Fußball-WM 2018

Weltfußballer gegen DFB-Elf Wer hat Angst vor Ronaldo?

imago15538316h.jpg

(Foto: imago/Jan Huebner)

Pose, Pomp, Pomade. Und Tore. Dafür steht Cristiano Ronaldo. Der Portugiese erhofft sich, einer der ganz großen Stars der WM zu werden. Doch Portugal ist nicht Real Madrid, und international macht der Weltfußballer nur selten entscheidende Treffer.

Nicht unterschlagen werden darf, dass Ronaldo seine Portugiesen mit vier Toren bei den Relegationsspielen gegen Schweden zur WM schoss.

Nicht unterschlagen werden darf, dass Ronaldo seine Portugiesen mit vier Toren bei den Relegationsspielen gegen Schweden zur WM schoss.

(Foto: imago sportfotodienst)

Es ist immer dasselbe. Vor jedem Spiel gilt alle Aufmerksamkeit ihm, werden endlos Zahlen und Statistiken bemüht, um seine eindrucksvollen Erfolge zu unterm auern. Der Gegner ist praktisch schon vor jedem Spiel geschlagen. Oder doch nicht?

Ja doch, Cristiano Ronaldo ist Weltfußballer. Und ja, Ronaldo hält den Rekord, innerhalb einer Champions-League-Saison die meisten Tore erzielt zu haben. 17 Treffer gelangen ihm im Dienste von Real Madrid. Und noch unglaublicher ist seine Gesamtbilanz für die Madrilenen. 177-mal traf der Portugiese bisher – in 165 Spielen. Eine Tormaschine also? Ja, aber Ronaldo trifft selten in den entscheidenden (internationalen) Spielen. Und macht noch seltener die wichtigen Tore. Bei genauerer Betrachtung ist Ronaldos Treffsicherheit weit weniger einschüchternd, wie einige Beispiele aus EM, WM und Champions-League zeigen:  

  • EM-Viertelfinale 2008 gegen Deutschland: Portugal verliert 2:3 – Ronaldo geht leer aus, die EM ist für die Portugiesen beendet. Im gesamten Turnier trifft "CR7" nur ein einziges Mal.
  • WM 2010: Aus im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Spanien. Ronaldo trifft im gesamten Turnier wieder nur ein Mal – er erzielt das 6:0 gegen Nordkorea.
  • EM 2012: Cristiano Ronaldo kommt insgesamt auf drei Tore, ist für die jeweiligen Siegtreffer gegen die Niederlande und im Viertelfinale gegen Tschechien verantwortlich. Hier erfüllt er die in ihn gesetzten Erwartungen. Beim torlosen Halbfinale gegen Spanien herrscht dann auch bei ihm Flaute.     

Nun, Portugal ist nicht Real Madrid, denn schließlich stehen Ronaldo im Verein diverse Weltklassespieler zur Seite, die ihm das Toreschießen deutlich einfacher machen als im Nationalteam. Ein Blick auf vergangene Champions-League-Saisons zeigt aber auch hier, dass Ronaldo nicht unfehlbar ist.  

  • Saison 2010/2011: Ronaldo trifft im Viertelfinale gegen Tottenham zum 4:0. Im Halbfinale gegen Barcelona gelingt ihm kein Tor.
  • Saison 2012/2013: Ein Ronaldo-Tor in den Halbfinal-Play-Offs gegen Borussia Dortmund ist zu wenig. Dortmund zieht ins Endspiel ein.
  • Saison 2013/2014:  Ronaldo schießt das 3:0 und 4:0 gegen bereits "erlegte" Bayern im Halbfinale. Im Finale erzielt er das bedeutungslose 4:1 n.V. gegen Atlético Madrid.

Es ist insbesondere Ronaldos egozentrischer Torjubel bei der letzten Begegnung, der ihm viel Spott und Verständnislosigkeit einbringt. Denn Matchwinner war er beim Champions-League-Sieg gegen den Stadtrivalen sicherlich nicht. Doch statt sich bei den Kollegen zu bedanken, die den Sieg durch ihre Tore und unermüdlichen Einsatz erst möglich machten, posiert er mit freiem Oberkörper vor den Fotografen. Doch "CR7" ist eben auch eine gigantische Werbemarke, da darf die entsprechende Inszenierung natürlich nicht zu kurz kommen.

Dass ihm seine Kollegen derartiges Verhalten ungestraft durchgehen lassen, liegt sicher nicht zuletzt an den großen Qualitäten, die Ronaldo zweifelsohne als Fußballer besitzt. Darüber hinaus soll er bei seinen Mannschaftskollegen überaus beliebt sein. Immerhin.

Ob Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro tatsächlich auch bei dieser WM unter Ladehemmungen leidet, und vielleicht sogar beim Auftaktspiel der Gruppe G gegen Deutschland, ist mit den oben aufgeführten Beispielen natürlich nicht bewiesen. Denn mit Statistiken und Zahlenwerk ist es doch so: Die eine Hand auf der Herdplatte, die andere Hand im Eisfach - fertig ist der Durchschnittswert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen