Redelings Nachspielzeit

Siege gegen den großen FC Bayern Furchtbar schön und viel "besser als Sex"

Ein Bochum-Fan feierte den Sieg gegen die Bayern ohne Kleidung.

Ein Bochum-Fan feierte den Sieg gegen die Bayern ohne Kleidung.

(Foto: imago images/kolbert-press)

Die historische Niederlage des FC Bayern am Samstag im Bochumer Ruhrstadion hat (fast) ganz Fußball-Deutschland euphorisiert. Die Demontage des Rekordmeisters hat viele Fans richtig begeistert. Unser Kolumnist konnte sich jedenfalls vor Glückwünschen und Nachrichten kaum mehr retten!

Die Nachrichten prasselten schon zur Halbzeit im Sekundentakt rein: "Was ist denn bei euch los?!!", "MEGA-Show. Respekt!" und "Ihr haut sie echt weg. Geil!!!" So viel Aufmerksamkeit und Anteilnahme ist man als Fan des VfL Bochum eigentlich nicht gewöhnt - doch am Samstag siegten wir ja auch gar nicht nur für uns allein. Gefühlt saßen 90 Prozent aller Fußballanhänger in Deutschland euphorisiert vor ihren Empfangsgeräten und jubelten, ob der teils echt unglaublichen Bilder, die das aus dem Bochumer Ruhrstadion übertragen wurden, dem Team in den blau-weißen Vereinsfarben zu.

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Und nach Spielschluss, als klar war, dass das Wunder der ersten Halbzeit tatsächlich Bestand haben würde, da ging es erst richtig los. Allgemeiner Tenor der Nachrichten: Genau wegen solch einem Spiel schauen wir (noch) Fußball. Feiert schön! Der teilweise berauschende 4:2-Sieg des VfL Bochum gegen den großen FC Bayern München war für viele Fans so etwas wie Balsam auf ihre geschundenen Fußball-Seelen. Zu stark, zu übermächtig wirkt der Rekord- und Dauermeister in den letzten zehn Jahren. Zu erdrückend ist die Souveränität des berühmten "Mia san mia" der Münchener. Man könnte es auch noch etwas handfester sagen: Diese Endloserfolgsserie des FC Bayern seit so langer Zeit macht einfach keinen Spaß (mehr) - und deshalb gönnen nicht wenige Fußballanhänger dem "Stern des Südens" jeden noch so kleinen Ausrutscher.

Doch die erste Halbzeit am Samstag im Bochumer Ruhrstadion war nicht einfach nur ein Ausrutscher. Es war phasenweise eine echte Demontage des Rekordmeisters. Eine Demütigung. Mit Beinschüssen und anderen irren Momenten. Bochums Kult-Radioreporter Günther Pohl schrie vollkommen zurecht in sein Mikrofon: "Ich weiß nicht mehr, wo ich bin. Das kann nicht sein. Das ist das 4:1. Leute, kneift mich! Glaubt es mir!" Und tatsächlich: Es war fast nicht zu glauben, was sich da in Bochum abspielte.

Eine echte Rarität

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Wahrscheinlich auch deshalb waren die Reaktionen der Fußballfans deutschlandweit so stark und eindeutig. Ex-Bundesligaspieler Hans Sarpei hat dieses Gefühl ganz gut auf den Punkt gebracht: "Für viele Leute vor dem Fernseher war das besser als Sex." Genau so ist es. Diese Leidenschaft gepaart mit herausragenden Momenten führte für Augenblicke hinein in eine irre Ekstase voller Glück und Zufriedenheit - der sich selbst Bayern-Anhänger hier und da nicht gänzlich entziehen konnten, besonders dann nicht, wenn ihr Zweitherz blau-weiß schlägt.

Und weil das alles so wunderschön einmalig und herausragend war, muss sich auch kein Fußballfan für seine Gefühle schämen. Denn die Freude an solch einer Niederlage des großen FC Bayern München zeigt ja nur, wie mächtig und entrückt der Verein in Wahrheit schon seit langer Zeit ist. Und so wird dieses herrliche Happening vom Samstagnachmittag im Bochumer Ruhrstadion trotz aller medialen Unkenrufe und Selbstkritik im Bayern-Lager eine echte Rarität bleiben. Siege gegen den deutschen Rekordmeister bleiben selten und echte Demontagen wie in der ersten Halbzeit am Wochenende ein ganz spezielles Kleinod. Aber damit kommt man als Fußballfan mittlerweile auch ganz gut zurecht. Denn, wenn es dann einmal passiert, ist es eben umso schöner und wirkt länger nach.

Quelle: ntv.de

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