Fußball

Wenn der Aufstieg Pflicht ist VfB und H96 sind voll im "Muss"

Unaufhaltsam zurück ins Oberhaus? Beim VfB Stuttgart läuft alles nach Plan bislang - und das muss es wohl auch.

Unaufhaltsam zurück ins Oberhaus? Beim VfB Stuttgart läuft alles nach Plan bislang - und das muss es wohl auch.

(Foto: imago/Pressefoto Baumann)

So und nicht anders: Die Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart führen nach dem Start in die Rückrunde das Feld der 2. Fußball-Bundesliga an. Das klingt aus Sicht der Klubs nicht nur gut, sondern ist eigentlich alternativlos.

Nach Abpfiff wurde es laut im Kabinentrakt des Millerntor-Stadions. Ein langgezogener Schrei war zu hören. "Jaaaaaaaaaaaaa!" Absender war Simon Terodde vom VfB Stuttgart. Der Schrei klang beinahe so euphorisch, als hätte der Klub gerade die Meisterschaft, die Champions League oder den Weltpokal gewonnen. Doch nichts davon war der Fall. Anlass der Freude war das unspektakuläre 1:0 beim Tabellenletzten der 2. Liga - St. Pauli - zum Rückrunden-Auftakt, durch ein Tor kurz vor Schluss.

Teroddes Ausbruch zeigte die Erleichterung der Stuttgarter. Die Erleichterung über die nächsten drei Punkte in dieser so engen Spielklasse. Die Erleichterung darüber, weiter bestens im Rennen um den Aufstieg zu liegen. Der Aufenthalt im Fußball-Unterhaus soll von kurzer Dauer sein, in der kommenden Saison will der VfB wieder erstklassig spielen - und ist auf einem guten Weg. Genau wie die zweite Mannschaft, die sich im Sommer aus der Bundesliga verabschiedete, genau wie Hannover 96. Der Klub aus Niedersachsens Hauptstadt mühte sich am Montagabend zum Start der Rückrunde gegen den 1. FC Kaiserslautern ebenfalls zu einem 1:0 und eroberte damit die Tabellenführung.

"Die Dichte stimmt komplett"

96-Coach Daniel Stendel zeigt's an: Da müssen wir hin - zurück in die 1. Bundesliga.

96-Coach Daniel Stendel zeigt's an: Da müssen wir hin - zurück in die 1. Bundesliga.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Doch das muss nichts bedeuten. Nach dem ersten Spieltag im neuen Jahr herrscht Gedränge an der Spitze. Hannover, Eintracht Braunschweig und der VfB liegen punktgleich auf den Plätzen eins, zwei und drei. Die Stuttgarter profitieren von der wohl am besten ausgestatteten Offensive der Liga mit Torjäger Terodde (elf Treffer), Alexandru Maxim, Daniel Ginczek, dem von Sporting geliehenen Carlos Mané, der gegen St. Pauli das entscheidende Tor schoss, und mit Winterzugang Julian Green.

Die Mannschaft ist eingespielt, die Stimmung gut. "Wir haben uns gefunden. Die Mannschaft ist heiß", sagte Weltmeister Kevin Großkreutz nach dem Sieg am Millerntor. "Wir sind nicht so viele im Kader, dafür stimmt die Dichte komplett", findet Trainer Hannes Wolf. Er kam im September aus dem Nachwuchs von Borussia Dortmund und ist mit seinen 35 Jahren noch einer dieser jungen Trainer, dieser Nagelsmänner und Baums, die sich gerade im deutschen Profifußball festsetzen.

Schwachstelle der Stuttgarter ist die Abwehr. Die Mannschaft hat für ein Spitzenteam ziemlich viele Tore kassiert. Mehr als Heidenheim, Würzburg oder Sandhausen. Die Innenverteidigung um den 20 Jahre jungen Timo Baumgartl ist anfällig. Auch gegen St. Pauli ließ der VfB die eine oder andere Chance zu. Um die Balance zwischen Offensive und Defensive zu verbessern, haben sich die Schwaben am letzten Tag vor Ablauf der Transferfrist noch mit dem 21 Jahre alten ghanaischen Nationalspieler Ebenezer Ofori vom AIK Solna verstärkt.

"Der Aufstieg ist alternativlos"

Auch in der aktuellen Besetzung haben die Stuttgarter beste Aussichten auf die Bundesliga-Rückkehr. Doch der Weg ist lang. Trainer Wolf will wegen der Spannung an der Tabellenspitze darauf verzichten, sich mit den Spielen von Hannover, Braunschweig oder den Verfolgern Union Berlin (vierter Platz) oder Dynamo Dresden (fünfter Platz) befassen. "Das kostet nur Energie. Wir tun gut daran, auf uns zu schauen", sagt er.

Wolf ist ein Mann der leisen Töne. Anders Martin Kind, Hannovers allmächtiger Klubchef. "Der Aufstieg ist alternativlos", hat er verfügt. Und auch der prominenteste Zugang haut aufs Blech. Altkanzler Gerhard Schröder hat in der Winterpause den Vorsitz des Aufsichtsrats übernommen und bei seiner Antrittsrede ebenfalls die direkte Rückkehr in die Bundesliga gefordert. Eine Menge Druck also für die Hannoveraner Profis und ihren Trainer Daniel Stendel.

Druck, mit dem sie gut zurechtkommen. "Spitzenreiter! Spitzenreiter!", sang das Publikum im Stadion am Maschsee nach dem knappen Sieg gegen Kaiserslautern. Wie der VfB wissen auch die Hannoveraner, dass der Aufstieg nur mit viel Arbeit zu schaffen ist. Und wie der VfB haben sie Grund zur Zuversicht. "Wir haben gesehen, dass wir auch die dreckigen Spiele für uns entscheiden können", stellte Mittelfeldmann Marvin Bakalorz fest.

Umbruch schon in vergangener Saison

Hannovers Kader lebt von seiner Ausgeglichenheit. Die Mannschaft hat dank ihrer starken Offensive um Torjäger Martin Harnik (acht Treffer) die meisten Tore der Liga geschossen. Die Abwehr um Salif Sané und den flexiblen Waldemar Anton steht stabil.  Der Klub hatte schon zum Ende der vergangenen Saison den Umbruch eingeleitet, als der Abstieg nicht mehr zu vermeiden war. Sechs Spieltage vor Schluss löste Stendel den erfolglosen Thomas Schaaf ab. Der neue Trainer ist mit seinen 42 Jahren ebenfalls vergleichsweise jung, hat lange in Hannover gespielt und eignet sich als Identifikationsfigur.

Die frisch eroberte Tabellenführung will er nicht überbewerten. "Das ist eine schöne Zugabe", sagte Stendel nach dem Sieg gegen Kaiserslautern. Er weiß, dass zum Schluss abgerechnet wird, nach dem 34. Spieltag. Doch er weiß auch, dass er mit seiner Mannschaft auf Kurs ist. Genau wie der VfB Stuttgart.

Quelle: ntv.de

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