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Verwirrende AussagenWill Hoeneß andere Bundesligaklubs (un)bewusst ins Verderben stürzen?

24.11.2025, 19:11 Uhr Ben-RedelingsBen Redelings
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Uli Hoeneß hadert mit der 50+1-Regel. (Foto: IMAGO/Lackovic)

Die Forderung von Uli Hoeneß, dass die 50+1-Regel im deutschen Profifußball fallen müsse, ist nicht neu. Doch seine aktuellen Aussagen rund um dieses Thema verwirren - vorsichtig ausgedrückt. Denn Hoeneß weiß offensichtlich ziemlich genau, welche ernstzunehmenden Probleme da auf die Klubs zukommen würden.

"Wenn bei den Transfers Investmentbanker entscheiden und nicht mehr Sportmanager - dann geht's dahin!" Aufmerksame Hörer des "OMR Podcast" werden am Sonntag an dieser Aussage von Uli Hoeneß erstaunt und verdutzt hängengeblieben sein. Denn noch kurz zuvor hatte das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern eine Abkehr von der sogenannten 50+1 Regel in Deutschland gefordert. Doch dann zählte er die internationalen Mitbewerber des Rekordmeisters auf und meinte süffisant: "Früher war mein großes Vorbild Manchester United. Aber dann kamen die Glazers …" Und so begann damals mit den amerikanischen Investoren der schleichende Untergang eines der größten Traditionsklubs des Weltfußballs.

Warum die Aussage des langjährigen Managers des FC Bayern München über Manchester United so verwirrend war? Weil Uli Hoeneß offensichtlich im vollen Bewusstsein über die nicht abschätzbaren Risiken eines Investoreneinstiegs in der Bundesliga dennoch nur wenige Minuten zuvor genau dies - wohlgemerkt für die anderen Klubs der Liga - gefordert hatte: "Ich glaube, über kurz oder lang muss in Deutschland die 50+1-Regelung fallen. Das ist nicht wichtig für Bayern München, denn wir können mithalten mit unseren Möglichkeiten."

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Und wieder stutzten die aufmerksamen Hörer des Podcast - denn Uli Hoeneß gab unumwunden zu, dass dies für die Bayern noch aus einem anderen Grund keine wirkliche Option sei: "Außerdem haben wir einen Deal mit unseren Mitgliedern, dass wir nicht mehr als 30 Prozent - im Moment haben wir 25 Prozent - verkaufen können. Wir könnten also theoretisch, ohne die Mitglieder zu fragen, 5 Prozent mehr verkaufen. Und dann müssten wir die Mitglieder befragen und bräuchten eine Zweitdrittelmehrheit. Ich glaube nicht, dass wir die jemals kriegen würden."

Hoeneß: "Glaube, dass es für viele Vereine hilfreich wäre"

Fast schon schamlos, dass Hoeneß an dieser Stelle verschweigt, dass genau aus diesem Grund auch die anderen Klubs der Bundesliga mehrheitlich an der 50+1 Regel festhalten wollen. Denn kaum ein Profiverein wird diesen Konflikt mit der eigenen Fanschaft unbeschadet überleben. Man kann es sogar noch deutlicher sagen: Dieses Thema hat das Potenzial, Klubs innerlich zu zerreißen! Angesichts des eigenen "Deals" mit den Mitgliedern des FC Bayern wird Hoeneß dies auch ziemlich genau wissen.

Dennoch sagt er im "OMR Podcast": "Also insofern kann ich mich sehr dafür einsetzen, ohne eigene Vorteile zu erzielen. Ich glaube einfach, dass es für viele Vereine hilfreich wäre, wenn sie internationales Geld einnehmen könnten. Und ich hoffe, dass Herr Watzke, der ja ein großer Gegner davon ist, irgendwann sich mal breitschlagen lässt, darüber vernünftig nachzudenken." Warum Aki Watzke, der neue Präsident des BVB, dies allerdings nicht macht, konnte die Öffentlichkeit bei der Mitgliederversammlung der Borussia live miterleben. Das Fiasko wäre, das weiß Aki Watzke genau, vorprogrammiert - und die anschließenden Folgeprobleme nicht mehr kalkulierbar.

FC Barcelona "ist nicht das Modell, dass ich mir vorstelle"

Aus diesen Gründen darf man sich also vollkommen zurecht die Frage stellen, warum Uli Hoeneß dieses Thema - ohne direkten Eigennutzen, wie er ja sagt - dennoch vorantreibt. Denn die teuer erkaufte bzw. erstrittene "Wettbewerbsfähigkeit" einiger anderer Klubs stünde in keinem Verhältnis zu den unübersehbaren bzw. erwartbaren Problemen. Das Beispiel Premiere League steht schließlich nicht erst seit dem Einstieg der Glazers exemplarisch dafür, wie sich der Fußball durch die immer weiter voranschreitende Kommerzialisierung von den eigenen Fans entfernt.

Wie widersprüchlich die Aussagen von Uli Hoeneß sein können, zeigt auch der Satz - "Geld ist nicht alles" -, den der große Macher des FC Bayern beiläufig im Podcast fallen lässt. Denn dass dieses frische Geld, das durch das Fallen der 50+1 Regel ins System gepumpt würde, zwar die Spirale am Laufen halten würde, aber nicht unbedingt alles besser machen würde, weiß Hoeneß natürlich auch - und zeigt es selbst am Beispiel des FC Barcelona auf: "Das ist nicht das Modell, das ich mir vorstelle. In jedem anderen Land würden die längst schon nicht mehr in der ersten Liga spielen. Wenn man 1,3 Milliarden Schulden hat, wie soll das gehen."

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Die große Lebensleistung des Uli Hoeneß mit dem FC Bayern einen Weltklub ohne Schulden, sondern mit einem Festgeldkonto aufgebaut zu haben, sollte der heutige Ehrenpräsident nicht (un)bewusst dadurch schmälern, indem er anderen Vereinen einen Weg empfiehlt, der ganz offensichtlich keine Probleme dauerhaft beseitigt, sondern zwangsläufig eher neue schafft. Hoeneß sollte viel lieber die anderen Klubs ermuntern, seinem Vorbild nachzueifern - denn das, was er (gemeinsam mit anderen) in München an der Säbener Straße aufgebaut hat, ist bis heute immer noch unerreicht.

Quelle: ntv.de

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