Fußball-WM 2018

Moskaus Metro rüstet auf WM-Rudelgucken mitten im Berufsverkehr

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Die peruanischen Fans feiern ohnehin - da sind sie in der U-Bahn nicht allein.

(Foto: dpa)

Alles neu macht die Fußball-Weltmeisterschaft. In der russischen Hauptstadt kommt eine Neuerung dabei besonders gut an: Die Moskauer schauen mit Begeisterung Fußball live in den Zügen der Metro.

Was bringt es den Einheimischen, wenn die Fußball-WM nach Moskau kommt? Eine Stadt, die noch sauberer gehalten wird als sonst, klar. Feiernde Menschenmassen im Stadtzentrum, von denen man sich mitreißen lassen kann. Die Möglichkeit, Leute aus anderen Ländern kennenzulernen oder, etwas profaner, an ihnen Geld zu verdienen - als Restaurantbesitzer, Taxifahrer oder Vermieter.

Und dann gibt es da noch die ganzen Neuerungen im Stadtbild, die in den Monaten vor der WM aufgetaucht sind und von denen die Moskauer auch über das Turnier hinaus profitieren werden. Dazu gehören die Bildschirme, die unlängst in einigen Metrozügen der Hauptstadt angebracht wurden. Dass man dort während der Weltmeisterschaft nicht irgendwelche gut abgehangenen Nachrichten aus aller Welt angezeigt bekommt wie in vielen deutschen U-Bahnen, sondern live die WM-Spiele gucken kann, begeistert viele Moskauer so sehr, dass sich die Posts dazu bei Twitter in diesen Tagen häufen.

"In den Zügen der Metro wurden vor kurzem Bildschirme aufgehängt, auf denen Reklame lief und (Moskaus Bürgermeister) Sobjanin gefeiert wurde", schreibt ein Passagier, "aber jetzt werden darauf Fußballspiele gezeigt. Das ist einfach genial. Du fährst heim von der Arbeit und guckst Fußball." Auch andere Moskauer sind begeistert. "In welchem Land der Welt wird sonst noch Fußball live in der U-Bahn gezeigt?", fragt einer, ein anderer diagnostiziert, man lebe halt im Zeitalter der Technologie.

Nun ist es nicht so, dass es in der Moskauer Metro an Unterhaltung mangelt. Abgesehen von der schieren Zahl an Menschen (und oft auch Hunden) in teils sehr kreativer Kleidung kann man sich allerlei Interessantes auf dem eigenen Handy ansehen, schließlich gibt es auf allen Linien W-Lan, das nur selten ruckelt. Außerdem kann es immer wieder passieren, dass man einsteigt und sich plötzlich in einem Zug mit besonderer Deko wiederfindet: Bilder aus alten sowjetischen Kinofilmen, Tieraufnahmen, Shakespeare-Zitate im Emoji-Stil und - zur WM - natürlich das Maskottchen Sabiwaka können einem dort begegnen.

Das mit den Bildschirmen und der Liveübertragung ist dann aber doch so besonders, dass es selbst die abgeklärten Hauptstadtbewohner fasziniert - so wie diese Frau, die ihr getwittertes Bild mit einem extragroßen "Oh my God" verziert und schreibt: "Fans in der Metro gucken Fußball auf den Bildschirmen. Ich bin vor Schreck fast aufgesprungen, als unsere Mannschaft ein Tor gemacht hat und der ganze Wagen zu jubeln begann."

Doch was für die Fußballfans ein Segen ist und auch viele Nicht-Fans amüsiert, sorgt bei Moskaus Fußballhassern für eine klare Abwehrreaktion. Sie fühlen sich nun in der Metro von der Weltmeisterschaft verfolgt, wie eine von ihnen schreibt: "Du steigst in die U-Bahn und sie übertragen dort die Spiele, du gehst ins Café und sie übertragen dort die Spiele, du sitzt im Taxi und sie übertragen dort die Spiele. Dieser Fußball ist einfach überall." Zum Schluss noch ein Verzweiflungs-Emoji. Denn die Moskauer, die auf die Metro angewiesen sind, haben in den kommenden Wochen keine Wahl: Ab jetzt wird auch dort unten Fußball geguckt!

 

Quelle: ntv.de

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