Fußball-WM 2018

Verbotskatalog für WM-Spieler Das ist ja wie auf einer Klassenfahrt!

Bitte keine Verrenkungen! Brasiliens Trainer Luis Felipe Scolari stellt Sex-Regeln für seine Spieler auf.

Bitte keine Verrenkungen! Brasiliens Trainer Luis Felipe Scolari stellt Sex-Regeln für seine Spieler auf.

(Foto: REUTERS)

Die WM-Trainer kennen kaum eine Schmerzgrenze in ihren Verbotskatalogen: keine Handys, kein Sex, kein Alkohol. Russlands Coach Capello erlaubt kein Facebook, Brasiliens Scolari verbietet zu akrobatisches Liebesspiel - und bei der deutschen Elf?

Sex bei der WM? Für Lucien Laurent war das 1930 noch keine Streit-Frage. Der Torschütze des allerersten WM-Treffers feierte mit seinen französischen Teamkollegen den 4:1-Sieg gegen Mexiko in einem Bordell in Montevideo. "Es gab ein gigantisches Sauerkraut mit Speck und Würsten", sagte Laurent einmal, "dazu Champagner". Solche "Auswärtsspiele" mit der ganzen Mannschaft sind zwar in der heutigen Welt, die medial bis in die dunkelsten Ecken ausgeleuchtet ist, undenkbar, doch die Bedürfnisse sind gleich geblieben. Das wissen die WM-Trainer der Nationalmannschaften und steuern auch 2014 teils vehement dagegen.

Sie haben Verbotskataloge entworfen und Sex findet sich dabei nur als eines von vielen Tabus. Die Bandbreite reicht von Regeln für verletzungsfreien Sex, über ein Verbot, Frauen und Freundinnen während des Turniers zu sehen, bis hin zu Einschränkungen bei der Ernährung. Mexikos Nationaltrainer Miguel Herrera kündigte an, er erwarte von seinen Spielern, dass sie während des Turniers auf Sex verzichten. "Ich denke nicht darüber nach, Sex zu verbieten, ich denke an Fußball, und ich hoffe, die Jungs denken auch an Fußball", sagte er. "An 40 Tagen Enthaltsamkeit ist noch niemand gestorben." Negativ auf die Spielleistung hat es sich jedenfalls nicht ausgewirkt, Mexiko erbeutete am Dienstag einen Punkt gegen Brasilien. Belgiens Marc Wilmots stellte gar die Regel auf, dass die Frauen der Spieler erst vorbeikommen dürften, wenn sein Team es ins Halbfinale schafft. Bislang scheint das zu motivieren - ebenfalls am Dienstag drehten seine Spieler das Spiel gegen

Sehen ihre Männer wie alle anderen von der Tribüne: Spielerfrauen.

Sehen ihre Männer wie alle anderen von der Tribüne: Spielerfrauen.

(Foto: imago sportfotodienst)

Algerien.

Finger weg von Facebook & Co.

Etwas begründeter lesen sich die Regeln zum Liebesleben von Luis Felipe Scolari. Der brasilianische Coach hat seinen Spielern Akrobatik-Sex verboten - zu hoch sei das Risiko eines gezerrten Muskels oder eines Hexenschusses. Im deutschen WM-Quartier Campo Bahia mussten die Frauen bis zum ersten Spiel ganz draußen bleiben. "Völlig zu Recht", schrieb Cathy Fischer, Freundin von Innenverteidiger Mats Hummels, in ihrer Bild-Kolumne: "Die Jungs sind schließlich dort, um den Titel zu holen."

In Sachen Liebesverkehr sehen die WM-Trainer also rot. Doch nicht nur die physische Verletzungsgefahr nehmen sie ins Visier, auch bei psychischen legen sie den Finger drauf. Bei Costa Ricas Trainer Jorge Luis Pinto dürfen die Spieler direkt vor dem Spiel keine Handys mehr in der Kabine benutzen. Spätestens nach Skandalen wie Mario Balotellis Twitter-Eskapaden, die in Italien immer wieder für Wirbel sorgen, haben viele Trainer den Umgang mit sozialen Netzwerken reglementiert. Bei Russlands Fabio Capello sind Facebook & Co. geschlossen Tabu, niederländische Profis dürfen nichts über ihre Teamkollegen schreiben. Auch Englands Coach ruft seine Spieler auf, soziale Netzwerke zurückhaltend zu nutzen, während bei der deutschen Elf keine taktischen Geheimnisse ausgeplaudert werden dürfen, und das Handy bei Mannschaftssitzungen verboten ist.

Erfolgreiche Mexikaner wegen besonderer Disziplin?

Italiens Coach Prandelli ruderte vor der WM allerdings noch zurück, nachdem er zunächst ein komplettes Twitter- und Facebook-Verbot angekündigt hatte. Seine Spieler dürfen nun soziale Netzwerke nutzen - sollen dabei jedoch möglichst zurückhaltend sein, und nichts über ihre Teamkollegen schreiben. Besonders Balotelli nutzt diese Freiheiten ausgiebig: Alleine seit dem Abflug nach Brasilien vor knapp zwei Wochen setzte er mehr als 30 Tweets ab.

Handys weg, kein Sex - natürlich, fehlt nur noch die Ernährung und das Rauchen im Verbotskatalog. Die Trainer achten darauf, was auf den Tisch kommt - die meisten Teams haben ihre eigenen Ernährungsberater und Köche dabei. Bei Chile sind etwa Softdrinks während der WM Tabu, Algeriens Kicker dürfen in Brasilien nicht auswärts essen gehen. Besonders Mexikos Coach Herrera ist da Vorreiter von möglichst umfassenden Verboten.

Alkohol und Zigaretten sind bei ihm Tabu, auch von der Öffentlichkeit wird das Team größtenteils abgeschirmt, nachdem einige Spieler beim Confed Cup im vergangenen Jahr nach dem Besuch eines Nachtclubs in einen Skandal verwickelt waren. Die mexikanischen Spieler sollen sich in einem Strip-Club aufgehalten haben. Der Unterschied zu dem Bordell-Besuch der Franzosen nach ihrem WM-Sieg 1930: für die Mexikaner war das Turnier noch nicht vorbei.

Quelle: ntv.de, tga/sid

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