Redelings Nachspielzeit

Redelings über Lukas Podolski "Doppelpass alleine? Vergiss es!"

Immer ein Kölner: Lukas Podolski.

Immer ein Kölner: Lukas Podolski.

Man muss ihn einfach gerne haben. Seit der Fußball-WM 2006 in Deutschland liebt ihn eine ganze Nation. Morgen verabschiedet sich Lukas Podolski aus der DFB-Elf. Ein wehmütiger Blick zurück auf einen feinen Kerl, den selbst Pelé einst lobte.

Lukas Podolski verabschiedet sich aus der deutschen Nationalelf. Sein 130. Länderspiel an diesem Mittwoch gegen England (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im Dortmunder Westfalenstadion wird sein letztes sein. Reiner Calmund hat schon einmal einen Ausblick in die Zukunft des Fußball-Rentners gewagt: "Lukas Podolski ist ein Muskelpaket mit einem Schuss wie ein Pferd, dazu ein lieber, gemütlicher Typ, der Harmonie und Ruhe mag. Lukas wird kein dicker Brummer, aber vielleicht so ein kleiner, gemütlicher Dicker. " Und der große Pelé hat den Liebling der deutschen Fans einst so geadelt: "Er ist neben Ballack der Einzige, der auch in der brasilianischen Nationalmannschaft spielen könnte." So viel Lob gab's für Podolski nicht immer.

Uli Stein, einst Nationaltorwart, hat ein großes Manko ausgemacht: "Ich habe jetzt die Trainer alle gesprochen, unter denen er gearbeitet hat. Jeder Trainer hat mir bestätigt, dass er der faulste Spieler ist, den sie je hatten." Auch die englische Zeitung "Daily Mail" hatte etwas auszusetzen. Nachdem Podolski beim 0:1 gegen Serbien bei der WM 2010 in Südafrika einen Strafstoß vergeben hatte, zeigte sich das Blatt verwundert: "Der kann doch kein Deutscher sein! Podolski verpatzt einen Elfmeter … aber er wurde auch in Polen geboren."

"Ein Tor würde dem Spiel gut tun"

Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".

Der ehemalige Stürmer und heutige Trainerpensionär Jupp Heynckes lässt hingegen nichts auf den Kölner und dessen größte Stärke kommen: "Wenn ich so einen linken Fuß gehabt hätte wie Podolski, hätte ich nicht 220 Bundesligatore gemacht, sondern 500." Seine Bälle verwandelt Podolski stets nach seinem Motto: "Fußball ist einfach: Rein das Ding - und ab nach Hause."

Am 16. Spieltag der Saison 2003/04 wurde der junge Nachwuchsspieler des FC erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Nach der Partie von Hansa Rostock gegen den 1. FC Köln (1:1) gab Podolski dem Premiere-Reporter Christian Sprenger ein bemerkenswertes Interview: "Das erste Tor von dem jungen Mann neben mir. Herzlichen Glückwunsch dafür, im vierten Spiel, kann man eigentlich nicht meckern?!" Podolski: "Ja, aber, natürlich, der Sieg hat gefehlt, ne! Wenn man so knapp davorsteht, dann will man auch schon gewinnen, ne!" Sprenger: "Warum hat es dann letztlich nicht geklappt? Durch den Elfmeter? Ist da ein bisschen Unruhe entstanden?" Podolski: "Ja, ich glaub, erst hat man den Elfmeter und dann kriegen wir das Gegentor - das ist natürlich scheiße, ne! Muss man drauf aufpassen." Sprenger: "Waren gerade einmal 19 Sekunden dazwischen. Haben Sie damit gerechnet, dass Sie heute wieder von Beginn an dabei sind?" Podolski: "Ja, ich denk mal, im Training will man sich zeigen, und dann sieht man auch, wenn ein Trainer einen aufstellt, ne!" Sprenger: "Wenn wir jetzt auf die Tabelle gucken, nach ganz unten. Dieser eine Punkt, so richtig viel bringt der ja nicht, wie…" Podolski: "Wir haben uns vorgenommen, aus den zwei Spielen sechs Punkte zu holen, das ist natürlich scheiße heute, ein Punkt, zu wenig." Sprenger: "Das heißt jetzt, gegen Hertha müssen fünf her!" Podolski lacht: "Hä, ha, natürlich wollen wir gegen Hertha auf jeden Fall gewinnen, ne! Also, das ist das nächste Ziel, drei Punkte gegen Hertha."

