
Damals noch mit langen Haaren und bei einer Adidas-Kampagne: Rummenigge, Hoeneß und Beckenbauer.
Mitte der 1980er-Jahre kam es zum Krach zwischen Bayern-Manager Uli Hoeneß und dem Chef von Trigema, Wolfgang Grupp. Dabei hatte anfangs alles so gut ausgesehen. Doch nach einem "kleinen Missverständnis" platzte der Deal zwischen den beiden spektakulär.
Es sollte die Krönung einer großangelegten PR-Meisterleistung werden - die Trikot-Brust des FC Bayern München. Seit 1979 hatte Wolfgang Grupp mit seiner Firma "Trigema" begonnen, die Bundesliga als Werbeplattform zu nutzen. Und das klappte auch gleich auf Anhieb sehr erfolgreich. Denn für das aufstrebende Unternehmen aus Burladingen war der erste Vertrag gleich ein riesiger Coup. Mit dem FC Schalke 04 hatte man damals ausgemacht, dass die Sponsoringsumme nur in der ersten Liga zu zahlen sei. Dem hatten die Verantwortlichen des S04 natürlich zugestimmt. Völlig abwegig erschien ihnen die Möglichkeit, dass ihr Traditionsklub aus dem Revier absteigen könne. Und so war das dritte Vertragsjahr für Trigema kostenfrei - auf der Brust des immer noch überaus populären Zweitligisten aus Gelsenkirchen.
Nachdem Trigema bereits im Jahr 1975 zu Deutschlands größtem Hersteller von Sport- und Freizeitkleidung aufgestiegen war, startete mit dem Engagement im Profifußball eine weitere Erfolgsrakete. Bis heute ist Trigema das einzige Unternehmen, das für mehr als fünf Bundesliga-Klubs als Trikotsponsor geworben hat. Elf Vereine aus der ersten und zweiten Bundesliga waren es dann bis zum Ausstieg im Jahr 1997 insgesamt. Und, heute undenkbar, im Jahr 1988 hatten mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem SV Waldhof Mannheim und dem VfL Bochum sogar drei Vereine gleichzeitig das Logo des Familienunternehmens auf der Brust. Trigema war omnipräsent - aber Wolfgang Grupp wollte mehr. Er wollte die beste Mannschaft Deutschlands für seine Firma gewinnen.
Und tatsächlich: Plötzlich tat sich unverhofft eine Tür auf, wie Uli Hoeneß einmal erzählte: "Ich verkaufte meine Bratwürste, er seine Textilien und dann sind wir uns immer wieder mal über den Weg gelaufen." Und eines Tages habe ihn dann Wolfgang Grupp gefragt, ob er sich vorstellen könne, dass seine Firma auf der Brust der Bayern werben würde. Uli Hoeneß fühlte sich etwas überrumpelt, reagierte aber professionell und schnell. 1,5 Millionen Euro pro Jahr habe er gefordert, so Hoeneß, um den Unternehmer aus Burladingen abzuschrecken und das Thema zu beenden. Doch Grupp habe nicht einmal geschluckt, sondern nur gesagt: "Herr Hoeneß, wir machen das!"
Und dann kam der Streit
Es war die Zeit, als die Bayern mit Iveco als Trikotsponsor aufliefen. Doch der Vertrag lief aus. Hoeneß konnte also neu verhandeln. Und somit kam ihm das Angebot von Trigema gerade recht - denn es lag deutlich über der Summe, die Iveco die vergangenen drei Jahre gezahlt hatte. Was dann nach dieser ersten Offerte genau passierte, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Denn die Versionen von Uli Hoeneß und Wolfgang Grupp gehen ab diesem Moment deutlich auseinander. Bestätigen tun beide bis heute nur die Summe von 1,5 Millionen Euro, die jährlich für einen Dreijahresvertrag gezahlt werden sollte. Doch dann kam es zum Streit der beiden, der bis zum heutigen Tag tatsächlich nicht beendet wurde.
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Hoeneß glaubt sich zu erinnern, dass man damals intern darüber nachgedacht habe, dass der langjährige Ausrüster Adidas sicherlich nicht so begeistert wäre, wenn von nun an ein Textilunternehmen aus Deutschland auf der Brust der Bayern werben würde. Und da zeitgleich mit Commodore eine Firma bereit war, die identische Summer zu bezahlen, habe man sich dazu entschieden, Trigema abzusagen. Doch dann begann Hoeneß, wie er selbst einmal sagte, einen großen Fehler: "Ich hatte die Möglichkeit, dem Herrn Grupp einen Brief zu schreiben, zu bedauern, dass wir das nicht machen können, hätte ihn anrufen können. Aber nein, ich Idiot habe mich dazu entschieden, ihn zu besuchen und ihm das persönlich zu sagen."
Verständlicherweise kam es dann, in der Version von Uli Hoeneß, bei diesem Treffen in Burladingen nach der Auflösung des "kleinen Missverständnisses" (der Trigema-Chef ging von einer direkt bevorstehenden Vertragsunterzeichnung aus) zum großen Krach. Am Ende habe Grupp gerufen: "Raus, raus! Ich möchte Sie nie mehr sehen." Eine dramatische und spektakuläre Wende einer potenziellen Partnerschaft, die nun im Desaster endete. Denn darüber gibt es auch bei Wolfgang Grupp keine Zweifel - auch wenn der langjährige Boss des Familienunternehmens einst meinte: "Das, was Herr Hoeneß von sich gibt, ist natürlich nicht wahr." Doch damit meint Grupp nur die ganz spezielle Version des früheren Bayern-Managers.
Sauer ist Wolfgang Grupp aber bis heute, dass, seiner Meinung nach, Uli Hoeneß damals den sogenannten "kaufmännischen Handschlag" nicht eingehalten habe, weil Adidas im letzten Moment dazwischenfunkte. Dabei hatte der Mann, der einst zu Werbezwecken auch den Trigema-Affen äußerst erfolgreich ins Rennen schickte, sogar durchaus Verständnis für die Lage des großen Sportartikelherstellers, wie er einmal sagte: "Adidas hatte das schon richtig erkannt: Wenn Trigema groß auf der Brust ist, spielt der Ausrüster des zugehörigen Klubs nur die zweite Geige." Doch die Art und Weise der Absage hat Grupp nicht geschmeckt. Vielleicht eine Sache, über die die beiden großen und verdienten Unternehmer dieses Landes noch einmal gemeinsam reden könnten. Auch wenn am Ende egal sein sollte, welche der beiden Versionen eher an der Wahrheit dran ist.
Quelle: ntv.de