Deutsche Legionäre im Formcheck Tor-Imperator Gomez herrscht gnadenlos
10.05.2016, 16:10 Uhr
Mario Gomez trifft und trifft und trifft, was Besiktas Istanbul verzückt, verzückt, verzückt - und wohl den Meistertitel beschert.
(Foto: imago/Seskim Photo)
Besiktas-Tormaschine Gomez bleibt der Mario der Stunde, auch gegen Lukas Podolski. Toni Kroos besticht mit brasilianischer Spielkunst und mecklenburgischer Lethargie. Und Lazio Rom erliegt der "Miros-Love".
Gastarbeiter des Wochenendes
Mario Gomez (Besiktas): Die "Tormaschine" ("Fanatik") von Besiktas Istanbul läuft weiter wie geschmiert und produziert in der Süper Lig Treffer am Fließband. Auch gegen Galatasaray und Lukas Podolski zeigte der "Tor-Imperator" ("Fotomac") kein Pardon, sein 1:0 im Istanbuler Stadtderby war der Siegtreffer. Auch wenn Bundestrainer Joachim Löw just geheimnisvoll von Überraschungen im EM-Kader fabulierte: Sein Platz ist Gomez kaum noch zu nehmen, ebenso wenig wie Besiktas die türkische Meisterschaft. Durch die 1:2-Pleite von Verfolger Fenerbahce bei Basaksehir liegt Besiktas zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte vor Fener und hat die um sieben Tore bessere Tordifferenz - auch dank Gomez. Der traf im fünften Spiel in Folge und liegt mit 25. Treffern in der Torjägerliste klar vor Altstar Samuel Eto'o (20). Der TV-Moderator Sansal Büyüka mutierte schon zum Gomez-Groupie und schwärmte: "Gomez ist auf dem besten Wege, der größte Stürmer der Vereinsgeschichte zu werden."
Gefeiert

Nur noch ein Spiel lang kann Herr Klose die schier unendliche "Miros-Love" der Lazio-Fans genießen.
(Foto: dpa)
Nicht nur Wieder-Nationalspieler Gomez traf am Wochenende, auch Ex-Nationalspieler Miroslav Klose war erfolgreich. Zu Lazio Roms 3:1 (2:0) bei Aufsteiger FC Carpi steuerte der Weltmeister sein sechstes Tor in ebenso vielen Spielen bei und ist mit 53 Toren jetzt der treffsicherste Ausländer der Klubgeschichte. Die Lazio-Fans liegen "Kaiser Miro" ("Gazzetta dello Sport") zu Füßen. Dass der nach fünf Jahren in der "ewigen Stadt" dennoch geht und wohl in die USA wechselt, nimmt ihm keiner übel. Klose soll rauschend verabschiedet werden, sein Klub senkt sogar die Eintrittspreise, damit das Stadion im bedeutungslosen Spiel gegen den AC Florenz am kommenden Sonntag voll wird. Bedeutungsschwer wird das finale Ligaspiel von Antonio Rüdiger und seinem AS Rom, es geht um die direkte Champions-League-Qualifikation. Und Rüdiger trug beim 3:0 gegen Chievo Verona mit seinem Tor zum 2:0 maßgeblich dazu bei, dass die Roma die Chance weiterhin hat.
Gefragt
Kevin Trapp (Paris St. Germain): Meister ist Kevin Trapp mit seinen Parisern schon geworden, den Ligapokal hat er auch gewonnen. Dank des dreifachen Edinson Cavani und des 35. Saisontors von Sturmdiva Zlatan Ibrahimovic gesellt sich nun auch noch ein Punkterekord in der Ligue 1 hinzu. Auf schlanke 92 Zählerchen kommt der Titelverteidiger durch das 4:0 (1:0) bei GFC Ajaccio inzwischen und übertrumpft sich damit selbst, bislang stand die Bestmarke aus der Saison 2013/14 bei 89 Punkten. Läuft.
Shkodran Mustafi (FC Valencia): Valencia kämpfte, biss, traf sogar zweimal im Bernabeu von Real Madrid. Für einen Punkt bei den Königlichen reichte es dennoch nicht, am Ende stand es aus Sicht von Mustafi & Co. 2:3, der Europacup-Zug fährt in der nächsten Saison wohl ohne Valencia ab. Auch wenn sich Mustafi mit seiner Leistung gegen Real und Cristiano Ronaldo nicht unbedingt für höhere Aufgaben empfahl, winken ihm höhere Weihen: Angeblich ist er beim BVB im Gespräch, der nächstes Jahr bekanntlich in der Champions League dabei ist.
