Sané-Alternativen des FC Bayern Wen ruft Hasan Salihamidzic nun an?
09.08.2019, 17:27 Uhr
Das Knie von Leroy Sané schmerzt nicht nur den Fußballer. Auch der FC Bayern leidet. Der geplante Coup macht kurzfristig keinen Sinn mehr und erhöht den Druck auf Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Gute Lösungen - dringend erforderlich. Schon aus atmosphärischen Gründen.
Das wichtigste Werkzeug von Hasan Salihamidzic ist dieser Tage das Telefon. So vermitteln es die Bilder vom Tegernsee. Dort bereitet sich der FC Bayern auf die neue Saison vor. Dort hört man das Flehen der Fußballer des Rekordmeisters nach dringenden Verstärkungen für die Offensive der Münchener. Leroy Sané hätte eine werden sollen. Die beste sogar. Und womöglich wird es auch noch. Doch als kurzfristig eingeplante und auch benötigte Unterstützung taugt er nicht mehr. Das Kreuzband im rechten Knie des deutschen Nationalspielers ist beschädigt. Eine Operation unvermeidlich. Und eine lange Pause.
Der Sportwissenschaftler Ingo Froböse erklärt im Gespräch mit n-tv.de, dass Sané etwa 200 bis 260 Tage ausfallen werde. Erst für die Endphase der Saison könnte er demnach wieder eine Option sein. Erst dann könnte er helfen, die hohen Ziele des Klubs zu erreichen: die Titelverteidigung in der Bundesliga - gegen den so ambitiontierten BVB - und den Triumph in der Champions League. Bis ins Halbfinale dieses Wettbewerbs aber müsste sich der FC Bayern im schlimmsten Fall ohne den 23-Jährigen behelfen. Ein Situation, die Robert Lewandowski alles andere als amüsant findet.
Über die "Sport-Bild" ließ der Angreifer nun wieder einmal ausrichten, dass der Kader im Moment nicht ausreiche, um konstant konkurrenzfähig zu sein: "Wenn du eine Saison mit 13, 14 erfahrenen Profis spielen willst, wird es schwer. Wir haben 50, 60 Spiele. Man darf nicht nur daran denken, was in einer Woche ist - es geht um eine Saison, drei, vier, fünf oder sechs Monate. Dafür haben wir zu wenige Spieler. Hoeneß und Rummenigge kennen meine Meinung."
Salihamidzic vermutlich auch. Und auf ihn - und auf sein Handy - kommt's nun an. Der Mann, in dem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Ende vergangenen Jahres bereits Züge des "jungen Uli Hoeneß" erkannte, muss nun kreative und auch schnelle Lösungen erarbeiten. Zwar sind die Transferstau-Klagen aus der Mannschaft noch sehr höflich, aber in der Sache bestimmt.
Salihamidzic will die "Ruhe bewahren"
Manchester Citys Coach Josep Guardiola rechnet erst im kommenden Frühjahr mit einer Rückkehr des schwer am Knie verletzten Leroy Sané. "Ich bin kein Arzt. Diese Verletzung ist ernst. Sechs, sieben Monate? Hoffentlich ist er im Februar oder März wieder bei uns. Er ist ein junger Spieler, hoffentlich erholt er sich gut." Planungen ohne Sané hat Guardiola nach eigener Aussage nicht. "Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, dass er uns verlässt. Er ist unser Spieler, er hat mir nicht gesagt, dass er uns verlassen wollte."
So sagte Leon Goretzka während dieser Trainingslagerwoche in Rottach-Egern: "Ich glaube, man kann schon davon ausgehen, dass das jetzt nicht der Kader ist, mit dem wir in die Saison gehen werden. Ich denke schon, dass noch was passieren wird. Dann sind wir gut gerüstet." Kapitän Manuel Neuer sagte: "Ich denke, dass unsere Verantwortlichen ihre Arbeit so erledigen werden, dass wir wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft haben, die Champions-League-Sieger werden kann. Das ist mein Ziel und mein Anspruch."
Ob die über die Medien angetragenen Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam (sein Vertrag wurde am Abend um ein Jahr verlängert), Steven Bergwijn von der PSV Eindhoven, Philippe Coutinho vom FC Barcelona, Ivan Perisic von Inter Mailand oder Arsenal-Talent Joe Willock taugen, um das von Karl-Heinz Rummenigge verkündete "Lechzen" nach einem Triumph in der Königsklasse endlich zu beenden? Und was ist mit dem königlich unglücklichen Gareth Bale? Was ist mit Salihamidic-(Alp)-Traum Callum Hudson-Odoi? Oder gar mit Timo Werner? Womöglich wird der Leipziger Angreifer wieder ein Thema. Und wie läuft's eigentlich mit dem spanischen U21-Europameister Marco Roca? Alle haben eines gemeinsam: Sie würden die von Lewandowski als dringend zu besetzenden Positionen - Außen, Mitte offensiv, Mitte defensiv - spielen können. Nicht alle alles, aber jeder mindestens eine.
Genau 24 Tage hat der Sportdirektor noch Zeit, die nie verstummende Kritik an seiner Arbeit zu kontern. Dann schließt das Transferfenster. Dann muss er das durch die Abgänge von Franck Ribéry, Arjen Robben und James Rodriguez aufgerissene Loch gestopft haben. Die Abgänge waren von Klubseite erwünscht. Und das teilweise bereits sehr früh in der vergangenen Saison. Salihamidzic sagt dennoch: "Der Transfermarkt - das ist eine Phase, in der man Ruhe bewahren muss und schauen kann, wie es weiter geht." Dass er das mit der Ruhe bestens beherrscht, diesen Nachweis hat er ausreichend erbracht.
Quelle: ntv.de