Böckermann kritisiert Einstellung Beachvolleyballer sind so schlecht wie nie

Lars Fluggen legt sich voll reincabana
 und verliert dennoch. Zurück in Deutschland empfängt ihn trotzdem Jubel.

Lars Fluggen legt sich voll reincabana und verliert dennoch. Zurück in Deutschland empfängt ihn trotzdem Jubel.

(Foto: imago/GEPA pictures)

In Rio stürzen die deutschen Beachvolleyballer böse ab. Die Männer erleben vier Jahre nach dem Gold-Coup von Julius Brink und Jonas Reckermann das schlechteste Ergebnis ihrer olympischen Geschichte. Die Schuldfrage ist schnell geklärt, zumindest für Brink.

Den Zuspruch konnten Markus Böckermann und Lars Flüggen gut gebrauchen. Aus der Party-Hölle am Atlantik wummerten auch um kurz nach Mitternacht noch immer unaufhörlich die Bässe, als Deutschlands zurzeit beste Beachvolleyballer auf dem Arena-Vorplatz von ihren Familien empfangen und getröstet wurden. "Das Ergebnis ist natürlich ärgerlich", sagte Flüggen nach dem Vorrunden-Aus des einzigen deutschen Männerteams, "aber es überwiegt der Stolz, überhaupt hier gewesen zu sein".

Ausgerechnet in der imposanten Beach Arena an der Copacabana erlebte das deutsche Beachvolleyball der Männer das schlechteste Ergebnis seiner olympischen Geschichte. Vier Jahre nach dem Gold-Coup von Julius Brink und Jonas Reckermann ist nicht viel von der Euphorie geblieben. Rückblende: Es ist der 9. August 2012, als das deutsche Beachvolleyball auf dem Horse Guards Parade im Zentrum London eine magische Nacht erlebt. Julius Brink und Jonas Reckermann hechten, baggern und pritschen sich in die Herzen eines Millionen-Publikums in Deutschland, besiegen die Weltranglisten-Ersten und gewinnen als erstes europäisches Team sensationell Olympia-Gold. Nicht wenige prophezeien den deutschen Sandmännern eine glanzvolle Zukunft. Doch vier Jahre später liegt die Sportart am Boden.

Frauen um Längen besser

Während die deutschen Frauen die Weltspitze aufmischen, befinden sich die Männer am vorläufigen Tiefpunkt. Erstmals seit der Premiere 1996 qualifizierte sich überhaupt nur ein Männerteam für die Spiele. Und so schlug Böckermann nach der deutlichen 0:2-Niederlage gegen die Russen Nikita Liamin und Dimitri Barsuk, der dritten Pleite im dritten Spiel, Alarm. Für ihn sind nicht die Strukturen im Verband das Problem, sondern vielmehr die Einstellung der Spieler. "Die Athleten müssen das Projekt ihrem eigenen Ego überordnen. Die Veränderungen müssen im Kopf der Spieler entstehen", sagte der Hamburger.

Der Sport müsse schon in jungen Jahren von den Sportlern viel professioneller angegangen werden. Olympiasieger Brink hatte die Probleme im deutschen Beachvolleyball bereits zum Turnierstart deutlich angeprangert und die Gründe für die missliche Lage bei den Männern schonungslos offengelegt. "Die Fördersituation des Verbandes, die Einstellung einiger Spieler, die veralteten Strukturen. Das fällt bei den Frauen noch nicht so hart ins Gewicht, weil die Qualität einfach höher ist", sagte der 34-Jährige: "Leider ist die Situation bei den Männern so schlecht wie noch nie."

Der Deutsche Volleyball-Verband ist nach Meinung des dreimaligen Europameisters mit der momentanen Situation "etwas überfordert" und habe die Entwicklung "total verschlafen". Um den Männerbereich wieder an die Weltspitze heranzuführen, sei langer Atem gefragt. "Da reden wir nicht über vier Jahre. Das wird viel länger dauern", sagte Brink und plädierte für mehr Hauptamtlichkeit im Verband. "Das hat für mich auch etwas mit Professionalisierung zu tun."

Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock, sid

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