Endlich wieder Bundesliga Was wir nie wieder sehen wollen
08.08.2013, 08:54 Uhr
Das wollen wir sehen: Die Bayern und Dortmund treffen am 13. Spieltag aufeinander.
(Foto: imago sportfotodienst)
Die Bundesliga geht wieder los. Die Vorfreude ist sogar noch ein bisschen größer als sonst, jetzt wo der FC Bayern der größte Verein des Universums ist - und eigentlich nur scheitern kann. Aber es gibt auch ein paar Dinge, die wir nicht sehen wollen in dieser 51. Bundesliga-Saison.
Worauf wir verzichten können:
Quengelnde Stars
BVB-Trainer Klopp muss sich mit den Launen von Robert Lewandowski herumplagen. Er hat unser Mitgefühl.
(Foto: dpa)
Zur Erinnerung: Robert Lewandowski liegt nicht in Ketten in einem stillgelegten Schacht in Wattenscheid. Er wird nicht von zahnlosen, finsteren Gestalten mit vorgehaltener Waffe ins Trikot von Borussia Dortmund gezwungen. Robert Lewandowski muss seinen Vertrag erfüllen. Dort mag unter "Gehalt" eine niedrigere Summe stehen als in den Verträgen seiner Mitspieler. Aber vielleicht fragt der polnische Nationalspieler ja mal seine Berater, warum das so ist. Wo er gerade dabei ist, kann er sie bitten, mal Ruhe zu geben. Und dann kann er schweigen und Fußball spielen. Das kann er viel besser, als die beleidigte Diva zu geben.
Fliegende Ellbogen
Es war beim Stand von 0:4 für den FC Bayern München gegen Rehden, als Mario Mandzukic den Ball abschirmte, dann plötzlich mit dem Arm nach hinten langte, Gegenspieler Michael Wessel im Gesicht traf - und nur Gelb kassierte. Kein Ausrutscher: Angeblich existieren Lehrvideos für Schiedsrichter, in denen Mandzukic' Ellbogeneinsatz die Hauptrolle spielt. Es wird Zeit, dass die Referees diese Nahkampfeinlagen konsequent mit Rot bestrafen. Auch auf die Gefahr hin, dass es Fehlentscheidungen gibt. Die Spieler müssen sich daran gewöhnen, die Arme am Körper zu lassen – so wie die meisten Verteidiger gelernt haben, bei gegnerischen Flanken in den Strafraum die Arme an den Körper zu pressen.
Rücksichtsvolle Jubler
Ein Tor ist ein Tor ist ein Tor. Für den, der es erzielt, ist es ein Grund zur Freude. Wie er die Freude zeigt, ist natürlich seine Sache. Der englische Nationalstürmer Alan Shearer reckte stets nur einen Arm in die Höhe und sprang kurz in die Luft. Die Jubelchoreografien aktueller Bundesliga-Stürmer sind dagegen schon recht ausgefeilt, besonders wenn sie bald ein Kind erwarten. Dann gibt es noch diejenigen, die nicht jubeln, weil sie gegen den Ex-Klub getroffen haben. Was soll das? Respekt vor den Fans muss keiner zeigen, die kommen ja auch meist nicht ins Stadion, um den gegnerischen Spielern Respekt zu zeigen. Auch für ehemalige Fanlieblinge gilt: Sie tragen jetzt das falsche Trikot. Punkt. Also können sie auch ruhig jubeln. Das würde übrigens auch das Leben der Wandervögel erleichtern? Sonst dürfte der Neu-Freiburger Mike Hanke nicht gegen Schalke freuen, nicht gegen Wolfsburg, nicht gegen Hannover und nicht Mönchengladbach. So häufig trifft Hanke nun auch wieder nicht, und dann wäre es doch wirklich schade um den schönen Jubel.
