Das traurige Ende einer Legende Xavi nimmt leise Abschied
19.06.2014, 09:34 Uhr
(Foto: REUTERS)
Bei den vergangenen Turnieren war Xavi für die Spanier immer der entscheidende Mann im Maschinenraum. Beim WM-Aus stand der Barca-Star dann nicht mal mehr auf dem Platz. Die Ära Xavi ist vorüber, sein Nachfolger steht schon bereit.
Als sein Denkmal ausgerechnet auf der größten Bühne des Weltfußballs krachend zu Boden stürzte, wollte Xavi einfach nur weg. Raus aus diesem verfluchten Stadion und all die Trauer über das Ende dieser, seiner goldenen Generation hinter sich lassen. Wortlos schlich er sich aus dem Hinterausgang des Fußball-Tempels Maracanã, es war der unwürdige Abgang eines der größten Fußballer der Geschichte. Und aller Wahrscheinlichkeit nach ein Abschied für immer.
Xavi hat die Selección als 1,70 Meter große Verkörperung des "Tiki-taka" durch deren erfolgreichste Ära geführt. EuropaWeltEuropameister Spanien! Xavi, das Genie! Jetzt, nach dem vorzeitigen WM-Aus beim 0:2 (0:2) gegen Chile, durfte der 34-Jährige nicht einmal mehr mitspielen. Xavi, das Auslaufmodell! Anstatt in seinem 134. Länderspiel mithelfen zu können, die Blamage zu verhindern, saß er erstmals seit dem unbedeutenden Vorrundenspiel bei der EM 2008 gegen Griechenland bei einem Turnier auf der Bank. Nicht einmal warmmachen durfte er sich.
Xavi wurde nicht mehr gebraucht. Auch dann nicht, als Spanien das Spiel in Hälfte zwei drehen wollte. "Wer an Xavi zweifelt, hat keine Ahnung vom Fußball", hatte sein Teamkollege Javi Martínez unmittelbar vor der Begegnung gesagt. Xavis früherer Mitspieler Thierry Henry nannte ihn einen "Gott". Im Maracanã betrachtete dieser Gott sein Werk mit traurigem Blick. Er sah das Ende, sein Ende.
Von Barcelona nach Katar
Dass "Gott" das rote Trikot nach der WM noch einmal tragen wird, gilt als ausgeschlossen. Schon im ersten Spiel hätte del Bosque auf ihn verzichten sollen, meinten einige Experten. Doch da ging Spanien mit einem müden Xavi 1:5 gegen die Niederlande unter. Sein möglicher Ersatz, der Münchner Thiago, war wegen einer Verletzung für Brasilien ausgefallen. Spanien wird künftig auf den Bayern-Profi setzen, und auch beim FC Barcelona suchen sie Xavis Nachfolger. Xavi hat sich entschlossen, seinem Klub nach 23 Jahren einen letzten Dienst zu erweisen: Er wird ihn verlassen und seine ruhmreiche Karriere in Katars Operettenliga ausklingen lassen. Acht Millionen US-Dollar soll er bei Al Arabi im schlecht beleumundeten Wüstenstaat jährlich verdienen, Trainer Dan Petrescu berichtete am Dienstag von einem Vorvertrag mit Xavi.
Zuvor hatte dessen Mitspieler Cesc Fàbregas den Abschied des Idols unfreiwillig ausgeplaudert. Wie der langjährige Kapitän Carles Puyol habe sich Xavi "entschieden, etwas kürzerzutreten, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und den steinigen Weg zu verlassen", sagte Fàbregas. Mit elf Jahren hatte sich Xavi auf diesen Weg begeben, als er zum FC Barcelona wechselte. Er hat nie für einen anderen Klub gespielt. Unter Trainer Pep Guardiola und an der Seite von Lionel Messi und Andrés Iniesta hat er alles gewonnen. Doch unter dem neuen Coach, seinem früheren Mitspieler Luis Enrique, ist kein Platz mehr für ihn. Genauso wenig wie in der neuen Selección. Deutlicher als mit dem spanischen WM-Aus hätte sein Abschied nicht besiegelt werden können.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid