
Schlechtes Timing: Herbert Grönemeyer.
Saison 2006/07: Die Bayern straucheln unter Trainer Felix Magath fatal und bieten zwei anderen Klubs die Chance auf die Meisterschaft. Doch der FC Schalke 04 scheitert am Ende tragisch. Und dann ist da noch der Bochumer Barde Herbert Grönemeyer, der seinem Verein wahrhaft kein Glück bringt!
"Mein Traum war eigentlich sowieso immer, Fußballer zu werden, nicht Popstar. Einmal eingewechselt werden vor 50.000, dann ein guter Trick. Davon träume ich heute noch", hat Herbert Grönemeyer einst mit 36 Jahren gesagt und nun stand Bochums Barde im Oktober des Jahres 2006 im Alter von 50 Jahren vor der Ostkurve seines Vereins im Ruhrstadion und blickte immer wieder andächtig hinauf in das weite Rund. Stolz wurde Herbert Grönemeyer an diesem Tag vor dem Spiel auf dem Rasen von Manager Stefan Kuntz dem Publikum präsentiert. Der Musiker bekam ein Trikot mit seiner Mitgliedsnummer 4630 (alte Bochumer Postleitzahl & gleichzeitig Titel seines 1984 erschienenen Erfolgsalbums) und intonierte gemeinsam mit den VfL-Fans die inoffizielle Vereinshymne "Bochum".
Der Song läuft seit 1992 vor jedem Spiel des VfL im Ruhrstadion. Erst letztens konnte man Kölns Trainer Steffen Baumgart dabei beobachten, wie er lauthals in die berühmte Textzeile "… wer wohnt schon in Düsseldorf?" einstimmte, als er gerade die Katakomben des VfL verließ. An diesem Tag vor sechzehn Jahren sangen die blau-weiß gestimmten Besucher unter den 31.328 Zuschauern besonders inbrünstig die Textzeile: "Machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass, du und dein VfL! Bochum, ich komm aus dir …". Aber es half alles nichts. Ganz im Gegenteil. Der SV Werder Bremen - der auch am heutigen Samstag wieder zu Gast im Ruhrstadion ist - ließ sich von Herbert Grönemeyer und dem Chor der tausend Kehlen nicht imponieren. Der VfL kassierte an diesem Nachmittag eine empfindliche Klatsche. 0:6 hieß es am Ende. Und es dauerte sehr, sehr lange, bis der beliebte Bochumer Barde nach diesem traumatischen Heimdebakel wieder einmal eine Partie seines VfL im Ruhrstadion besuchen sollte.
"Schalke müsste sogar Meister werden"
Überraschend mies lief die Saison 2006/07 auch für die Bayern. Nachdem in den Jahren zuvor ob der Dominanz der Münchener ein wenig Langeweile in den oberen Tabellenregionen aufgekommen war, entschädigte diese Spielzeit für vieles. Die Bayern selbst absolvierten ihre schlechteste Runde seit der Spielzeit 1994/95. Zehn Saisonniederlagen wogen schwer. Am Ende wurde der Rekordmeister trotz des Trainerwechsels von Felix Magath zu Ottmar Hitzfeld nach zwei Spieltagen der Rückrunde nur Tabellenvierter und qualifizierte sich damit zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht für die Champions League.
Dabei hatte der für eine Ablösesumme von zehn Millionen Euro transferierte Neuzugang vom 1. FC Köln, Lukas Podolski, vor der Saison noch vollmundig "Titel, Titel, Titel" versprochen. Um den spielten am Ende dann allerdings völlig überraschend der VfB Stuttgart und der FC Schalke 04. Die Königsblauen hatte vor der Spielzeit kein Experte auf der Rechnung gehabt Bis auf einen, Lothar Matthäus: "Für mich besteht kein Zweifel: Schalke 04 wird der hartnäckigste Konkurrent von Meister Bayern sein. Wegen der Klasse der Spieler müsste Schalke 04 sogar Meister werden."
