Fußball

So läuft der 30. Bundesliga-Spieltag Tiger Müller und ein Wodka mit Sami

"The Eye of the Tiger": Thomas Müller.

"The Eye of the Tiger": Thomas Müller.

(Foto: imago/Ulmer)

Europa spielt Spanisch, da verkommt das Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern und dem BVB zum besseren Test. In Leverkusen übernimmt der Jugendtrainer, die Braunschweiger wittern ihre Chance.

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Es ist schon verrückt: Borussia Dortmund kommt zum vielbesungenen "deutschen Clásico", und die Frage lautet eher: Wollen die Bayern an diesem 30. Spieltag überhaupt gewinnen? Zweifel daran sind berechtigt, seit der von Ausfällen geplagte FC Augsburg am vergangenen Wochenende der C-Mannschaft des FC Bayern die erste Saisonniederlage in der Fußball-Bundesliga beibrachte. Wie es dagegen aussieht, wenn der Triple-Sieger einen Sieg so richtig will, war nach dem Tor zum 2:1 gegen Manchester United in Thomas Müllers weit aufgerissenen Augen zu erkennen. "The Eye of the Tiger" nannte das Magazin "11 Freunde" die Renaissance der Effenberg-Bayern.

"Die Bundesliga ist vorbei": Josep Guardiola.

"Die Bundesliga ist vorbei": Josep Guardiola.

(Foto: dpa)

Eine Wiederauffrischung erhält auch gerade die Intimfeindsch aft zwischen dem BVB und den Bayern. Jürgen Klopp gegen Matthias Sammer ("Er sollte jeden Tag Gott danken"), Karl Hopfner gegen Hans-Joachim Watzke ("Münchhausen wäre ja noch geschmeichelt"), Karl-Heinz Rummenigge gegen schwarz-gelb im Allgemeinen ("Der morgendliche Blick auf die Tabelle würde mich auch nicht fröhlich stimmen"). Nur: Leider gibt es auf dem Platz so gar nichts zu regeln. Der Vorsprung des Meisters aus München auf die Dortmunder beträgt 20 Punkte, und falls es jemand vergessen haben sollten, betonte Josep Guardiola noch einmal: "Die Bundesliga ist vorbei. Das wichtigste Spiel ist nun im Pokal." Es tut uns leid, liebe Wolfsburger, aber wir müssen am nächsten Dienstag im Halbfinale dem BVB die Daumen drücken. Dann steigt am 17. Mai in Berlin ein "deutscher Clásico", der wenigstens richtige Spannung verspricht.

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Insgesamt acht Kugeln befanden sich in den Lostöpfen in Nyon, wo die Halbfinals der Champions League und der Europa League ausgelost wurden. In vier der Kugeln befanden sich Zettel mit den Namen von spanischen Vereinen. Noch Fragen? Fußball-Europa spricht nach wie vor spanisch. Bemerkenswert: Drei der Mannschaften stehen in der Liga unter den ersten fünf - Atlético führt die Tabelle an, Real liegt auf drei, Sevilla auf fünf. Nur Valencia fällt mir Rang acht aus der Reihe, zu den Abstiegsrängen hält der Klub allerdings weiten Abstand, während die deutschen Europa-League-Teilnehmer sich mit dem Abstiegskampf herumplagten (Frankfurt) oder immer noch mittendrin stecken (Freiburg). Bis zur Augenhöhe mit "La Liga" fehlt der Bundesliga noch ein ganzes Stück.

Was passiert sonst noch?

Stell Dir vor, es ist Champions League - und der FC Schalke 04 ist im Halbfinale immer noch dabei. Kein Problem. Am Freitagnachmittag ging es gegen den FC Barcelona, gegen den die U 19 im Centre sportif de Colovray zu Nyon um den Einzug ins Endspiel der Uefa Youth League spielte - und 0:1 verlor. Wenige Stunden später tritt dann die Schalker Bundesligamannschaft gegen die Frankfurter Eintracht an, nicht in der Schweiz, sondern in Gelsenkirchen. Mit mutmaßlich sieben Spielern aus der eigenen Jugend in der Startelf: Ralf Fährmann, Tim Hoogland, Kaan Ayhan, Joel Matip, Sead Kolasinac, Julian Draxler und Max Meyer. Die sollen möglichst gewinnen und somit den Kampf gegen die Dortmunder Borussia um Platz zwei hinter dem FC Bayern offenhalten. Vor allem geht es aber darum, am Ende der Saison zu den drei deutschen Teams zu gehören, die sich direkt für die Champions League qualifizieren. Und mit elf Akteuren aus dem Schalker Nachwuchs klappt's dann vielleicht auch mit dem Halbfinale.

"Wir fliegen auf wahnsinnig hohem Niveau": Thomas Tuchel.

"Wir fliegen auf wahnsinnig hohem Niveau": Thomas Tuchel.

(Foto: dpa)

War sonst noch was? Muss der FSV Mainz im Kampf um eine n Startplatz im Europapokal ohne den verletzten Nationalspieler Nicolai Müller gegen Werder Bremen auskommen. Dafür steht Thomas Tuchel an der Seitenlinie. Der hatte in dieser Woche klargestellt, dass er entgegen anderslautender Gerüchte nicht nach Leverkusen wechselt. "Ich werde definitiv dort nicht Trainer." Und er sagte auch warum: "Mein Treuebekenntnis liegt in der täglichen Arbeit, in der Zufriedenheit, mit der ich jeden Tag komme, und in der Wertschätzung des Klubs." Ansonsten will er seine Mannschaft nach der Niederlage in Frankfurt am vergangenen Wochenende nicht zu sehr unter Druck setzen: "Wir überperformen doch eh schon die ganze Zeit. Wir fliegen auf wahnsinnig hohem Niveau, das ist es dann kein Wunder, wenn es einen auch mal schüttelt und man in Luftlöcher fällt", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Derweil steht der VfL Wolfsburg als selbst ernannter Champions-League-Aspirant vor der Partie gegen den Abstiegskandidaten aus Nürnberg unter Zugzwang. Trainer Dieter Hecking kündigte an: "Es zählt nur Nürnberg. Wenn einer meint, bereits an Dortmund zu denken, wird er im Pokal am Dienstag in Dortmund nicht spielen."

