Fußball

Eigennutz statt Gemeinnutz Warum die Fifa von innen fault

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Die Wirklichkeit ist manchmal wenig ansehnlich.

(Foto: imago/Westend61)

Was haben der Weltfußballverband Fifa und der Kommunismus gemeinsam? Sie zeigen eindrucksvoll, dass schöne Träume an der bitteren Realität scheitern können - und dass es Dinge gibt, die wirklich nicht zu reformieren sind.

Mit der Fifa ist es wie mit dem Kommunismus: Anspruch und Wirklichkeit liegen kilometerweit auseinander. Beides mag ja eine schöne Idee sein, sie funktioniert aber nicht. Wie kommt es, dass eine Organisation mit so hehren Zielen wie die Fifa zu einer Mischung aus Anmaßung, Intrigen, und Käuflichkeit mutiert?

Franz Beckenbauer weiß die Antwort: Es ist das System. Das entschuldigt das Verhalten vieler Fifa-Funktionäre zwar nicht, erklärt es aber. Die Wirtschaftswissenschaften liefern einen hilfreichen Ansatz: In den 50er und 60er Jahren entstand in den USA die sogenannte "Neue Politische Ökonomie". Sie überträgt die ökonomische Analyse auf die Politik. Politiker verfolgen demnach Eigeninteresse und streben Nutzenmaximierung an – das Allgemeinwohl ist dem untergeordnet. Das lässt sich sehr gut auf die Fifa und ihre Altherrenriege anwenden.

Die Stärken der Fifa sind paradoxerweise zugleich Ursachen ihrer Probleme. Sie ist in ihrer Struktur unabhängig. Keine Regierung, kein Staat kann ihr Entscheidungen aufzwingen. Als nicht gewinnorientierter Verein gibt es eigentlich keinen Profit-Druck. Und all das mit dem uneigennützigen Ziel, durch die Liebe zum Fußball die Welt ein stückweit besser zu machen.

So weit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Denn die Kehrseite ist: Niemand kontrolliert die Fifa, sie ist niemandem verantwortlich. Und so wird das Motto "For the good of the game" gleichgesetzt mit "For the good of the Fifa". Oder wie der ehemalige Bayern- und BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld ausdrückte: "Die Fifa ist nun mal in erster Linie ein Unternehmen."

Das ist sie eben nicht. Sie ist offiziell ein Verein mit Sitz in der Schweiz. Sie agiert allerdings wie ein internationaler Großkonzern und verfolgt knallhart eigene Interessen - zahlt aber weniger Steuern. Das ist nicht verwerflich, hat nur mit Gemeinnützigkeit nichts zu tun.

Üppige Umsätze

Das führt dazu, dass selbst Gutes problematisch wird. Ein Beispiel: Unter Blatter flossen Millionen in Entwicklungsländer, um dort den Fußball zu fördern. Das ist an sich lobenswert. Leider schaut sich die Fifa nicht an, wohin das Geld tatsächlich fließt. Und so hatten die Empfängerverbände etwa in Afrika oder der Karibik ein großes Interesse daran, dass sich daran nichts ändert und Blatter Fifa-Präsident bleibt.

Vor diesem Hintergrund wird die egalitäre Struktur der Fifa zum Schwachpunkt. Ein pazifischer Inselstaat hat genauso viele Stimmen wie Deutschland oder Italien – nämlich eine. Der "Neuen Politische Ökonomie" zufolge ist das wichtigste Ziel von Politikern, wiedergewählt zu werden. Er bevorzugt deshalb Interessengruppen, die  ihm dabei von Nutzen sind und ihm helfen können. Für die Fifa heißt das: Stimmenkauf und Geschachere sind strukturell bedingt.

Dabei geht es um viel Geld. Unter Blatter steigerte die Fifa den Umsatz massiv. Im vergangenen Jahr lag er bei rund 2 Milliarden Dollar, vor zehn Jahren noch bei rund 500 Millionen. Das liegt allerdings weniger an der Person Blatter, als daran, dass Unternehmen den Fußball als ideales Werbeumfeld entdeckt haben. Einige Ligen und Vereine blicken auf vergleichbare Wachstumsraten zurück, gigantische Summen werden für Fernsehrechte und Sponsoring hingelegt.

"Die Fifa mag nicht perfekt sein, und für sie mögen unperfekte Menschen arbeiten – aber die Grundidee ist gesund und solide", sagte Blatter 2006 bei einer Rede in München. Damit könnte er durchaus Recht haben. Die Idee klingt prima, die Umsetzung ist es aber nicht. Und daran wird sich wohl nie etwas ändern.

Quelle: ntv.de

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