Und lange Zeit sah Schalke tatsächlich wie der kommende Titelträger aus. Doch mit der 2:1-Niederlage am 31. Spieltag in Bochum, als die Königsblauen unter dem Motto "Nordkurve in deiner Stadt" einen Fußmarsch mit 6.000 Anhängern vom Bahnhof zum Stadion "Ganz in Weiß" zurücklegten, begann die Depression auf Schalke. Zeitgleich schwebte der VfB Stuttgart auf der Wolke des Erfolgs und gewann die letzten acht Begegnungen der Saison allesamt. Dabei hatten sich die Schalker das Spielzeit-Finale so schön ausgemalt. Gerald Asamoah freute sich schon seit Wochen auf die Partie am 33. Spieltag beim Revierrivalen Borussia Dortmund und versprach: "Sollten wir den Titel in Dortmund holen, laufe ich wieder nach Hause zurück - mit einem riesigem Glas Bier in der Hand!" Ein Plan, den Manager Andreas Müller so oder so nicht befolgen wollte: "Ich laufe auf keinen Fall mit. Lieber schlecht gefahren als gut gelaufen!"
"Vier Fragen, vier Antworten"
Am Ende kam dann aber eh alles ganz anders als gehofft. Während der VfB Stuttgart zeitgleich und nach großem Kampf in Bochum mit 3:2 gewann, unterlagen die Schalker mit 2:0 bei Borussia Dortmund. Ein Ergebnis, dass die Schwarz-Gelben natürlich ordentlich feierten. Vorneweg BVB-Internet-Reporter Boris Rupert. Voller Entzücken stöhnte er beim entscheidenden Tor in sein Mikrofon: "Metzelder jetzt auf links, komm, mit links kann er eigentlich nicht so gut flanken. Mit rechts jetzt, Metzelder zieht ab. Aber abgewehrt von Bordon. Noch mal! Tor, Toooor, Tooooorrr, Tor, Tor, Tor - Ebi Smolarek. 2:0 für Borussia Dortmund. Ist das denn zu fassen? 2:0. 2:0 für Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04, gegen den kommenden Vizemeister in der Saison 2, 6, 2, 7. 2:0 für Borussia Dortmund. Und da gibt es noch einmal Gelb für Smolarek. Da gibt es Gelb wegen übertriebenem Torjubels. Aber wirklich drauf geschissen!" Der VfB holte schließlich am 34. Spieltag durch einen 2:1-Sieg zu Hause gegen Energie Cottbus seine fünfte Deutsche Meisterschaft.
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Seinen letzten großen Auftritt in Wolfsburg zelebrierte der Trainer der Wölfe, Klaus Augenthaler, mit einer ebenso fulminanten wie kurzweiligen Showeinlage. Genau 42 Sekunden saß er bei der Pressekonferenz auf der Bühne: "Guten Tag! Meine Herren, es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich und die Antworten gebe ich auch. Stimmung der Mannschaft, wie ist die Stimmung der Mannschaft, Zustand der Mannschaft? Die Mannschaft hat hervorragend gearbeitet. Zur Taktik: Ein oder zwei Stürmer? Das hängt davon ab, wie die personelle Situation ist - es ist der eine oder andere verletzt. Wie ich den Gegner erwarte: Aachen wird sicherlich Druck machen, Aachen muss das Spiel gewinnen, darauf sind wir vorbereitet. Ist die Mannschaft dem Druck gewachsen? Was ich beobachtet habe in der Woche im Training: Die Mannschaft hat sehr gut gearbeitet und wird die Antwort auf dem Platz geben. Danke schön!"
Mittelfeldspieler Mehmet Scholl von Bayern München beendete seine Karriere und verabschiedete sich standesgemäß mit einem Spruch von seinen Fans: "Wir heulen heute Abend alle. Wir werden was trinken, und dann heulen wir alle. Und dann tauschen wir die Frauen, und dann geht's weiter."
Quelle: ntv.de