Redelings über ein Coach-Casting BSDS - Bayern sucht den Supertrainer
03.10.2017, 11:02 Uhr
Jürgen Klopp - Castingsieger. Zumindest bei BSDS, der imaginären Show unseres Kolumnisten Ben Redelings.
(Foto: imago/DeFodi)
Nagelsmann, Tuchel, Neururer und ein Mann aus England mit einem Shirt, auf dem "007" steht, ringen um den Trainerposten des FC Bayern München. Eine ganze Nation fiebert vorm Fernseher mit. Aber am Ende kann es nur einen geben.
Casting. "BSDS - Bayern sucht den Supertrainer". Samstagabend, 20.15 Uhr, große Showbühne, ein Millionenpublikum blickt gebannt auf die Flimmerkiste. Die Kandidaten präsentieren sich. Und jetzt geht es auch schon los. Scheinwerfer an, Kamera läuft und bitte!
Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".
"Mein Name ist Peter Neururer. Ich bin Trainer aus Leidenschaft. Auch wenn es in meiner Karriere nicht so viele Pokale zu begießen gab, ist mein Motto stets gewesen: 'Wir feiern nicht, bis der Arzt kommt. Den nehmen wir gleich mit auf die Party.' Ich dachte nur, dass ich das gleich mal erwähne, wo doch der Paul Breitner damals meinte: 'In diesem Scheißverein kann man nicht mal richtig feiern.' Außerdem habe ich mir schon vor vielen Jahren ein todsicheres Konzept patentieren lassen, wie man mit maulenden Ersatzspielern bei Spitzenmannschaften umgehen kann. Simpel, aber ungemein wirkungsvoll. Ich sage zu den Jungs einfach: 'Ich werfe elf Trikots hoch. Wer eins fängt, darf spielen.' Nur am Rande sei mal erwähnt, dass ich in der 'Jungen Union' war. Franz-Josef Strauß war immer mein Vorbild. Meine Endziffer ist die '01'. Ich würde mich freuen, wenn Sie für mich anrufen würden. Bayern ist für uns Golfspieler ein Paradies. Über-ra-gend!"
Der Moderator ist außer sich. Was für ein toller Kandidat: "So kann es weitergehen. Wir sammeln in der Pause ein bisschen Kohle ein, damit wir unser Studio an diesem kalten Oktobertag weiter einheizen können und sehen uns gleich wieder."
Und da ist er auch schon. Kandidat Nummer 2: "Ja, hallo, erst einmal. Ich bin der Julian Nagelsmann. Noch relativ frisch an Bord des Bundesligaschiffs. Aber ich brauche mal wieder ein bisschen neuen Wind um die Nase. Hier im Dorf habe ich alles gesehen - und man mich. Wie habe ich neulich so schön gesagt: 'In der Sinsheimer Badewelt gehe ich nicht mehr so gerne in den Nacktbereich.' Haha. Isso! Und irgendwie habe ich gemerkt, dass ich meine beiden besten Pferde im Stall doch vermisse. Konnte ich damals noch nicht ahnen, als ich den Spruch rausgehauen habe: 'Ein Bauer muss sich auch ab und zu von seinen Kühen und Schweinen trennen. Das gehört dazu.' Aber ich liebe Nicki und Sebi einfach. Und außerdem bauen wir gerade ein Haus in München. Wir nehmen da keinem was weg. Und hier in Sinsheim könnte der neue Trainer direkt in unsere ausgebaute Scheune ziehen. Kein Ding! Mit Brause-Ralle ist auch alles klar. Wir sind ja seit Längerem im Austausch, wer Trainer und Co-Trainer bei den Bayern werden soll. Nur Körner-Tommy möchte plötzlich nicht mehr als unser Ernährungsberater mit. Ich sage jetzt aber nix mehr. Alle weiteren Fragen können sie gerne an meine Medienabteilung richten."
Die Stimmung im Saal kocht über. Was für wundervolle Kandidaten. Deutschlands Crème de la Crème. Und schon geht es weiter!
"Guten Abend. Ich bin der Thomas Tuchel. Und ich kann frech von mir behaupten: Ich war schon einmal in New York. Sogar ohne Socken bin ich da rumgelaufen. Nur mit meinem langen, schwarzen Mantel. Toll war das. Ich habe nämlich eine nicht so schöne Zeit hinter mir. Ich musste einsehen: 'Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.' Dabei habe ich es bei meinen Spielern durchaus versucht. Passiert ist nix. Und ich habe teilweise an denen gezogen, mein lieber Herr Gesangsverein! Aua, haben die gerufen. Naja. Seit ich damals als Barkeeper in Stuttgart diese scheußlichen Cocktails an den Mann gebracht habe, ist der Sky für mich ohne Grenzen. Ich habe echt alle Hemmschwellen überwunden, fremde Menschen zu fragen, ob sie mich brauchen. Aki hat mich damals mit offenen Armen empfangen, nachdem ich ihn gefragt hatte. Das tat gut. Für Leverkusen war ich einfach noch nicht bereit. Aber das lag bitteschön nicht an dem ausgiebigen Abendessen mit Calli, wie einige meinten."
Der Moderator hat ein riesiges Glas "Cosmopolitan" mit einem extra bunten Cocktailschirmchen in der Hand - und ist außer sich: "Was soll jetzt noch kommen? Ist das fantastisch. Der FC Bayern kann sich glücklich schätzen, so aus dem Vollen schöpfen zu können!"
Die Scheinwerfer sind auf die Showtreppe gerichtet. Ein Mann kommt heraus. Auf seinem Shirt steht die Endziffer für das Voting: "07". Davor ist mit einem dicken, schwarzen Edding noch eine "0" gemalt. Der Mann mit der Shirtnummer "007" zeigt mit einem breiten Grinsen all seine Zähne: "Hi, ich bin der Jürgen. Ich komme gerade aus England. Deshalb die '007'. Hahahaha. Ich möchte nur eins sagen: 'Mit schlechtem Fußball habe ich mich lange genug rumgeschlagen - und zwar mit meinem eigenen.' Auf geht’s also, Männer. Let's get ready to rumble. Hahahaha!"
Die Telefone stehen nicht mehr still. Das Publikum hat mittlerweile den Mann mit der "007" auf seine Schultern gehoben. Von irgendwoher erklingen Fanfaren. Das Volk hat seine Wahl getroffen. Und Rotbäckchen-Rummenigge züngelt zufrieden in die Kameras: "Wenn man sich in Oberammergau einen Trainer schnitzen lassen müsste, es käme Jürgen Klopp heraus."
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Quelle: ntv.de