte zeigt, dass in solchen Spielzeiten nichts zu holen ist für die Bayern. Und wann hatte die Geschichte jemals unrecht? Der BVB verlor zwar sein Auftaktspiel im eigenen Stadion mit 0:2 gegen Bayer Leverkusen und hatte, so Marco Reus, "einfach schlecht gespielt". Aber beim letzten Mal, als Dortmund am ersten Spieltag Bayer 04 zu Hause mit 0:2 unterlag, reckten sie am Ende die Meisterschale am Borsigplatz in die Höhe. Das war in der Saison 2010/2011, in die der FC Bayern wie startete? Richtig, mit einem 2:1 im Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg. Am Ende wurde der Rekordmeister nur Dritter. Bayer Leverkusen landete übrigens auf Rang zwei. Vizekusen eben. Und so schön der Werksklub am Samstag die Dortmunder in der ersten Hälfte um den Verstand kombinierte, so unwiderstehlich das Team von Roger Schmidt das hohe Pressing aufzog, so zauberhaft Hakan Calhanoglu den Ball über den Rasen schmeichelte: Wer wollte glauben, dass es in dieser Saison höher hinaus gehen kann?

3. Auf Schalke ist wieder alles wie immer

Das klingt verdächtig nach dem Murmeltier, das täglich grüßt. Ein Spiel hat der FC Schalke 04 in der Bundesliga absolviert - und in Hannover verloren. Ein Spiel hat der FC Schalke 04 im DFB-Pokal absolviert - und in Dresden verloren. Und nach nur 180 unerfreulichen Minuten denkt Trainer Jens Keller, er müsse sich öffentlich rechtfertigen. Wie so oft in seiner nunmehr 20 Monate währenden Amtszeit. "Ich habe hier letztes Jahr Großes geleistet. Es ist schon überraschend, dass die Kritik jetzt schon wieder so hart ist. Aber damit kann ich umgehen." Das klingt verdächtig nach Rekord. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis irgendjemand den ehemaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel als Kellers Nachfolger ins Gespräch bringt. Keller, das ist der Mann, der in der vergangenen Saison mit den Schalkern die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte spielte, 36 Punkte holte und sich als Tabellendritter hinter dem FC Bayern und der Dortmunder Borussia direkt für die Champions League qualifizierte. Und Tuchel, das ist der Mann, mit dem Schalkes Manager Horst Heldt in der vergangenen Winterpause verhandelt haben und sich einig gewesen sein soll. Aber dann kam eben diese grandiose Rückrunde dazwischen.

Heldt versucht nun den Ball flachzuhalten: "Natürlich ist der Anfang der Saison schlecht gelaufen, aber ich wüsste nicht, was das mit dem Trainer zu tun hat. Die Trainerdiskussion lässt sich nicht vermeiden, findet aber bei uns nicht statt." Dann warten wir mal ab, was in den kommenden Wochen geschieht. Am nächsten Samstag ist der FC Bayern zu Gast in Gelsenkirchen, eine Woche später geht es für die Schalker nach Mönchengladbach, es folgt ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Derweil versucht es Heldt schon einmal mit Galgenhumor: "Gegen Bayern München wird keiner einen Pfifferling auf uns setzen. Das kann unsere Chance sein."

4. Neue Besen kehren gut

Zum Beispiel Karim Bellarabi. Nach seinem Lehrjahr in Braunschweig unter dem strengen Regiment Torsten Lieberknechts ist er zu Bayer Leverkusen zurückgekehrt. Und erzielt bei der Partie in Dortmund gleich nach neun Sekunden das schnellste Tor in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. "Das ist etwas Besonderes und macht mich wahnsinnig stolz. Ich muss das erst einmal verarbeiten." Da passte es prima ins Bild, dass er auch noch die Vorlage zum 2:0 seiner Mannschaft gab, das Stefan Kießling in der vierten Minute der Nachspielzeit erzielte. Sein neuer Trainer Roger Schmidt, der mit dem Sieg beim BVB ein glänzendes Debüt in Deutschlands höchster Spielklasse feierte, war wenig überraschend sehr zufrieden: "Karim hat vom ersten Tag an einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er ist sehr motiviert und stand nicht umsonst in vielen Testspielen in der Anfangsformation. Unsere Spielidee kommt ihm sehr entgegen."

Im Kreis seiner Lieben: Julian Schieber, Hertha BSC.

Im Kreis seiner Lieben: Julian Schieber, Hertha BSC.

