Fußball

So läuft der zweite Spieltag Wenn sich Not und Elend zum Fußball treffen

Den Ärger in Energie ummünzen - Schalke hätte einen Ausweg aus der Krise gefunden.

Den Ärger in Energie ummünzen - Schalke hätte einen Ausweg aus der Krise gefunden.

(Foto: imago images/RHR-Foto)

Noch 33 Partien liegen vor den Bundesligisten, und trotzdem gibt es schon am zweiten Spieltag sowas wie ein Endspiel. Denn beim FC Schalke 04 und bei Werder Bremen droht die Saison schon früh zu kippen, auch wenn nur ein Trainer um seinen Job bangen muss. In Mainz dagegen geht es um ganz andere Probleme und ein Hoeneß will den unschlagbaren FC Bayern ärgern, der nach den Feierlichkeiten vielleicht ein bisschen müde ist.

Spiel der Woche: FC Schalke 04 - Werder Bremen

Es ist gerade erst der zweite Spieltag der neuen Bundesliga-Saison, und doch scheint es, als würde es schon um alles gehen. Zumindest für den FC Schalke 04 und den SV Werder Bremen, die am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf ntv.de) aufeinandertreffen. Womöglich wird es eine ziemlich trostlose Partie - ohne Zuschauer und erst recht sportlich: Den Königsblauen gelang 17 Mal in Folge kein Sieg, für Trainer David Wagner könnte das Heimspiel sein letztes als Schalke-Coach sein. "Aber die Überzeugung, dass es zu drehen ist, mit dem morgigen Spiel als Startpunkt, ist zu 100 Prozent da", sagte Wagner. Was soll er auch sagen? Dass er seine Mannschaft aufgegeben hat? Dass er niemanden hat, der verlässlich Tore schießt?

Nach dem 0:8 in München ist Schalke Tabellenletzter. "Aber wenn es nur noch in eine Richtung gehen kann, ist das auch ein großer Vorteil." Nun ja, die "Aber"-Einstiege verdeutlichen, wie groß die Not in Gelsenkirchen ist. Denn gegen den FC Bayern kann man zwar schon mal verlieren, aber das 0:8 war eben keine einfache Niederlage, sondern eine Demütigung, eine Demontage und schlimmstenfalls eine Vorschau auf eine Saison, in der es nicht darum geht, sich für den Europapokal zu qualifizieren, sondern den Absturz in die zweite Liga zu vermeiden.

Diesen fürchtet sicherlich auch Werder Bremen, schließlich erklärte Trainer Florian Kohfeldt nach dem 1:4 gegen Hertha BSC vor einer Woche: "In vielen Dingen war das nicht gut genug, um Bundesliga zu spielen." Ein Satz, der auf beide Teams zutrifft, und das seit Monaten. Ja, sicher, es ist der zweite Spieltag, trotzdem empfängt hier der 16. den 18. und beide Klubs haben sich diese Platzierung mit ihren Auftritten beim Auftakt redlich verdient.

Was also wird das Topspiel (!) am Samstagabend für eine Partie? Ein offensives Feuerwerk vermutlich eher nicht schließlich stellt Schalke im Jahr 2020 eine der miesesten Angriffsreihen im europäischen Profifußball. Damit die längste Sieglos-Serie der königsblauen Historie endet, braucht es aber ja vielleicht nur ein einziges Tor. Eines, das Wagner den Job retten könnte. Sein Gegenüber Kohfeldt hat da etwas mehr Sicherheit, weil SVW-Sportchef Frank Baumann sagt: "Die Diskussion gibt es bei uns nicht."

Was es in Bremen allerdings auch nicht gab, war der groß angekündigte Umbruch. Die Mannschaft ist nahezu unverändert, was sicherlich - wie auch auf Schalke - an den wirtschaftlichen Zwängen liegt, die von der Corona-Krise verstärkt wurden. Aber auch die Leistung gegen Hertha erinnerte viel zu oft an das, was in der Vorsaison mit einem glücklichen Klassenerhalt in der Relegation endete. Ohne gravierende Verbesserungen könnte die Partie Schalke gegen Bremen in der kommenden Saison auch Spitzenpartie der zweiten Bundesliga werden.

Was ist sonst noch los?

