Kolumnen

Die schönen Spiele (8) Muss ja!

Beifall für unsere Jungs.

Beifall für unsere Jungs.

(Foto: [dpa])

Man traut sich kaum mehr zu fragen: "Wie geht's?" Aber: Muss ja weitergehen! Sie können sich vorstellen, dass ich nach dem Spanien-Debakel sofort nach Südafrika gejettet bin ...

Seltener Gast bei den Spielerfrauen: Die Trainerfrau.

Seltener Gast bei den Spielerfrauen: Die Trainerfrau.

(Foto: dpa)

Jetzt ist die Spielerfrau mal ganz Spielermutter, wegen der Tränen von Lahm. Aber dazu später mehr. Die Spielerfrauen sind ja zum großen Teil den Spielen fern geblieben, und so habe auch ich wieder nach meiner letzten Stippvisite in Südafrika bei Freunden in der Heimat Fußball gesehen. Wie überall wich die große Aufgeregtheit, die Unbekümmertheit und die Freude auch im Grunewald (wo wir ja unseren ersten 8:0-Sieg feierten), einer großen Leere und Enttäuschung. Aber dank angesammelter Flugmeilen saß ich am nächsten Tag schon wieder im Flieger, um erste Hilfe in Erasmia zu leisten.

Philipp hatte noch ganz rote Augen, er hat wohl die ganze Nacht durchgeweint. Aber nicht nur vor Enttäuschung, sondern auch vor Wut über die blöden Fragen der Reporter ("Und - wie sehr freuen Sie sich schon auf das Spiel am Samstag um Platz drei?") Sorry, aber haben die alle nichts gelernt, sowas fragt man doch nicht gleich nach dem Spiel.

Es ist bestimmt schwer, als Gattin beherrscht zu bleiben, wenn der Mann so ausflippt.

Es ist bestimmt schwer, als Gattin beherrscht zu bleiben, wenn der Mann so ausflippt.

(Foto: dpa)

Zugegeben, unseren letzten dritten Platz bei der WM 2006 haben wir hier in Deutschland ordentlich gewürdigt und begossen, aber da waren wir auch zu Hause die Dritten. Jetzt fliegen sie heim, die Jungs, und wissen nicht, wie sie ihren Fans und Unterstützern schon wieder in die Augen sehen sollen. Abgeflogen sind sie voller Hoffnungen, den "Terminator 4" haben sie sich am Vorabend noch angeguckt zur Motivation, und jetzt? Jetzt hat Fußballdeutschland den Eindruck, dass unsere Jungs vor dem Spanien-Spiel höchstens Rosamunde Pilcher im DFB-Hotel gesehen haben.

Egal, da müssen sie durch. Zu Philipp habe ich gesagt: "Auch wenn Männer eigentlich nie heulen, du darfst das, du bist der Kapitän!" So von wegen Tradition verpflichtet, der Ballack hat ja auch gerne geheult, wenn mal wieder was nicht geklappt hat.

Aber die Danny strahlt Ruhe aus!

Aber die Danny strahlt Ruhe aus!

(Foto: dpa)

Das wird jetzt sowieso spannend: Auch wenn Bierhoff und Co. die Kampfansage von Lahm an Ballack ("Ich will auch nach der WM Kapitän bleiben!") klein gehalten haben, wartet die Öffentlichkeit auf weitere Ansagen. Und die müssen natürlich auch von Lahm kommen. Kapitän zu sein, wenn alles läuft, ist prima, ist sogar einfach. Kapitän zu sein, wenn alles in die Hose gegangen ist, ist die wahre Kunst. Ich habe den Philipp jetzt aufgebaut, damit er die anderen aufbauen kann, denn auch wenn mein Herz geweint hat am Sonntag, ist das noch lange kein Grund, sich jetzt gehen zu lassen. Also, schön die Conténance bewahren!

Hahnenkampf?

Hahnenkampf?

(Foto: dpa)

Dem Schweini muss der Philipp jetzt besonders unter die Arme greifen, denn die beiden hatten als Team-Leader vor, die Jungs bis ins Endspiel zu bringen. Für Schweinsteiger gilt: Augen zu und durch, der dritte Platz bringt Bronze. Über den Vierten redet wirklich keiner mehr! Und der Müller ist super drauf. Er konnte ja nicht spielen am Sonntag, deswegen trifft ihn keine Schuld und er kann mit voller Frische reingehen ins Spiel.

Was mich diese Woche besonders berührt hat? Dass die Daniela Löw auch mal zu sehen war - auch wenn sie kein Glück bringt (immer wenn sie auftaucht, verlieren wir, das war schon im EM-Finale so). Auf den Rängen der Spielerfrauen war sie und hat jede getröstet. Nebenbei hat sie mir erzählt, dass sie sich jetzt öfter mal zeigen will, denn der Trubel um ihren Jogi geht ihr mittlerweile doch ein bisschen auf den Keks: Jogi hier, Jogi da, Trainer oder nicht, blauer Glücks-Pullover oder doch lieber verbrennen, das geht nicht spurlos an ihr vorbei.

Fast der einzige, der das verschwitzte Trikot tauscht: Basti Schweinsteiger.

Fast der einzige, der das verschwitzte Trikot tauscht: Basti Schweinsteiger.

(Foto: dpa)

Nur - was der Jogi jetzt am Samstag anzieht ist ein bisschen egaler geworden. Wie wär's denn mal mit einem Trainingsanzug? Das ist ja fast unvorstellbar, würde ihm aber bestimmt auch gut stehen und würde obendrein seine sportliche Note (der Bundestrainer war immerhin NIE Nationalspieler) unterstreichen.

Quelle: ntv.de

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