Fußball-WM 2018

Geburt eines großen Teams Löws Eleven ziehen das jetzt durch

Ohne Worte.

Ohne Worte.

(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)

Mit einem unfassbaren Kantersieg stürmt die deutsche Fußball-Nationalelf ins WM-Finale und brennt den 8. Juli 2014 ins kollektive Gedächtnis ein. Und es spricht alles dafür, dass das noch nicht das Ende war.

Das war so ein Tag, wie er nicht allzu oft vorkommt. So ein Tag, über den die Menschen noch Jahrzehnte später sprechen. Einer fragt: Wo bist Du gewesen, damals am 8. Juli 2014? Und jeder kann entlang dieses gemeinsamen Erlebnisses seine persönliche Geschichte erzählen, wie er es erlebt hat, was er gefühlt hat. Das Beste ist: Es geht nicht um eine Katastrophe, nicht um ein Unglück, das sich im kollektiven Gedächtnis verankert hat  - auch wenn sie das in Brasilien vielleicht anders sehen. Nein, es geht um den Tag, an dem aus einer sehr guten eine große Fußballmannschaft wurde. Viel besser geht’s nicht.

So wie Felipe Scolari auf ewig mit Brasiliens Schmach verbunden werden wird, geht es Joachim Löw mit dem grandiosen deutschen Sieg. Am Ziel ist Löw mit seiner Elf noch nicht.

So wie Felipe Scolari auf ewig mit Brasiliens Schmach verbunden werden wird, geht es Joachim Löw mit dem grandiosen deutschen Sieg. Am Ziel ist Löw mit seiner Elf noch nicht.

(Foto: REUTERS)

Noch einmal fürs Protokoll: Die deutsche Nationalmannschaft hat am Dienstag im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Brasilien mit 7:1 gewonnen. Das ist so unfassbar, dass Luiz Felipe Scolari, der brasilianische Trainer, hinterher behauptete, die Deutschen wüssten selbst nicht, wie sie das gemacht hätten. Damit hat er wahrscheinlich sogar Recht. Zumindest was die Tatsache betrifft, dass es der DFB-Elf in Belo Horizonte gelang, zwischen der elften und der 29. Minute fünf Tore zu erzielen. Es hätten auch zwei oder drei weniger sein können. Aber dass diese deutsche Mannschaft dem Gastgeber mit seinen emotionalen Fans in einem brodelnden Estadio Mineirao derart klug und besonnen, aber auch mutig, entschlossen und leidenschaftlich begegnete, das war schon ein starkes Stück Fußball.

Weltmeister? Keine ausgemachte Sache!

Joachim Löw ist es gelungen, seine Auswahl der Hochbegabten zu einem Team werden zu lassen, das sich entschlossen in dieses Turnier hineingekämpft hat. Den unverschämt hohen Sieg gegen bemitleidenswerte Brasilianer allerdings hatte niemand erwartet. Sie haben die Gunst der Stunde und die Schwäche des Gegners genutzt und es einfach durchgezogen. Und es spricht alles dafür, dass die Spieler ihre finale Aufgabe am Sonntag in Rio des Janeiro mit der gleichen Entschlossenheit angehen werden. Weil sie es wollen. Und weil sie es können - als Team. Wer Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Thomas Müller, Toni Kroos, Mesut Özil, Miroslav Klose, die Einwechselspieler und auch die gesehen hat, die an diesem lauen Juliabend nur zuschauen durften - der hatte nicht den Eindruck, dass da auch nur einer dabei ist, der seine Mission hier in Brasilien beendet sieht.

Natürlich ist es jetzt nicht ausgemachte Sache, dass sie im Maracanã ihr Werk mit dem Weltmeistertitel krönen, wenn zum achten Mal nach 1954, 1966, 1974, 1982, 1986, 1990 und 2002 eine Auswahl des DFB im Endspiel einer Weltmeisterschaft steht. Da ist immer noch ein starker Gegner vor, ob Argentinien oder die Niederlande. Zudem spielt der Zufall im Fußball immer noch eine viele größere Rolle, als diejenigen wahrhaben wollen, die jetzt wahrscheinlich mehr denn je einen Titel einfordern. Es gibt im Sport keine Garantie auf Erfolg, und auch der Fußball folgt nicht den Gesetzen der Logik. Keine Mannschaft kommt ohne ein wenig Glück ins Finale einer WM.

Aber der deutschen Mannschaft ist es bei diesem Turnier gelungen, diesen unwägbaren Faktoren nicht allzu viel Platz einzuräumen. So, wie es nur große Mannschaften hinbekommen, weil sie wissen, was sie können und ihren Plan durchziehen. Dieser 8. Juli wird als historisches Datum in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen. Und wem das zu pathetisch klingt, der kann sich gerne noch einmal die erste Halbzeit ansehen, als die DFB-Elf innerhalb von 18 Minuten das enthusiastische Publikum zum Schweigen brachte. Und sich dann überlegen, wann er so etwas schon einmal gesehen hat. Eben. Oder anders gefragt: Wo bist Du gewesen?

Quelle: ntv.de

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