Freiburg nach Abstieg vor Umbau Streich weint nach "total grotesker Saison"
24.05.2015, 12:58 Uhr
Streich ist enttäuscht.
(Foto: imago/Contrast)
Nun erwischt es also wieder einmal den SC Freiburg. Am Ende einem extrem bitteren Saisonfinale steigen die Breisgauer aus der Fußball-Bundesliga ab. Kult-Trainer Christian Streich ist sichtlich mitgenommen, erklärt aber: "Wir werden wieder zurückkommen".
Freiburgs Kult-Trainer Christian Streich wollte seine bemerkenswerte Contenance gerade erklären, da übermannten ihn doch noch die Tränen. "Die Fassungslosigkeit und die Trauer kommen nie in diesem Moment. Das wird eine schlimme, schlimme Woche. Weil du alles durchgehst ...", referierte der 49-Jährige, ehe ein heftiges Schluchzen seine Ausführungen zum bitteren vierten Bundesliga-Abstieg des Sportclubs unterbrach.
Bemerkenswert hatte der langjährige SC-Trainer bis zu diesem Moment am Samstagabend die Haltung bewahrt. Gefasst und zuversichtlich wirkte Streich, als er seine völlig aufgelösten Spieler in den Arm nahm. Während aus der Kabine von Hannover 96 nach dem 2:1 (1:0) über den Abstiegskonkurrenten Jubelschreie drangen und die heimischen Fans das Team nach dem geglückten Klassenverbleib lautstark in der Arena feierten, herrschte in der Gästekabine großes Schweigen, die totale Leere. Die Stimmung besserte sich auch am Abend nur etwas, als etwa 30 Fans den Absteiger am Schwarzwald-Stadion empfingen. Streichs Mannschaft war nach der folgenschweren Niederlage gleich nach Lahr geflogen und dann mit dem Bus weiter nach Freiburg gefahren.
Wo Spieler keine Worte fanden und mit verheulten Gesichtern verschwanden, versuchte Sportvorstand Jochen Saier etwas Zuversicht auszustrahlen. "Wir werden jetzt alles dransetzen, wieder eine gute Mannschaft zusammenzustellen und natürlich den Wiederaufstieg anzupeilen", kündigte er an. Ein großer Umbruch sei allerdings unvermeidbar, prognostizierte Streich. "Das ist nicht so wie in anderen Vereinen, wo dann irgendwelche Leute kommen und die Millionen hineinschütten", sagte er.
Zu viel liegengelassen?
Nach einer "total grotesken Saison" überwog bei ihm und seinem Team das Gefühl, einen völlig unnötigen Abstieg hingelegt zu haben. "In den ganzen Jahren, wo wir gegen den Abstieg gekämpft haben, war es eigentlich fast in dieser Saison am wenigsten extrem schwierig, das zu schaffen", resümierte Streich und fügte gleich das größte Manko hinzu: "Die einen sagen: Zu viel liegen gelassen!"
Zwölf Punkte in sechs Spielen hat der SC 2014/15 kurz vor Schluss hergeschenkt. Mit diesen Zählern auf dem Konto hätte der Sportclub die Saison in Reichweite zu den Europa-Rängen beschlossen, nun müssen die Breisgauer angesichts von Platz 17 in Liga zwei. Wie schon 1997, 2002 und 2005. Obwohl der kleine Schwarzwald-Club noch vor dem brisanten letzten Spieltag in der Fußball-Bundesliga vergleichsweise gute Aussichten hatte. "Da ist einiges zusammengekommen in dieser Saison, aber wir kommen wieder zurück", versprach Präsident Fritz Keller nach der sechsten und vorerst letzten Erstliga-Saison nacheinander. Bei Streich blitzte in diesem bitteren Moment nochmal der Fußball-Philosoph durch. "Der Verein ist ein kleiner Verein, aber ein großer in seinem Wesen. Wir werden wieder zurückkommen und so versuchen Fußball zu spielen, dass die Leute eine Freude haben in Freiburg", versicherte er.
Die große Liebe zu seinem Verein - in all den Jahren stets sein Markenzeichen. An der Mission Wiederaufstieg wird Streich aller Voraussicht nach wieder mitwirken. Entrüstet reagierte er auf Fragen, ob er den Club womöglich vorzeitig verlasse. "Ich habe dem Verein so viel zu verdanken. Wie sollte ich jetzt hingehen und sagen: Ich höre auf. Das ist unglaublich", kommentierte der Coach, der beim SC einen langfristigen Vertrag hat. Beim anvisierten sofortigen Wiederaufstieg dürfte er die größte Stütze sein. Als "Zauberer" bezeichnete ihn Fußball-Idol Franz Beckenbauer. Mit den "mäßigsten Begebenheiten" bilde er Spieler aus. "Wenn ich einem den Wiederaufstieg wünsche, und ihn auch für realistisch halte, dann ist das der SC Freiburg."
Quelle: ntv.de, Teresa Tropf und Carsten Lappe, dpa