Fußball

Neue Bestechungsvorwürfe Warner belastet FIFA-Boss Blatter

Wieder einmal unter Druck: FIFA-Präsident Joseph Blatter soll erstaunliche Geberqualitäten gezeigt haben.

Wieder einmal unter Druck: FIFA-Präsident Joseph Blatter soll erstaunliche Geberqualitäten gezeigt haben.

(Foto: dpa)

Biete TV-Rechte gegen Wahlkampfhilfe - nach diesem Motto soll FIFA-Präsident Joseph Blatter vor seiner erstmaligen Wahl 1998 verfahren sein. Das behauptet der ehemalige FIFA-Vize Jack Warner. Er will mit Geschenken Stimmen für Blatter beschafft haben. Und er kennt sich aus mit Korruption in der FIFA. Er hat sie jahrelang schamlos für sich genutzt.

Der erneut angekündigte Fußball-Tsunami ist es noch nicht, aber zumindest ein substanzieller Vorwurf: Der frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner beschuldigt Weltverbandschef Joseph Blatter, ihn im Gegenzug für Hilfe in dessen "brutalem" Präsidentschaftswahlkampf bewusst begünstigt zu haben. So habe Warner persönlich WM-Fernsehrechte für Minimalbeträge erhalten, teilte er in einer Erklärung mit. Diese TV-Rechte für Trinidad und Tobago habe er dann gewinnbringend weiterverkaufen können und das Geld "hauptsächlich für die Entwicklung des Fußballs" in seiner Heimat verwendet, fügte der ehemalige Spitzenfunktionär hinzu.

Jack Warner galt jahrelang als eine der größte Skandalnudeln in der FIFA. Gehen musste er aber erst, als er sich gegen Blatter stellte.

Jack Warner galt jahrelang als eine der größte Skandalnudeln in der FIFA. Gehen musste er aber erst, als er sich gegen Blatter stellte.

(Foto: dpa)

Warner berichtete, er habe die TV-Rechte für die WM 1998 für einen Dollar erhalten - als Dank für seine Hilfe bei Blatters skandalumwittertem Wahlsieg gegen den Schweden Lennart Johansson. Nach der Abstimmung, die Blatter überraschend deutlich gewonnen hatte, waren schwere Bestechungsvorwürfe laut geworden. Später habe Warner dann auch die Fernsehrechte für die Turniere von 2002 bis 2014 für geringe Beträge erhalten. Ähnliche Deals für 2018 und 2022 habe die FIFA in Aussicht gestellt, später aber zurückgezogen. Warner hatte sich bei der Wahl gegen Blatter gestellt und dessen inzwischen aus der FIFA ausgeschlossenen Herausforderer Mohammed Bin Hammam unterstützt.

Mehr Versprechen als Taten

Blatter hatte wegen der anhaltenden Korruptionsvorwürfe zuletzt wieder einmal Aufklärung und mehr Transparenz versprochen, es bisher aber bei Versprechungen belassen. Worte und Taten passen in Blatters FIFA selten zusammen. So kündigte der FIFA-Präsident im Oktober an, die brisante Einstellungsverfügung zum ISL-Prozess gegen zwei hochrangige FIFA-Funktionäre und die FIFA selbst zu veröffentlichen, während der Fußballweltverband die Herausgabe der Akten juristisch insgeheim weiter zu blockieren versuchte.

Am Dienstag wies das Obergericht Zug die Beschwerde der FIFA und der beiden Funktionäre, bei denen es sich laut BBC-Recherchen um FIFA-Ehrenpräsident Joao Havelange und Ricardo Teixeira handelt, ab und ordnete die Veröffentlichung der Dokumente an, die der Schweizer Journalist Jean Francois Tanda von der "Handelszeitung" beantragt hatte. Auch wenn die FIFA selbst gegen die Entscheidung keine Beschwerde einlegen will: Wahrscheinlich ist dennoch, dass der Fall vor das Schweizer Bundesgericht als letzte Instanz gehen wird. Das Papier beschreibt, wie Havelange und Teixeira unter Duldung der FIFA-Spitze um Blatter Schmiergelder des 2001 kollabierten Sportrechtevermarkters ISL/ISMM kassiert haben.

FIFA will sich selbst prüfen

Zu Warners neuen Vorwürfen teilte die FIFA mit, sie werde die Angaben im Januar prüfen. Zu weiteren Kommentaren sei sie vorerst bereit. An einer lückenlosen Klärung der Vorwürfe müsste sie jedoch großes Interesse haben, wäre sie doch durch ein "Verschenken" von TV-Rechten materiell geschädigt worden.Doch Details, wie genau die Prüfung aussehen wird, nannte die FIFA nicht. Das weckt Skepsis, schließlich sind verbandsinterne Untersuchungen zu Vorwürfen gegen Joseph Blatter bislang stets im Sande verlaufen. Zuletzt wurde Blatter kurz vor dem FIFA-Kongress von der hauseigenen Ethikkommission entlastet. Er habe vom geplanten Stimmenkauf durch Warner und Bin Hammam im Vorfeld zwar gewusst und vorab nichts unternommen. Das sei aber auch nicht nötig gewesen. Warner und Bin Hammam wurden hingegen suspendiert.

Warner war im Juni nach den Korruptionsvorwürfen von allen Ämtern im Fußball zurückgetreten. Er soll beim Treffen der Karibischen Fußball-Union Anfang Mai versucht haben, gemeinsam mit dem Katarer Bin Hammam Stimmen für die Präsidentenwahl am 1. Juni zu kaufen. Warner hatte die Vorwürfe stets bestritten und schon zweimal einen "Fußball-Tsunami" aus belastendem Material gegen Blatter angekündigt, war belastbare Beweise aber schuldig geblieben.

Zwei Wahlsiege gekauft

Mitte Oktober 2011 erklärte er jedoch, vom FIFA-Boss bei den Wahlen 1998 und 2002 gemeinsam mit Bin Hammam als Wahlhelfer eingesetzt worden zu sein. Beide hätten wahlberechtigten Funktionären in Blatters Auftrag Geschenke angeboten, sie also bestochen. Zwar sind auch diese Aussagen Warners nicht belegt. Sie bestätigen aber unter anderem die Recherchen, die der britische Journalist Andrew Jennings in seinem Buch "Foul! The Secret World of FIFA" (zum n-tv Shop) zusammengetragen hat.

Warner hat im Weltfußball jahrelang die Hände aufgehalten.

Warner hat im Weltfußball jahrelang die Hände aufgehalten.

(Foto: dpa)

Zudem besitzt auch Warner selbst eine gewisse Glaubwürdigkeit, er ist ein Experte für Korruption in der FIFA und hat als Spitzenfunktionär erstaunliche Nehmerqualitäten gezeigt. Über Jahre galt er als eine der größten Skandalnudeln im Fußball-Weltverband und bereicherte sich, mit Duldung der FIFA-Spitze, schamlos selbst. Die nun gewählte Formulierung Warners, er habe die Einnahmen durch die TV-Rechte "hauptsächlich für die Entwicklung des Fußballs" in seiner Heimat verwendet, wird er mit Bedacht verwendet haben.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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