DFB droht ganz dickes Minus WM-Affäre könnte weitere 26 Mio. kosten
24.07.2017, 12:53 Uhr
WM-OK-Chef Franz Beckenbauer gilt als Schlüsselfigur in der Affäre um die mutmaßlich gekaufte WM 2006, die für den DFB richtig teuer werden könnte.
(Foto: AP)
Aufgeklärt ist der Skandal um die mutmaßlich gekaufte Fußball-WM 2006 immer noch nicht, gekostet hat er den DFB bereits sieben Millionen Euro. Dabei wird es nicht bleiben: Im DFB-Finanzbericht wird die mögliche Strafe auf bis zu 26 Millionen Euro beziffert.
Der Deutsche Fußball-Bund hat bei der Vorstellung seines Finanzberichts erstmals selbst eingeräumt, dass ihm im Zuge der Affäre um die WM 2006 Steuernachzahlungen von rund 26 Millionen Euro drohen. Im Bericht für das Geschäftsjahr 2016 verweisen der DFB und sein Wirtschaftsprüfer auf ein Schreiben des Finanzamts Frankfurt am Main vom 17. Februar 2017. In dem kündigte die Behörde an, dem Verband nachträglich die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkennen und deshalb geänderte Steuerbescheide erlassen zu wollen.
"Dies vorausgesetzt, hätte der DFB Steuernachzahlungen und Zinsbelastungen in Höhe von etwa 26,2 Millionen Euro zu tragen", heißt es in dem Finanzbericht. Bereits kurz nach Bekanntwerden der Affäre im Oktober 2015 war in Medienberichten über eine Strafe in dieser Dimension spekuliert worden. Nun bestätigte der DFB die Zahlen erstmals offiziell.
Wesentliche WM-Belastungen
Präsidium und Anwälte des DFB gehen jedoch davon aus, die Aberkennung der Gemeinnützigkeit durch einen entsprechenden Einspruch noch verhindern zu können. "Wir sind auf der Basis unserer Informationen davon überzeugt, dass die Faktenlage nicht rechtfertigt, neue Steuerbescheide zu erlassen", sagte der DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge.
Aus diesem Grund habe der Verband in seinem Abschluss für das Geschäftsjahr 2016 auch "keine Rückstellung für steuerliche Risiken" gebildet. Osnabrügge räumte jedoch ein, dass "die Nachwirkungen der sogenannten WM-Affäre" den Haushalt "wesentlich belasten" würden.
Gesamtplus dank Rückstellungen
Insgesamt habe der DFB bereits 7,11 Millionen Euro zur Aufklärung beziehungsweise Bewältigung des Skandals aufwenden müssen. Dazu würden unter anderem Anwaltskosten und die Kosten für den sogenannten Freshfields-Report zählen, der die Affäre um dubiose Zahlungsflüsse rund um die WM 2006 im Auftrag des Verbands aufklären sollte.
Hinzu kommen die 6,7 Millionen Euro selbst, die im Mittelpunkt der WM-Affäre stehen. Diese hatte der DFB im Jahr 2005 aus dem Budget des WM-Organisationskomitees über Umwege an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen und damit ein ominöses Darlehen beglichen. Wofür die 6,7 Millionen Euro genau verwendet wurden, ist nach wie vor ungeklärt. Im Raum steht weiter der Verdacht, dass damit Wahlstimmen gekauft wurden. Als eine der Schlüsselfiguren in der Affäre gilt Franz Beckenbauer, der das Darlehen mit Louis-Dreyfus ausgehandelt hatte.
Trotz der Folgen der WM-Affäre und erster Investitionen in die geplante DFB-Akademie in Frankfurt schloss der Deutsche Fußball-Bund aber auch das Geschäftsjahr 2016 mit einem positiven Ergebnis von 7,807 Millionen Euro ab. Der Verband löste dazu aber Rücklagen von 12,329 Millionen Euro. Nur für 2016 stehen in der DFB-Bilanz einem Ertrag von 290,266 Millionen Euro insgesamt 294,788 Millionen Euro an Ausgaben gegenüber - was einem Minus von 4,5 Millionen Euro entspricht.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa