Benjamin Köhler kämpft gegen Krebs Wenn Fußball zur Nebensache wird
07.02.2015, 07:00 Uhr
Benjamin Köhler spielt seit 2013 beim 1. FC Union Berlin.
(Foto: imago/Picture Point)
Die Diagnose trifft die Fußballwelt wie ein Schock: Benjamin Köhler vom 1. FC Union hat Krebs. Sein Schicksal verdeutlicht, wie schnell Fußball zur unbedeutenden Nebensache werden kann. Den Berliner erreicht eine Welle der Anteilnahme.
"Benny Köhler bleibt Unioner. Wir glauben fest daran, dass er wieder gesund wird und das wollten wir ihm mit dieser Entscheidung auch ganz deutlich zeigen." Die Entscheidung, von der Dirk Zingler, Präsident des Zweitligisten 1. FC Union Berlin, spricht, ist die Vertragsverlängerung von Benjamin Köhler. Wie der Verein mitteilte, leidet der Mittelfeldspieler an einem bösartigen Tumor des Lymphsystems (Hodgkin-Lymphom) im Bauch. Der 34-Jährige befindet sich bereits in medizinischer Behandlung.
Die Diagnose traf die "Eisernen" wie ein Schock. Köhler, dessen Profikarriere im Jahr 2000 beim Stadtrivalen Hertha BSC begann, kam 2013 an die Alte Försterei und bestritt bislang insgesamt 169 Bundesliga- und 138 Zweitliga-Einsätze.
Trotz der niederschmetternden Nachricht reagierte der Verein aus Köpenick, der für seine kreativen Aktionen bekannt ist, mit einer bemerkenswerten Geste: Der im Sommer auslaufende Vertrag mit Köhler wurde ohne große Verhandlungen vorzeitig um ein Jahr bis 2016 verlängert. Der Schritt zeigt dem 34-Jährigen, dass er sich auf die Rückendeckung seines Arbeitgebers verlassen kann - in einem Geschäft, das herzliche Gesten allzu oft vermissen lässt.
"Kämpfen, Benny"
Doch nicht nur Köhlers Verein setzt mit der Vertragsverlängerung ein Zeichen. Der Verein habe bereits "unglaublich viele Zuschriften erhalten", wie Pressesprecher Christian Arbeit auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen den VfL Bochum sichtlich bewegt erwähnte.
Auch in den sozialen Netzwerken löste die Nachricht von der Krebserkrankung große Anteilnahme aus. Die Facebook-Seite "Kämpfen Benny #BK7" bekam innerhalb weniger Stunden über 2000 Likes. Dort findet sich eine eindrucksvolle Sammlung derer, die sich mit Köhler solidarisieren. Seine Ex-Clubs Hertha BSC, Rot-Weiss Essen, MSV Duisburg, Eintracht Frankfurt und 1. FC Kaiserslautern gehören ebenso dazu wie ehemalige Weggefährten wie Kevin-Prince Boateng, Änis Ben-Hatira oder der frühere Union-Kapitän Torsten Mattuschka. Er betont in der "Lausitzer Rundschau" mit Blick auf die Diagnose, "wie unwichtig viele Dinge sind, über die man sich sonst so Gedanken macht". Auch Rapper Sido, wie Köhler im Berliner Märkischen Viertel aufgewachsen, spricht ihm Mut zu: "Absturz ... Du schaffst das Homie !!!"
Neben dem DFB, für dessen U21-Auswahl er drei Mal auflief, meldete sich selbst Fifa-Präsident Joseph Blatter zu Wort: "Ich wünsche FC Union Mittelfeldspieler Benjamin Köhler viel Energie und Mut im Kampf gegen seine Erkrankung", twitterte er. Der Unterstützung eines Fußball-Weltmeisters kann sich Köhler ebenfalls sicher sein. Toni Kroos twitterte: "Gute Besserung Benjamin Köhler und Riesenkompliment FC Union!!!"
Der empfängt zum Zweitliga-Start nach der Winterpause den VfL Bochum in der heimischen Alten Försterei. Unions Trainer Düwel versicherte: "Die Mannschaft will auch für Benny das Ganze normal angehen. Wir haben die Hoffnung und den Glauben, dass er zurückkommt und wieder für uns auflaufen wird."
Quelle: ntv.de