Fußball

Trauerfeier für Fußballlegende "Uwe Seeler war einer von uns - nur besser"

Im Volksparkstadion nimmt der deutsche Fußball Abschied von einem seiner größten Helden. Auf der Trauerfeier für Uwe Seeler wird geweint, es gibt Musik, aber auch Grund zum Lachen. Das Andenken an die Ikone des Hamburger SV ist allgegenwärtig - und die Anerkennung für den Verstorbenen riesig.

Auf der Tribüne hatte Witwe Ilka Tränen in den Augen, immer wieder hallten "Uwe, Uuwee"-Rufe durch das Volksparkstadion und die prominenten Redner fanden große Worte für einen der Größten: Mit einer bewegenden Trauerfeier haben sich Hamburg und Fußball-Deutschland von der verstorbenen Stürmer-Legende Uwe Seeler verabschiedet. "Uwe Seeler brauchte keinen Titel, um zu einem Idol zu werden", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in seiner Trauerrede über den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft und einstigen Weltklasse-Stürmer des Hamburger SV. "Uwe Seeler ist dennoch einer der Größten, er hätte jede Trophäe verdient gehabt."

Die versammelte Fußball-Prominenz mit Bundestrainer Hansi Flick, den ehemaligen HSV-Stars Horst Hrubesch, Felix Magath und Manfred Kaltz sowie Bayern-Vorstand Oliver Kahn erwies Seeler am Mittwochmittag die letzte Ehre. Zudem versammelten sich rund 5000 Fans im Volksparkstadion, um ihres Helden zu gedenken. Stimmungsvoll war es, es wurde auch gelacht - ganz im Sinne des am 21. Juli im Alter von 85 Jahren verstorbenen Ehrenspielführers der Nationalmannschaft. Und bodenständig. Und hanseatisch. Typisch Seeler halt.

"Uns Uwe" in Übergröße.

"Uns Uwe" in Übergröße.

(Foto: IMAGO/Nordphoto)

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hob vor allem Seelers Heimatverbundenheit, Bodenständigkeit und karitatives Engagement hervor. "Uwe Seeler trug die Raute und seine Heimat im Herzen", sagte er. "Sein Name steht für Fairness und Teamgeist. Er verkörpert die besten menschlichen Werte, als Sportler und als Mensch." Hamburg verliere in "Uwe Seeler ein Stück von sich selbst". HSV-Sportvorstand Jonas Boldt meinte: "Er ist einer von uns - nur besser. Ein Vorbild, generationsübergreifend."

"Uns Uwe" ganz groß auf dem Rasen

Seeler war am vergangenen Donnerstag auf dem Ohlsdorfer Friedhof im engsten Familienkreis beigesetzt worden. "Als ich von seinem Tod erfuhr, hatte ich für einen kurzen Moment wieder dieses Gefühl wie 2014, als meine Eltern kurz nacheinander verstorben waren", sagte Schauspieler und Seeler-Freund Olli Dittrich, der auf Wunsch von Ehefrau Ilka Seeler die Abschlussrede hielt. "Es war dieser Gedanke: Jetzt bist Du allein."

Noch einmal stand das Volksparkstadion ganz im Zeichen des "größten HSVer aller Zeiten" (Boldt). Neben zwei riesigen gesprühten Bildnissen Seelers auf dem Rasen des Volksparkstadions, die ihn als Torjäger in Aktion mit der Unterschrift "Uns Uwe" zeigten, war ein Podium für die Redner aufgebaut.

Unterbrochen wurden die Trauerreden von Musikstücken, die zu Seelers Lieblingsmelodien gehörten und von der Familie ausgesucht worden waren, darunter "La Paloma" von Hans Albers gesungen und "An de Eck steiht'n Jung mit Tüddelband" von Heidi Kabel. Am Flügel spielte der international bekannte Hamburger Jazz-Pianist Joja Wendt, unterstützt vom Seemannschor Hamburg. Gemeinsam spielten sie "Hammonia", die Hymne Hamburgs.

"Für mich waren die Meter zum Stadion heute ein verdammt schwerer Weg", gestand der frühere Nationalspieler und gute Seeler-Freund Max Lorenz: "Aber er hat es verdient, er hat diese Feier verdient. Uwe war ein großartiger Sportler und ein toller Mensch, der Hilfestellungen für viele Menschen gegeben hat." Auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der unter den Gästen war, zeigte sich vom Menschen Seeler beeindruckt. "Für mich ist das Tollste an Uwe Seeler, dass er so normal geblieben ist und so geerdet. Das 'Uns Uwe', das kommt nicht von ungefähr. Das ist tief aus ihm heraus gewachsen", sagte er im NDR-Fernsehen.

Überall ist die Liebe für Seeler sichtbar

Schon zuvor hatte sich Franz Beckenbauer im "Hamburger Abendblatt" von seinem langjährigen Freund Seeler verabschiedet. "Mit Dir, mein Freund, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen, war mir, dem neun Jahre jüngeren, eine große Ehre", schrieb der 76 Jahre alte Weltmeister von 1974. Beckenbauer konnte nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hamburg reisen.

Der langjährige Kapitän und Präsident des FC Bayern München und Seeler spielten unter anderem bei den WM-Turnieren 1966 in England und 1970 in Mexiko zusammen. Er habe schon damals "eine ganz besondere Zuneigung" gespürt. Der Brief endet mit den Worten: "Lieber Uwe, dieser letzte Gruß kommt aus tiefstem Herzen: Du bleibst für immer unvergessen. Servus und Tschüs."

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Im Stadion endete die Feier mit dem Stück: "In Hamburg sagt man Tschüss." Und die Fans sangen: "Uwe Seeler, Uwe Seeler - du bist der beste Mann." Wie sehr Hamburgs Ehrenbürger den Fans fehlt, wurde nicht erst am Mittwoch sichtbar. Schon in den vergangenen Tagen waren unzählige Menschen zu Seelers Grab auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf gepilgert, wo die HSV-Ikone am vergangenen Donnerstag im engsten Familienkreis beigesetzt worden ist. Auch das Areal rund um den Bronzefuß von "Uns Uwe" am Volksparkstadion war schnell mit Blumen und Fanschals übersät, im Rathaus liegt ein Kondolenzbuch für die Bürger und Bürgerinnen aus.

Seeler, der auch 72 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auflief, war im schnelllebigen Fußball-Geschäft stets ein Musterbeispiel für Bodenständigkeit und Vereinstreue gewesen - und dabei immer nahbar und voller Lebensfreude. "Wenn man ihn als Typ nicht gehabt hätte, man hätte ihn erfinden müssen", sagte Horst Hrubesch, sein wohl bekanntester Nachfolger als HSV-Mittelstürmer, über Seeler.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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