Fußball

Auf der Bank beim FC Bayern Wie Thomas Müller sich als Joker arrangiert

Ja, wir hätten auch ein Bild von Thomas Müller auf der Bank nehmen können. Aber gegen die Berliner Hertha hat er ja dann doch noch gespielt.

Ja, wir hätten auch ein Bild von Thomas Müller auf der Bank nehmen können. Aber gegen die Berliner Hertha hat er ja dann doch noch gespielt.

(Foto: imago/ActionPictures)

Joker statt Stammkraft: Thomas Müller erlebt unbefriedigende Wochen beim FC Bayern. Anders als Bank-Kollege Rafinha beschwert sich Müller aber über seine aus den jüngsten Fußball-Länderspielen bekannte Rolle nicht. Unbeschwert jubeln kann er auf anderem Terrain - mit Claudio Pizarro.

Großartig kommentieren mochte Thomas Müller seine unbefriedigende Bankdrückerrolle nicht. Da komme eh nichts Vernünftiges bei raus, sagte der deutsche Nationalspieler, nachdem er gegen Hertha BSC ein Novum seit seinem Aufschwung zum Bayern-Star erlebte. Erstmals seit Mai 2009 war der 29 Jahre alte Offensivspieler in vier aufeinanderfolgenden Spielen des Fußball-Bundesligisten nur Reservist. Vor zehn Jahren war Müller noch Nachwuchskraft, ehe ihn Louis van Gaal mit der legendären Maxime "Müller spielt immer" zur uneingeschränkten Stammkraft beförderte. Ein "Müller spielt nimmer" ist daraus längst nicht geworden, aber aktuell ist er eben nur ein Joker-Müller.

"James hat es in den letzten Spielen gut gemacht auf der 10."

"James hat es in den letzten Spielen gut gemacht auf der 10."

(Foto: imago/ActionPictures)

"Klar, dass er nicht zufrieden ist, wenn er nicht von Anfang an spielt. Aber es gibt immer solche Phasen", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Aber es kommen auch andere Phasen, deswegen muss man kämpfen, sich reinhauen und dann wird es wieder." Der Ko-Kapitän kennt trotz seiner Karriere mit so vielen Höhen auch solch nervige Zeiten. Die erlebte er unter Josep Guardiola oder Carlo Ancelotti, die in wichtigen Spielen oft auf den Weltmeister von 2014 verzichteten. Unter Niko Kovac war Müller in der Hinrunde in der Regel fester Bestandteil der Startelf.

Als er das mal nicht war und nur als Einwechselspieler kam, hatte das den "Mehr als 70 Minuten bis der mal nen Geistesblitz hat"-Post seiner Frau Lisa Richtung Kovac zur Folge. Das beeinflusste das Aufstellungs-Kalkül des Trainers natürlich nicht, dafür aber wohl die Rote Karte Müllers in der Champions League gegen Ajax Amsterdam. Da Kovac seine Formation für die Champions-League-Knaller gegen Liverpool ohne den gesperrten Müller finden musste, wurde James als erste Option in der Mittelfeldzentrale eingesetzt - und überzeugt. "James hat es in den letzten Spielen gut gemacht auf der 10", lobte Salihamidzic. Der Kolumbianer, der nach zwei Jahren Leihe fest von Real Madrid verpflichtet werden könnte, war zuvor nicht einverstanden mit seiner Spielzeit.

Zumindest bei Don Jupp läuft es

Kovac gefallen die Fragen zu den jeweiligen Reservisten nicht. "Es ist wirklich Wahnsinn, es ist immer dasselbe. Wir drehen uns im Kreis", sagte der 47-Jährige leicht genervt. "Thomas macht das im Training gut, wie alle anderen auch. Aber das ist eben der FC Bayern München. Wir haben 20 tolle Spieler, jeder kann spielen." Die, die zuletzt aufgelaufen seien, sagte der Coach schon nach dem Hertha-Spiel, hätten "sicherlich einen Vorteil". Anders als etwa Rafinha mosert Müller bislang öffentlich nicht über das Reservistendasein, das auch Renato Sanches, Alphonso Davies oder mitunter Jérôme Boateng plagt.

Müller, der bei sechs Einsätzen in sechs Länderspielen nach der WM nur zweimal in der Startelf stand, könnte in den kommenden Wochen aber die Personalnot auf dem Flügel zu mehr Spielzeit verhelfen. Kingsley Coman ist mal wieder verletzt, Arjen Robben immer noch. Zwar ist Müller kein klassischer Außenbahnspieler, doch oft spielte er auch schon auf dieser nicht favorisierten Position. Perfekt läuft es wenigstens auf anderem Terrain. Dank Don Jupp, dem drei Jahre alten Hengst von ihm und Claudio Pizarro. Der offensichtlich nach Müllers Ex-Coach Jupp Heynckes benannte Galopper gewann vor gut zwei Wochen überlegen bei einem Meilenrennen im englischen Kempton.

Quelle: ntv.de, Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa

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