Fußball

Verschwundene Fifa-Millionen Schweiz ermittelt offenbar in DFB-Affäre

Franz Beckenbauer bleibt die Schlüsselfigur in der Affäre um die Fußball-WM 2006.

Franz Beckenbauer bleibt die Schlüsselfigur in der Affäre um die Fußball-WM 2006.

Neben deutschen Behörden schaltet sich auch die Schweizer Bundesanwaltschaft in die Affäre um die Fußball-WM 2006 ein. Laut eines Medienberichts prüft sie den Verbleib der 6,7 Millionen Euro, die bei der Fifa versickert sein sollen.

In der Affäre um die Vergabe der WM 2006 ermittelt offenbar auch die Schweizer Bundesanwaltschaft. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Ein Sprecher der Behörde kommentierte das auf Anfrage nicht. Bereits im Mai hatte die Behörde ein Strafverfahren eröffnet, um Unregelmäßigkeiten rund um die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu untersuchen. Später leitete sich aus diesen Ermittlungen ein Verfahren ab, in dem Sepp Blatter als Beschuldigter und Michel Platini als sogenannte Auskunftsperson geführt sind.

Die beiden Topfunktionäre wurden inzwischen von ihren Ämtern suspendiert. Die Bundesanwaltschaft beschlagnahmte beim Weltverband bei einer Durchsuchung elf Terabytes an Daten. Inzwischen hat sie sich offenkundig auch einen Überblick verschaffen und weitere Recherchen anstellen können.

Dabei soll sie nach "SZ"-Informationen vor allem um diese ominösen zehn Millionen Schweizer Franken (beziehungsweise 6,7 Millionen Euro) interessieren, die in der WM-Affäre von Anfang an eine zentrale Rolle spielen. Im Jahr 2002 sollen Mitglieder Fifa-Finanzkommission vom deutschen Organisationskomitee (OK) diese Summe als eine Art Sicherheit verlangt haben, um ihrerseits einen Organisationszuschuss von 250 Millionen Franken auszuzahlen. Dies habe für die Deutschen dann der langjährige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus übernommen.

Drei Jahre später zahlte das WM-OK dieses Geld dann wieder zurück – allerdings auf einem unüblichen Weg. Es deklarierte die Rückzahlung des Darlehens als angeblichen Beitrag für eine damals noch geplante, später abgesagte Gala vor der WM-Eröffnung. Zunächst floss das Geld auf ein Konto des Weltverbandes, von dort soll es an Louis-Dreyfus weitergereicht worden sein. Jetzt soll dieser Kontenkomplex im Rahmen der Schweizer Ermittlungen ein Thema sein. Die Bankkonten, die in der WM-Affäre eine Rolle spielen, scheinen der Bundesanwaltschaft bekannt zu sein.

Auch Ticketing wird geprüft

Auch das Ticketing ist ein Thema im Kontext der Ermittlungen zu den zehn Millionen Franken, die im Jahr 2002 von Louis-Dreyfus in den Zugriffsbereich von Mitgliedern zu Fifa-Finanzkommission geflossen sind. Eintrittskarten für große Turniere dank spezieller Beziehungen billig bekommen und teuer verkaufen, das war eines der Geschäftsmodelle von Jack Warner, dem langjährigen umstrittenen Fifa-Vize und Wahlmann aus Trinidad & Tobago.

Erst diese Woche war bei DFB-internen Ermittlungen ein Papier entdeckt worden, das die Unterschrift von Franz Beckenbauer trug und Warner umfangreiche Vorteile zukommen lassen sollte – vier Tage vor der Vergabe der WM. Nun geht es auch um die Frage, ob die Louis-Dreyfus-Zahlung und die Warner-Vereinbarung aus dem Jahr 2000 in einem Zusammenhang stehen könnten.

Quelle: ntv.de, cwo

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