(Foto: imago/Bernd König)

Zufrieden mit sich und der Welt, wenn auch nicht mit dem Remis gegen Werder Bremen, war Herthas Neuer Julian Schieber. Die vergangenen zwei Spielzeiten hatte er meist auf der Bank den BVB verbracht, weshalb ihm auch nur drei Bundesligatore gelangen. In Berlin ist der nun der Angreifer Nummer eins - weil Adrian Ramos nun in Dortmund spielt. "Erstes Spiel, zwei Tore, und dann noch zu Hause. Das tut gut. Das kann jetzt ruhig so weitergehen." Weitere Beispiele gefällig? Mehr als drei Millionen Euro hat die Frankfurter Eintracht für Haris Seferovic an Real Sociedad San Sebastian überwiesen. Prompt erzielte der Schweizer Nationalstürmer das Tor gegen Freiburg. Hannover 96 hatte gar fünf Millionen Euro für den Spanier Joselu ausgegeben. Der gebürtige Stuttgarter traf zum 2:1 gegen die Schalker. Und Hoffenheims Adam Szalai, für sechs Millionen Euro aus Gelsenkirchen gekommen, stellte beim 2:0 gegen Augsburg mit seinem 1:0 die Weichen auf Sieg.

5. Alte Besen aber auch

Neu im Geschäft ist Thomas Schaaf nun wirklich nicht. Aber ihn mit dem Adler auf dem roten Polo-Shirt zu sehen, ist arg ungewohnt. Nach 41 Jahren als Spieler und Trainer bei Werder Bremen ist er nun mit seinen 53 Jahren bei Eintracht Frankfurt angekommen. Und scheint bereits voll assimiliert. Nach dem Einstandssieg gegen den SC Freiburg gab er zu Protokoll: "Wir wollen natürlich schon noch besser spielen. Aber im ersten Spiel geht es nur darum, sich durchzusetzen und mit Punkten zu starten. Heute wird nicht gemeckert." Und wie war es so beim neuen Verein in einer neuen Stadt? Aufgeregt war ich nicht. Ich war voll konzentriert und ein wenig angespannt, so wie es vor so einem Spiel sein muss." Und: "Es macht unheimlich viel Spaß. Ich bin froh, dass ich hier in Frankfurt bin. Wir haben die Möglichkeit, etwas Neues aufzubauen. Da bin ich gerne mit meinem Team dabei", sagte er dem Bezahlsender Sky. Schon vor der Partie hatte er dem Berliner "Tagesspiegel" verraten, dass er aber nicht den Eindruck habe, dass er sich in Frankfurt gerade neu entdecke. "Nö. Ich bin mir selbst schon recht gut bekannt."

6. Die Aufsteiger sind angekommen

"Gewöhnen Sie sich dran, das ist jetzt auch Fußball-Bundesliga", sagte Sky-Moderatorin Jessica Kastrop am Ende der Übertragung aus der Paderborner Benteler-Arena. Wenn man nur wüsste, was sie meinte: die Stadionwände, die nach Garagen-Rolltor aussehen? André Breitenreiter? Nein, der war schon mal in der Bundesliga, als Spieler. Vielleicht meinte sie mit "das" den SC Paderborn als Ganzes, diesen Verein, dessen Aufstieg wie ein Märchen daherkommt. Konkret: wie das Märchen vom hässlichen Entlein. Nur eben noch vor dem Happy End. Und es ist unklar, ob das überhaupt kommt. Aber sie arbeiten dran. Den Vorjahressiebten Mainz hatte der SCP am Rande einer Niederlage, es war eine gelungene Bundesliga-Premiere, die Trainer Breitenreiter zur Ansage veranlasste, man fahre nun "mit einer breiten Brust" zum Hamburger SV.

Mit dem hatte es der andere Aufsteiger bereits zu tun - der 1. FC Köln mühte sich vor eigenem Publikum redlich, ohne große Torgefahr auszustrahlen. Weil die Verteidigung neuerdings die Prunksitzung, Verzeihung, das Prunkstück der Mannschaft ist, brannte gegen den HSV aber auch nicht viel an. 0:0, der erste Punkt im ersten Saisonspiel für den FC - und ganz nebenbei der erste Auswärtspunkt für HSV-Trainer Mirko Slomka nach 15 Niederlagen in der Fremde in Folge. Auch der Fast-Absteiger ist also in der Liga angekommen.

Quelle: ntv.de

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