Fußball

Fifa am Pranger Selbst schuld, wer den Dealer feiert

Wenigstens die Kanzlerin gilt als unbestechlich.

Wenigstens die Kanzlerin gilt als unbestechlich.

(Foto: imago/Sven Simon)

Bei der Fifa soll es Korruption geben. Und Blatter, der Präsident des Fußball-Weltverbands, weigert sich, Verantwortung zu übernehmen. Die Welt ist empört. Warum eigentlich? Die Machenschaften sind lange bekannt.

"Sucht bezeichnet in der Medizin das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet." Das war's eigentlich schon. Fußball ist eine Droge. Und die Welt ist ein Junkie. Wenn der Ball rollt, wird es emotional - ja, gespenstisch irrational. Das war immer so und das wird immer so bleiben. Vernunftbegabte wie schlichte Gemüter verfallen in einen kollektiven Rausch. Vergessen die eigene Identität. Ganze Nationen sind wie von Sinnen. Und mit kaum etwas lässt sich besser Geld verdienen als mit der Sucht.

Diese Abhängigkeit machen sich seit jeher Geschäftemacher zu nutzen. Seit mehr als hundert Jahren auch die Fifa. Dass es dabei nicht immer mit rechten Dingen zugeht, ist seit langem bekannt. War aber bisher bestenfalls eine Randnotiz. Veranstaltet der mächtige Verband doch die Königsdisziplin der Unterhaltung: die Fußballweltmeisterschaft, ein Spektakel der Superlative. Spätestens mit Anpfiff rückt alles andere in den Hintergrund.

Fair Play? Nichts als ein Marketing-Slogan

Da ist es egal, ob das Turnier in Ländern stattfindet, wo die Machthaber foltern. Wo sie unterdrücken, ausbeuten und diskriminieren. Und diese Zustände werden durch die Veranstaltung derartiger Großereignisse noch verschärft. Je exotischer der Austragungsort, desto größer die Möglichkeiten für den Veranstalter, sich zu inszenieren, zu korrumpieren und eben viel Geld zu verdienen. Für das austragende Land winken Prestige und weltweite Beachtung. Fair Play? Nichts als ein Marketing-Slogan.

Nicht zu vergessen, dass auch der Deutsche Fußball Bund und die deutsche Politik seit Jahrzehnten derlei Strukturen befördern. Dass zwielichtige Fifa-Präsidenten wie Joseph Blatter und sein Vorgänger João Havelange auch hierzulande von DFB-Präsidenten, Staatslenkern und Wirtschaftsbossen umgarnt wurden und werden, Sonnenkönig Blatter von Nationalheiligtum Franz Beckenbauer als Freund bezeichnet wird. Die Weltmeisterschaft ist für alle Beteiligten die große Bühne. Was zählt ist eine erfolgreiche deutsche Mannschaft, volle Stadien, bunte, euphorisch feiernde Fans aus aller Welt. Machenschaften rund um Vergabe und Lizenzen werden ausgeblendet oder verneint - das Elend ausgesperrt.

Doch wieso dann jetzt diese Aufregung um Dinge, die seit langem im Argen liegen? Womöglich liegt es daran, dass die nächste WM erst in gut drei Jahren stattfindet und man sich jetzt prima moralisch daran abarbeiten kann ohne Konsequenzen zu befürchten.

Denn dass das Thema zur nächsten Weltmeisterschaft wieder nur Randnotiz wird, versteht sich von selbst. Denn Fußball ist eine Droge. Und Blatter & Co. unser aller Dealer. Wie, alle Dealer sind Schweine? Aber ja doch. Nur, wo es keine Nachfrage gibt, gibt es auch kein Angebot. Die Lösung wäre ganz einfach: Kalter Entzug.

Quelle: ntv.de

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