Rasende Reporter
Es ist schwer, nach 90 Minuten auf dem Platz sofort sinnvolle Sätze von sich zu geben. Wie denn auch? Die Spieler haben die letzten anderthalb Stunden nicht mit einem interessanten Buch verbracht oder in der Oper, sondern auf einem intellektuell nur mäßig stimulierenden Stück Rasen. Noch schwerer wird es, wenn die sogenannten "Field Reporter" strunzdämliche Fragen stellen. Eine Kostprobe gab die ARD schon beim Pokalspiel: "Arjen Robben, eben 90 Minuten Rehden, jetzt nochmal 90 Sekunden reden." Noch eine kluge Frage gefällig? "Kevin Artmann, vor sechs Jahren hatten sie eine gute Pokalsaison mit Werder II – schön doof, dass sie da nicht mehr sind, ne?" Noch vor dem ersten Spiel der Saison erinnert uns die ARD so daran: Die Field Reporter gehören abgeschafft.
Worauf wir uns freuen:
Die Rückkehr des FC Hollywood
Zugegeben, es ist noch Wunschdenken – aber bei so viel Potenzial für eine unterhaltsame Saison muss es einfach klappen mit dem großen Kino an der Säbener Straße: ein geradezu lächerlich gut besetzter Kader, die Rolle als Titelverteidiger in allen drei Wettbewerben, ein neuer Trainer, ein Präsident mit einem Bein im Gefängnis, Matthias Sammer. Jetzt schon giftet Mandzukic Richtung Trainer, beschwert sich Pep Guardiola über den Erwartungsdruck. Und sollten die Bayern unsere Gier nach den großen Geschichten nicht bedienen, könnte auch der Rest der Liga genug Hollywood bieten: der HSV etwa, schon vor der Saison eine solide Lachnummer. Marko Arnautovic, nicht nur mit seiner Haarpracht immer Avantgarde. Christian Streich, mit den garantiert geistreichsten Pressekonferenzen.
Die Überraschungsteams
Eben jener Christian Streich führte seinen SC Freiburg überraschend in den Europapokal. Nun sind die besten Spieler weg, und es wäre eine noch größere Überraschung, sollten die Breisgauer ihre tolle Saison wiederholen können. Wahrscheinlicher, dass ein anderes Team in diesem Jahr weit oben landet, obwohl niemand damit rechnet. Zwei mögliche Kandidaten: die TSG Hoffenheim, wenn sie den Teamgeist aus der Relegation hinübergerettet hat. Und Hannover 96, wenn die eingespielte Stamm-Elf von den Neuzugängen wie Leo Bittencourt wirklich verstärkt wird.
Die Zungenbrecher
Es gibt wohl keinen TV-Kommentator, der nicht einmal in diesem Sommer den BVB verflucht hat. Wie spricht man bitte Henrikh Mkhitaryan aus? Für den neuen Mittelfeldstar gibt es sogar noch eine weitere Schreibweise: Henrich Mchitarjan. Offenbar zur eigenen Belustigung verpflichtete der BVB dann auch noch Pierre-Emerick Aubameyang. Wir lachen mit und freuen uns auf holprige Kommentare – und auf den 13. Spieltag, an dem ein Sportschau-Mann mit stolzgeschwellter Brust behauptet, er hätte nachgefragt, der Mann heißt: Müschidarrßschann. Wo wir beim Thema sind: Was macht eigentlich Graffitsch?
Das Saisonende
Über das Champions-League-Finale in Wembley haben wir es vergessen, aber: ehrlich gesagt plätscherte die vergangene Bundesliga-Saison am Ende ohne große Spannung dahin. Und dann: das große Loch, die Sommerpause. Das bleibt uns in dieser Saison erspart. Für die Nationalspieler geht es nicht etwa an den Strand, sondern gleich ab ins Trainingslager und zur Weltmeisterschaft nach Brasilien. Wir kleben derweil Panini-Bilder ein, belesen uns über die Stärken und Schwächen der südkoreanischen Nationalmannschaft und organisieren das Büro-Tippspiel. Das wird ein schöner Sommer.
Quelle: ntv.de