Redelings Nachspielzeit

Unnützes Fußballwissen de luxe Maradona bot Nürnberg Topstars für Autos an

Maradona war offensichtlich ein Autonarr.

Maradona war offensichtlich ein Autonarr.

(Foto: imago images/Pressefoto Baumann)

Der Fußball ist eine einzige große Wundertüte an fantastischen Geschichten. Gerade beim Blick zurück kommen wieder Erinnerungen an längst vergessene Storys hoch. Manche von diesen sind kaum zu glauben. Wie etwa die von Maradona, der Nationalspieler gegen Autos tauschen wollte.

Der Fußball lebt ja auch immer zu einem gewissen Teil von seinen kunterbunten Geschichten abseits des grünen Rasens. Und deshalb bereitet es von Zeit zu Zeit auch solch eine Riesenfreude, den Blick zurück zu richten und sich diesen unterhaltsamen Storys und Anekdoten aus der Vergangenheit zu widmen. Denn so viele skurrile und schöne Geschichten der Helden von heute und damals hat man längst verdrängt oder vergessen.

Oder wussten Sie noch, dass der gerade eben verstorbene Superstar Diego Armando Maradona im Dezember 1990 dem 1. FC Nürnberg im Tausch gegen schnelle, schicke Autos einige argentinische Nationalspieler versprach? Was für eine irre Story, wenn man genauer darüber nachdenkt - aber sie ist tatsächlich wahr. Damals regierte der Niederländer Arie Haan beim "Club" als Trainer und Manager in Personalunion. Doch die Erfolge blieben aus. Deshalb überlegte Haan, wen er in seiner Not um Hilfe bitten könnte - und kam auf den Weltstar und Weltmeister Diego Maradona.

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Seit der WM 1986 waren die beiden befreundet und als Haan hörte, dass der Argentinier unbedingt noch eine zweite Ausführung eines limitierten Modells aus einer Stuttgarter Autoschmiede sein Eigen nennen wollte, schaltete der Nürnberger Trainer schnell. Er ließ seine Kontakte spielen und besorgte dem überglücklichen Maradona die Luxuskarosse.

Zarate betört die Bundesliga

Der ließ sich nicht lange bitten, reiste persönlich nach Nürnberg und packte vor Ort noch zwei weitere Autos ein. Als Gegendeal versprach Maradona dem "Club" drei Spieler aus Argentinien. Akteure aus dem obersten Regalfach. Nationalspieler allesamt. Namen waren Anfang Dezember noch absolute Geheimsache, doch tatsächlich passierte bis zum Ende des Transferschlusses am 31. Januar 1991 noch etwas. Von Velez Sarsfield wurde für eine Ablösesumme von 550.000 DM die kleine, langhaarige, argentinische "Zaubermaus" Sergio Zarate verpflichtet. Ein Volltreffer!

Zarate wirbelte sich auf dem Platz in die Herzen der fränkischen Zuschauer und betörte die gesamte Bundesliga mit seiner begeisternden Art. Auch sportlich half er dem "Club", das Minimalziel Nicht-Abstieg zu erreichen. Als dieser Tage Diego Maradona verstarb, zeigte sich auch Sergio Zarate tief betroffen über den Tod seines Freundes. Bis heute hat der kleine Argentinier nicht vergessen, wem er das Abenteuer Bundesliga zu verdanken hatte.

Flick bekommt Telefonanschluss nur dank Littbarski

In einer anderen Story aus dem Dezember 1990 spielt der Erfolgstrainer und Triple-Gewinner des FC Bayern München, Hansi Flick, eine Hauptrolle. Man kann es sich angesichts der heutigen mobilen Dauerverfügbarkeit an jedem Ort dieser Welt fast nicht mehr vorstellen, aber es gab tatsächlich einmal Zeiten, in denen ein eigener Telefonanschluss fast schon Luxus war.

Kongeniale Partner in Köln.

Kongeniale Partner in Köln.

