Nur ein Bluff für den FC Bayern? Was Süle mit neuem Scheich-Klub zu tun hat
18.11.2021, 14:45 Uhr
Ist Süle tatsächlich auf dem Absprung?
(Foto: imago images/Lackovic)
Niklas Süle spielt Fußball beim FC Bayern. Sehr regelmäßig, sehr erfolgreich. Trotzdem bietet sein Berater ihn jetzt offenbar beim neureichen Scheich-Klub Newcastle United an. Der Nationalspieler passt sicherlich zu den hochtrabenden Plänen des englischen Vorletzten, aber was hätte er davon?
Newcastle United hat einen gewaltigen Sprung gemacht. Nein, nicht in der englischen Premier League, da steht der Klub auf einem Abstiegsplatz. Doch trotz der prekären sportlichen Lage gehört man nun zur Europa- und Weltspitze. Wirtschaftlich. Weil der Klub seit Anfang Oktober einen neuen Besitzer hat. Ein Konsortium, hinter dem zu 80 Prozent der Staatsfonds Saudi-Arabiens steckt. Denn der Vorsitzende des Fonds ist die gleiche Person, die auch De-facto-Machthaber in dem Land ist - Kronprinz Mohammed bin Salman.
Und mit dem neuen Besitzer gibt es auch neue - noch gedankliche - Höhenflüge. Wenn man sich plötzlich alles leisten kann, darf man auch unbegrenzt träumen und Offerten raushauen. In den vergangenen Wochen wurden allein aus deutscher Sicht Ex-Weltmeister Toni Kroos und Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen angebaggert. Alles vergeblich.
Einer aber könnte nun bei den "Elstern" landen - Niklas Süle. Der Bayern-Profi liebäugelt dem "Kicker" zufolge mit einem Wechsel. Die Gespräche des aktuell zum zweiten Mal an Corona-erkrankten Nationalspielers beim deutschen Rekordmeister würden stocken, heißt es. Daher biete sein Berater ihn "offensiv auf dem Markt" an. Unter anderem eben bei Newcastle United. Es gebe bei Süle eine "Tendenz, München zu verlassen". Sein Vertrag läuft noch bis Ende Juni 2022 - die Bayern müssten jetzt verlängern oder er könnte ablösefrei gehen. Beim FC Bayern glaube man allerdings nicht, dass ein englischer Verein deutlich mehr zahlt, und sehe gute Chancen auf eine Verlängerung, schreibt die "Bild"-Zeitung.
Nur ein Manöver im Vertragspoker?
Geht es allein nach den Gerüchten, müsste Newcastle alle aktuellen Spieler rauswerfen, damit die Wunschkandidaten Platz haben. Laut "Sky Sports" werden mehr als 25 Top-Spieler mit dem Vorletzten der Premier League in Verbindung gebracht. Darunter extrem schillernde Namen wie Philippe Coutinho, Eden Hazard, Gareth Bale, der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé und Dele Alli. Definitiv ernst war das Interesse an Unai Emery als Trainer. Der hatte den FC Villarreal zum Europa-League-Sieg geführt. Er sagte öffentlich ab. Es kam stattdessen Eddie Howe. Nichts gegen den 43-Jährigen, aber er hatte bislang Bournemouth sowie den FC Burnley trainiert und war auch als Spieler nie herausragend in Erscheinung getreten.
Allerdings hat Newcastle United mit dem Reichtum auch ein Problem hinzubekommen. Denn seitdem es viel Geld im Klub gibt, versuchen offenbar windige Agenten ein gutes Geschäft zu machen, berichtet "The Athletic". Teilweise hätten diese Agenten gar keine enge Verbindung zu dem von ihnen feilgebotenen Spieler, erst recht keine Berechtigung, einen Transfer zu besprechen. Doch es sind Versuche, sich ins rechte Licht zu rücken.
Daneben gibt es auch noch die Spieler, die es bei ihren Klubs nicht (mehr) in die Startelf schaffen. Für sie scheint Newcastle der richtige Klub zu sein, weil sie spielen können - und das Geld stimmt. "The Athletic" schreibt dies etwa im Zusammenhang mit Jesse Lingard, der bei Manchester United kaum Einsätze erhält und bereits mehrfach an unterklassige Klubs verliehen war. Für ihn könnte Newcastle ein weiches Polster sein.
Auf all das trifft der Fall Süle aber nicht zu. Sein Management ist die Agentur Sports360 GmbH von Volker Struth, einer echten Größe im Geschäft, kein Halbseidener. Mit 26 Jahren muss sich Süle auch längst noch keine Gedanken um ein bevorstehendes Karriereende machen, die Zeit, noch einmal richtig Geld zu scheffeln, ist noch längst nicht gekommen. Und Süle kann sich auch nicht über seine sportliche Perspektive - anders als vor einem Jahr - beschweren. Unter Trainer Julian Nagelsmann spielt er. "Er hat eine tragende Rolle bei uns", sagt der Coach bei der Spieltagspressekonferenz. "Ich bin sehr froh, dass er da ist." Bislang kam Süle bis auf in der Champions League bei Benfica Lissabon in allen Partien dieser Saison zum Einsatz, meist in der Startelf, meist über die volle Zeit.
Was also soll das angebliche Vorsprechen bei Newcastle? Es könnte gut sein, dass es nur ein taktisches Manöver ist. Dass der Verteidiger niemals wirklich wechseln soll. Sondern, dass es nur für erhöhten Puls beim FC Bayern im Vertragspoker sorgen soll. Bislang scheinen sich die Münchner nicht sonderlich davon beeindrucken zu lassen.
Quelle: ntv.de, ara