Klopps Elf wieder besiegbar Warum Liverpool über Atlético stolpern kann
11.03.2020, 13:19 Uhr
Besticht mit gnadenloser Defensivarbeit: Atlético Madrid.
(Foto: imago images/Marca)
Nach der Niederlage gegen Watford, dem Pokal-Aus gegen Chelsea und der Hinspiel-Pleite in der Champions League gegen Atlético Madrid ist klar: Der FC Liverpool ist nicht (mehr) unbesiegbar. Das spanische Defensivbollwerk will weitermachen, wo es aufgehört hat - Jürgen Klopp ist gewarnt.
Nach einer schmerzlichen 0:3-Niederlage in der Premier League gegen den abstiegsbedrohten FC Watford und dem Pokal-Aus gegen den FC Chelsea ist der FC Liverpool nicht mehr unbesiegbar. Ein Zittersieg gegen den AFC Bournemouth in der englischen Fußballliga brachte die Reds am Wochenende wieder in die Spur. Das 2:1 bedeutete den 22. Liga-Heimsieg in Folge, theoretisch könnte das Team schon am Wochenende die Meisterschaft gewinnen. Dieses Erfolgserlebnis kam gerade rechtzeitig vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Atlético Madrid. Dort muss die Elf von Jürgen Klopp ein 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen.
Liverpool geht als Titelverteidiger und trotz der Hinspiel-Niederlage als vermeintlicher Topfavorit in die Partie gegen die Madrilenen. Doch genau das könnte den Spaniern in die Karten spielen: Als Underdog im Umbruch beendete Atlético schon im Hinspiel eine fulminante Siegesserie der zu der Zeit scheinbar unschlagbaren Reds, alle Augen waren auf den Liverpool und die Rekorde dieser Zaubersaison gerichtet. Doch dann zeigte Atlético Liverpool die Grenzen auf, spielte absolut unbeeindruckt vom namhaften Gegner. Das Glanzstück: die Defensive.
"Atlético war beeindruckend"
Ein frühes Tor in der 4. Minute und dann die gewohnt effektive Abwehrarbeit machten Liverpool das Leben schwer. Trotz 70 Prozent Ballbesitz erarbeitete sich Klopps Elf nur zwei klare Torchancen und fand einfach keine Lücke im engen Defensivnetz der Spanier. "Atlético war beeindruckend, hat extrem Druck gemacht und in der Defensive mit herausragender Konzentration agiert. Sie haben mit Herz verteidigt, aber auch mit einer unfassbaren Konzentration", schwärmte Klopp fast schon von seinem Kontrahenten. Direkt vor dem Rückspiel ist Klopp vor allem vor der Defensive gewarnt: "Atlético ist vielleicht das weltbeste Team, was tiefes Verteidigen angeht. Wenn du vorhersehbar spielst, verteidigt dich Atlético sechs Monate lang ohne Verschnaufpause."
Auch Peter Krawietz, Co-Trainer der Reds, befindet die Defensivarbeit der Madrilenen als entscheidend: "Es gibt Mannschaften, die darauf spezialisiert sind, im eigenen Strafraum wenig bis gar nichts zuzulassen. Atlético Madrid ist da das positive Beispiel - mit allem Respekt. Sie machen es vor dem eigenen Strafraum jedem Gegner schwer, dort durchzubrechen. Man kann richtig sehen, wie gut organisiert Atlético ist und mit einem echten Plan versucht, Stabilität zu entwickeln." Und das kann für Liverpool den Weg ins Viertelfinale der Königklasse richtig schwer machen. Denn Schwächen zeigen die Reds selbst in dieser Saison immer dann, wenn sie gegen defensiv starke Top-Teams in Rückstand geraten, wie eben im Hinspiel gegen Atlético oder auch schon in der Liga.
Diego Simeone, der emotionale Chef-Coach der Madrilenen, glaubt fest daran, die Reds "verletzen" zu können: "Wir haben in dieser Saison sehr wenige Tore kassiert, genau das ist unsere Qualität. Jetzt spielen wir erneut gegen einen sehr harten Gegner, der offensiv viele Möglichkeiten hat. Das Spiel wird verlangen, dass wir in Topform sind - dann können wir sie schlagen."
Madrilenen schwächeln offensiv
Atlético lässt also wenig zu - ist aber im Gegenzug nach vorne auch nur selten gefährlich und hat damit womöglich ein kleines Problem: die Offensive. In 27 Liga-Spielen hat die Elf nur 31 Tore geschossen. Der FC Barcelona im Vergleich dazu 69 und der FC Liverpool in der Premier League, in zwei Spielen mehr, 66. Immerhin: Nachdem Simeone sein Offensivjuwel Joao Felix beim Stand von 2:2 gegen Sevilla noch auswechseln musste, um den angeschlagenen 20-Jährigen zu schonen, meldet der sich gegen Liverpool rechtzeitig fit zurück. Klopp muss auf seinen Stamm-Torwart Alisson verzichten, dafür werden Kapitän Jordan Hendersen sowie Andy Robertson zurückerwartet. Und der Linksverteidiger Robertson erwartet ein intensives Spiel: "Wir müssen alle 100 Prozent investieren. Die Spieler, die Betreuer, die Fans. Ich hoffe, dass wir einen guten Start erwischen."
Gegen die "sehr gut organisierte Maschine" aus Madrid ist Liverpool gewarnt: "Wenn es eine Mannschaft gibt, gegen die man in allen Bereichen in Bestform sein muss - muss! - dann ist das Atlético!", sagte Jürgen Klopp im Vorfeld der Partie. An der Einstellung wird es deshalb nicht mangeln: "Es ist nicht immer möglich, dass wir unseren besten Fußball spielen. Aber dass wir jedem Gegner einen ordentlichen Kampf liefern, sollte immer möglich sein. Wir hatten jetzt drei Wochen Zeit - einige Dinge sind viel klarer als zuvor." Dass Liverpool Comeback-Qualitäten besitzt, haben sie oft unter Beweis gestellt. Nicht nur in dieser Spielzeit, sondern auch schon in der vergangenen Champions-League-Saison. Im Halbfinal-Hinspiel verlor der FC Liverpool mit 0:3 gegen den FC Barcelona und siegte im Rückspiel zu Hause mit 4:0 - Duell gedreht.
Seinen Gegner aus Madrid wird Jürgen Klopp spätestens nach dem Hinspiel nicht unterschätzen: "Wir brauchen herausragende Leistungen in allen Teilbereichen des Spiels, wir müssen über uns hinauswachsen." Er ist aber vor allem im Hinblick auf den Austragungsort optimistisch: "Wir spielen die zweite Hälfte in unserem Stadion: Und das werden sie spüren. Atlético-Fans, die ein Ticket bekommen können: Willkommen in Anfield!"
Quelle: ntv.de