Mainz gegen Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr) - eine Paarung, die die Fußballfans außerhalb von Mainz, Stuttgart und Prenzlauer Berg wohl in etwa so sehr begeisterte, wie ein Paar Socken zu Weihnachten. Und dann kam der Mittwoch: streikende Profis in Mainz, Revolte. Worum es genau ging - Solidarität mit dem aussortierten Stürmer Adam Szalai, Geld, beides, zwischenmenschliche Altlasten aus der vergangenen Saison - ist etwas und mindestens bis zum Anpfiff diffus. Der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder verriet in der Pressekonferenz, dass die Verwerfungen nicht von heute auf morgen aus der Welt zu schaffen seien. Den Rest werde man intern klären.

Der Eklat ist damit natürlich nicht aus der Welt. Und so stehen die renitente Mannschaft und ihr machtloser Trainer Achim Beierlorzer im Fokus der interessierten Fußball-Öffentlichkeit. Vor rund einer Woche hatten wir übrigens in unserer Saisonvorschau zu Mainz 05 noch dies geschrieben: "Bringt Mainz wie versprochen ausdauernd Konzentration und Mentalität auf den Platz, geht es 2021 sehr entspannt in die 13. Bundesligasaison in Serie. Geht jedoch das große "Reaktion zeigen"-Bingo wieder los, wird es zäh." Nun, es steht wahrlich eine Reaktion aus.

Tabellarisch gesehen steigt das Topspiel in Augsburg, wenn der heimische FC die Borussia aus Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr) empfängt. Zu Jahresbeginn gab es eben dort das Debüt von Erling Haaland, der gleich mal drei Tore erzielte und den BVB nach einem 1:3 noch zum 5:3-Sieg schoss. Ebenfalls am Samstagnachmittag empfängt Bayer Leverkusen den Champions-League-Halbfinalisten aus Leipzig, Borussia Mönchengladbach erwartet den 1. FC Union Berlin und Arminia Bielefeld feiert gegen den 1. FC Köln sein erstes Bundesliga-Heimspiel seit dem 23. Mai 2009, als auch der späte 2:2-Ausgleich von Artur Wichniarek gegen Hannover 96 den Abstieg nicht mehr verhindern konnte.

Am Sonntag reist der frisch gekürte Quadruple-Gewinner FC Bayern nach Hoffenheim. München gegen Hoeneß, das gab es lange nicht mehr, aber der TSG-Coach heißt eben nicht nur Sebastian mit Vornamen, sondern auch Hoeneß mit Nachnamen. Vielleicht gelingt es ihm und seiner Elf ja, die 23 Spiele andauernde Siegesserie des FC Bayern zu durchbrechen. Um 18 Uhr beschließen der SC Freiburg und der VfL Wolfsburg den Spieltag.

Was war gestern los?

Wer gestern Abend ins Berliner Olympiastadion gepilgert ist, sich darauf gefreut hatte, endlich wieder Fußball live sehen zu dürfen, könnte sich ziemlich geärgert haben. Denn Hertha BSC bot Fußball fast wie in der ersten Runde des DFB-Pokals. Vor 15 Tagen hieß es: Pleite gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Ausreden, wer meint, es habe am Vereinsnamen gelegen, dass die Berliner auch gegen Eintracht Frankfurt nicht klarkamen. 1:3 hieß es am Ende - ein starker Sieg für die Hessen. Mit Beigeschmack: Torjäger Filip Kostic musste schon nach 15 Minuten ausgewechselt werden, wie schwer seine Verletzung ist, wird sich erst noch zeigen. "Ich hoffe, dass mit den Bändern alles okay ist", sagte Trainer Adi Hütter.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Entweder wissen es die Leute schon, dann wird meistens nochmal Unverständnis ausgedrückt. Oder es herrscht langes Schweigen und ungläubiges Gucken. Warum Bielefeld? Kommst du daher? Dann muss ich immer nein sagen. Es ist intuitiv nicht ganz verständlich für die meisten."

Der in West-Berlin geborene Kevin Kühnert ist Fan von Arminia Bielefeld und hat dem Sport-Informations-Dienst verraten, wie die Menschen reagieren, wenn er das erzählt.

Quelle: ntv.de

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