(Foto: imago sportfotodienst)

Als der Spieler des 1. FC Köln, Hansi Flick, vor dreißig Jahren in seinem Wohnort ein Telefon anmelden wollte, da ging das nicht. Der Grund: Alle Leitungen waren belegt. Die Auskunft der Behörde klang ernüchternd: "Telefon gibt es frühestens Ende 1991." Eine echte Notsituation. Gut nur, dass Flick einen prominenten wie generösen Nachbarn hat: den Weltmeister Pierre Littbarski. Und der handelte sofort, ging zum Amt und bot an: "Ich melde mein Fax ab, dann ist eine Nummer frei. Aber nur wenn der Hansi die freie Leitung bekommt." Genau so wurde es gemacht. Eine echte Aktion der Nächstenliebe so kurz vorm heiligen Abend.

Littbarskis kongenialer Partner in diesen Tagen Anfang der Neunziger Jahre beim 1. FC Köln, der ebenfalls nicht gerade großgewachsene Thomas Häßler, kämpfte vor zwanzig Jahren in den letzten Zügen, wie man damals dachte, seiner großartigen Karriere, beim TSV 1860 München gegen den drohenden Abstieg und noch viel mehr gegen den eigenen, persönlichen Abstieg. Fans und Medien machten sich nach der Trennung von seiner Frau Sorgen um den sensiblen Star.

Doch erst zweieinhalb Jahre später war tatsächlich Schluss in München. Danach ging Häßler noch zu Austria Salzburg. Heute ist der Weltmeister von 1990 wieder omnipräsent - als sympathische Werbegestalt vor, zwischen und nach den Fußball-Livespielen auf den diversen Portalen.

"Als hätten sie Fußbälle gefrühstückt"

Ben Redelings

Ben Redelings ist ein leidenschaftlicher "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und Anhänger des ruhmreichen VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt im Ruhrgebiet und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Für ntv.de schreibt er dienstags und samstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Weitere Informationen zu Ben Redelings, seinen aktuellen Terminen und Projekten gibt es auf seiner Seite www.scudetto.de.

Was für ein unglaublich sprachgewaltiger Mensch Jürgen Klopp ist, hat man in den letzten Jahren fast schon vergessen. Seit er Trainer in Liverpool ist, hören und lesen ihn die deutschen Fußballfans viel zu selten. Vor zehn Jahren, also kurz vor seiner ersten deutschen Meisterschaft mit Borussia Dortmund, schwärmte er vom FC Barcelona mit diesen erfrischenden, mitreißenden Worten in der "Sport Bild": "Mein Traum war früher mal: eine Mannschaft wie Real Madrid vor zehn Jahren, die gegen den Ball arbeitet, als gäbe es kein Morgen. Diese Mannschaft gibt es heute - und das ist Barcelona. Pressing, Gegenpressing und dann noch Fußball spielen, als hätten sie Fußbälle gefrühstückt." Es ist schon interessant, wenn man jetzt - zehn Jahre danach - diese Sätze von Klopp liest. Sie beschreiben quasi die Blaupause seiner eigenen Art, wie er Fußball spielen lässt - in Dortmund damals und heute in Liverpool.

Zum Schluss noch zwei Dinge aus früheren Tagen, weil sie so gut in die aktuelle Diskussionslage passen. Einmal das Zitat von DFB-Manager Oliver Bierhoff vor zehn Jahren, als er eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit zog: "Zum Revolutionär hat es nicht gereicht." Und dann die Worte von Lothar Matthäus aus dem Dezember 1990. Als der Weltmeister vor dreißig Jahren nach seinen Plänen für die Zukunft gefragt wurde, sagte er: "Wenn ich mal als Bundestrainer Weltmeister werden könnte - das wäre traumhaft." Tja, man soll niemals nie sagen, aber im Moment ist das wohl noch weiter weg als nur dreißig Jahre.

Quelle: ntv.de

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