Mustafis Pech war das Glück von Toni Kroos. Sein Klub Real Madrid (87 Punkte) ist neuer Zweiter in Spanien und einzig verbliebener Herausforderer des FC Barcelona im Meisterkampf, nachdem sich Atlético Madrid bei Absteiger Levante unrühmlich verabschiedet hatte. Doppelt schön für Kroos: Er leitete das 1:0 durch Ronaldo per Toptoptoptoptoptoptopsupertiptop-Traumpass ein – auch wenn ihn danach die große vorpommersche Lethargie befiel.
Marc-André ter Stegen (FC Barcelona): Vertrat Barcelonas Ligastammkeeper Claudio Bravo im Stadtderby gegen Espanyol im Tor, und das, Obacht, bravourös. Das lag allerdings vornehmlich an bestenfalls homöopathischen Angriffsbemühungen von Espanyol. Weitgehende Beschäftigungslosigkeit wurde beim lockeren 5:0 für den Nationalkeeper vermeldet. Der schaffte es dennoch, bei einem Ausflug durch den eigenen Strafraum wackelig zu wirken. Schafft auch nicht jeder und dürfte dazu beitragen, dass Bravo nach Auskurierung seiner Wadenblessur zurück ins Tor rückt.
Nebendarsteller
Lukas Podolski (Galatasaray): Zwei Weitschüsse, 0:1 verloren - das Istanbuler Derby gegen Besiktas und den gefeierten Mario Gomez war für Podolski und Galatasaray eher ein Erlebnis der Marke "geht so". Und da er auch noch wegen Meckerns seine achte Gelbe Karte sah, ist er am kommenden Samstag, dem vorletzten Spieltag der türkischen Süper Lig, für die Partie im Manisa 19 Mayıs Stadı beim Tabellensechsten Akhisar Belediye Gençlik ve Spor Kulübü im Westen des Landes gesperrt. Galatasaray steht nur noch auf Rang sieben - und setzt nun alle Hoffnung auf das Pokalfinale gegen den Erzrivalen Fenerbahce am 26. Mai.
Pausenraum
Für Robert Huth ist die Saison gelaufen, die FA hat ihn für drei Partien gesperrt, weil er beim 1:1 Leicester Citys gegen ManUnited seinen Gegenspieler Marouane Fellaini an den durchaus prächtigen Haaren zog. Doch das dürfte ihm leidlich egal sein. Seine Foxes siegten auch ohne ihn mit 3:1 gegen Everton. Und überhaupt: Leicester ist englischer Meister! Der FC Arsenal, Mesut Özil und Per Mertesacker folglich nicht. Für die Gunners geht es als Tabellendritter darum, sich wieder für die Champions League zu qualifizieren. Das 2:2 bei Manchester City, dem Tabellenvierten, war da durchaus hilfreich. Nur Özil und Mertesacker fehlten - sie pausierten angeschlagen. Das tat mit einer Zerrung auch Sami Khedira. Ohne ihn verlor Juventus Turin mit 1:2 in Verona. Es war die erste Niederlage seit dem zehnten Spieltag. Aber egal: Juve ist italienischer Meister!
Nach seiner Gelb-Roten Karte beim 0:2 gegen den FC Barcelona war Ex-Nationalspieler Heiko Westermann nicht dabei, als Betis Sevilla bei SD Eibar immerhin ein 1:1 erreichte. Dafür bekommt er in der nächsten Saison einen neuen Trainer. Juan Merino, der mit dem Aufsteiger den Klassenerhalt geschafft hat, sitzt am Sonntag beim Spiel gegen Getafe das letzte Mal auf der Bank der Andalusier. Für ihn übernimmt der Uruguayer Gustavo Poyet, der jüngst bei AEK Athen rausgeflogen war. Und Bastian Schweinsteiger? Fehlt Manchester United, das mit 1:0 bei Norwich City gewann, seit er sich am 3. April am Innenband verletzt hat. Ob's mit der EM klappt? Ex-Nationalspieler Mario Basler jedenfalls meint, Bundestrainer Joachim Löw solle ihn lieber zu Hause lassen - und Podolski gleich mit. "Bastian ist keine 25 oder 28 Jahre mehr. Er hatte während der Saison schon mehrere Verletzungen und die Gefahr, dass er sich wieder verletzt, besteht", sagt Basler der "Rheinischen Post".
Quelle: ntv.de