Welche Mannschaft überrascht?

Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen, die Nichtabstiegsplätze in Reichweite, einen direkten Konkurrenten vor der Flinte - Eintracht Braunschweig kann den ohnehin wilden Abstiegskampf noch weiter aufmischen. Gegen Freiburg gewannen die Niedersachsen zwar zuletzt am 26. Juli 1986, aber die Braunschweiger spielen schon die ganze Saison lang gegen alle Wahrscheinlichkeiten, wen juckt da die Statistik. Trainer Torsten Lieberknecht sieht immerhin einen Vorteil: die Schwäche der anderen. "In anderen Klubs herrscht eine wahnsinnige Existenzangst", sagte er vor dem Spiel. "Wovor sollen wir Angst haben? Wir schließen den Verein nicht ab, wenn wir absteigen." Das tun sie in Freiburg gewiss nicht, aber ein Abstieg nach der überzeugenden vergangenen Saison mit der Qualifikation für den Europapokal - es wäre eine herbe Enttäuschung. Trainer Christian Streich greift vor dem so wichtigen Heimspiel gegen die Braunschweiger durch: "Es gab zwei, drei Spieler, die in Stuttgart nicht überzeugt haben", sagte er und kündigte Veränderungen an. Ein Fragezeichen stand zuletzt hinter dem Einsatz von Admir Mehmedi, mit neun Toren Freiburgs gefährlichster Stürmer, aber er scheint fit zu werden. So richtig wollte sich Streich nicht in die Karten gucken lassen: "Wir wollen Braunschweig doch überraschen."

Für welchen Trainer wird es eng?

Für keinen, und das ist auch bemerkenswert. Einerseits. Andererseits hat Bayer Leverkusen mit Sami Hyypiä am vergangenen Samstag den einzigen verbliebenen Wackelkandidaten der Liga gefeuert - pardon, beurlaubt. Nun am Sonntag gegen die Berliner Hertha sitzt Sascha Lewandowski wieder auf der Bank, der in der vergangenen Saison noch gemeinsam mit Hyypiä für die Mannschaft verantwortlich war, sich zwischenzeitlich aber aus freien Stücken in die Arbeit mit der Jugend vertieft hatte. Ihm zur Seite steht der neue Assistent Peter Hyballa zur Seite, der einst den Zweitligisten Alemannia Aachen trainierte und zuletzt bei Sturm Graz in der österreichischen Bundesliga arbeitete. Wir vermuten, dass die Leverkusener immer noch vorhaben, auch in der kommenden Saison in der europäischen Königsklasse anzutreten, also gilt es, am Ende zumindest auf Platz vier zu landen. Also gilt es die punkgleiche Borussia aus Mönchengladbach wieder zu überholen, die am Samstag gegen den VfB Stuttgart spielt, der sich seinerseits gegen den Abstieg stemmt. "Wir wollen den Bock umstoßen. Wir wissen, um was es geht, wir sind jetzt alle gefordert", sagt Lewandowski – in der Hoffnung auf ein kühles Getränk, wie er dem "Express" verriet. "Ich hoffe, dass wir eine Abschlussfeier machen können und dass Sami dabei ist. Dann wäre es schön, mit ihm ein Bier zu trinken - und wenn er unbedingt will - auch einen Wodka."

Wo wird es brisant?

Weil beide Städte irgendwie im Norden der Republik liegen, gilt auch die Partie Hannover 96 gegen den Hamburger SV als Derby durch. Ist aber auch egal, die Brisanz ergibt sich vielmehr daraus, dass am Samstagnachmittag der Tabellen-13. gegen den 16. spielt. Und Hamburgs Trainer Mirko Slomka gegen den Klub, bei dem er bis zur Winterpause unter Vertrag stand. Viermal hintereinander haben die Hannoveraner zuletzt verloren, nur zwei Punkte stehen sie vor dem HSV, trotzdem versuchen sie, die Ruhe zu behalten. Klubpatriarch Martin Kind verkündete in dieser Woche: "Ich schließe einen weiteren Trainer-Wechsel in dieser Saison aus. Es wird bei 96 keine Trainer-Entlassung geben." Doppelt soll wohl besser halten. Gut für Slomkas Nachfolger Tayfun Korkut, der sich mit seinem Team nach Ostwestfalen ins besinnliche Ambiente des Klosters Marienfeld in Harsewinkel zurückzog. "Es geht darum, die Tanks wieder emotional aufzufüllen und uns in diesem Spiel zu befreien. Wir dürfen in diesem Negativtrend nicht versinken." Und der Hamburger SV? Sorgt sich mal wieder um Fast-Nationalspieler Pierre-Michel Lasogga, der die Partie verletzt verpasst. Dennoch plant der HSV Großes, Nationalspieler Heiko Westermann sagt auch, was: "Wir wollen Hannover in den Abstiegsstrudel mit hineinziehen."

Was sagt das Orakel?

"Ich erwarte einen interessanten, extremen Fußball-Kampf". Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht Lässt sich vom allgemein grassierenden Wrestling-Fieber anstecken.

Quelle: ntv.de

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