"Mir ist egal, ob die schlechte Verlierer sind"

"Der FC ist immer mein Verein und wird es immer bleiben", hat Prinz Poldi gesagt, als er 2006 zum FC Bayern München ging. Als er drei Jahre später zurückkehrte, sagte Franz Beckenbauer: "Er muss nun nur aufpassen, dass sie in Köln die Stadt nicht einreißen, wobei, die Häuser stürzen bereits ein." Damals war gerade das Historische Stadtarchiv in der Erde versunken. In der Domstadt genoss Podolski alle Sonderrechte, die ein Star für sich einfordern kann. Das brachte den TV-Talker Udo Lattek zu folgendem humorigen Ausspruch: "Wie merkt man, dass in Köln Donnerstag ist? Lukas Podolski kommt zum ersten Mal in der Woche zum Training."

Er ist wieder da.

Er ist wieder da.

(Foto: imago/Manngold)

Während sich die halbe Mannschaft bei der WM 2006 auf dem Platz noch mit den Argentiniern in die H aare kriegte, lächelte der Kölner bereits am Spielfeldrand: "Mir ist egal, ob die schlechte Verlierer sind. Die fahren jetzt nach Hause." Vier Jahre später wollte es Podolski nach einem anderen Spiel gegen Argentinien allerdings nicht nur bei Worten belassen. Er hatte sich nach der Niederlage mit einem Journalisten angelegt und wollte die Sache vor der Tür austragen. Immer wieder rief Podolski: "Komm! Komm! Komm raus!". Gott sei Dank gab es genügend helfende Hände, die den Nationalspieler aus der Gefahrenzone brachten.

"Ich komm aus Polen, die klauen alles"

Ansonsten kennen wir Lukas Podolski alle aber eher als lebenslustigen Strahlemann, der gerne einmal einen Streich spielt und lustige Sachen sagt. Als er nach seinem letzten Spiel in München ein fast lebensgroßes Action-Foto von sich von der Wand im Kabinengang nahm und es einsteckte, sagte er lächelnd: "Ich komm aus Polen, die klauen alles." Vielleicht war das Foto aber auch einfach nur eine Entschädigung für einen der skurrilsten Momente, die Podolski je erleben musste. Bei einem Gespräch in der Saison 2006/2007 soll ihm der damalige Bayern-Trainer Felix Magath gesagt haben: "Lukas, du läufst falsch." Dann habe der Coach angestrengt in seiner Teetasse gerührt und minutenlang geschwiegen. Schließlich habe er noch einmal nachdenklich gemeint: "Lukas, du läufst falsch." Auf Podolskis Nachfrage, was er denn besser machen könne, schickte der Trainer den Nationalspieler aus dem Raum. Magath rief ihm dabei noch hinterher: "Lukas, du läufst halt einfach falsch."

Manch geniale Sentenz Podolskis ist mittlerweile Kulturgut. "So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere" wurde im Jahr 2006 sogar von der "Deutschen Akademie für Fußballkultur" als "Fußballspruch des Jahres" ausgezeichnet. Zudem sind die Sprüche "Ich denke nicht vor dem Tor - das mache ich nie" und "Doppelpass alleine? Vergiss es!" mittlerweile in den Sprachschatz vieler Freizeitkicker übergegangen. Podolskis Lebensmotto auf dem Fußballplatz wird ebenfalls ewig bleiben: "Ich muss nicht blöde rumlabern. Ich mach das Ding rein, und fertig."

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Quelle: ntv.de

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