Gold für vermutlich Intersexuelle Caster Semenya triumphiert über 800 Meter
21.08.2016, 02:58 Uhr
Caster Semenya brauchte 1:55,28 Minuten für 800 Meter.
(Foto: REUTERS)
Caster Semenya geht als Topfavoritin ins Rennen - und sie gewinnt auch. Die Südafrikanerin lässt ihre Konkurrenz über 800 Meter hinter sich. Jeder ihrer Erfolge wird jedoch von der Diskussion um ihr Geschlecht begleitet.
Die Südafrikanerin Caster Semenya hat die 800 Meter bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gewonnen. Die 25-Jährige holte sich mit einem starken Finish in 1:55,28 Minuten souverän die Goldmedaille. Allerdings verpasste sie damit den ältesten Leichtathletik-Weltrekord von Jarmila Kratochvilova (1:53,28) aus der ehemaligen Tschechoslowakei von 1983.
Francine Niyonsaba aus Burundi musste sich in 1:56,49 mit Silber begnügen. Bronze gewann die Kenianerin Margaret Wambui in 1:56,89 Minuten. Semenya konnte am Samstag (Ortszeit) rund 200 Meter vor der Ziellinie an der bis dahin führenden Niyonsaba vorbeiziehen und sich den Sieg sichern. Vor vier Jahren in London hatte die Weltmeisterin von 2009 nur Silber gewonnen. Die Münchnerin Christina Hering und Fabienne Kohlmann aus Karlstadt waren im Vorlauf ausgeschieden.
Immer wieder gibt es Diskussionen um das Geschlecht von Semenya und einen damit eventuell verbundenen Leistungsvorteil. Sie soll intersexuell sein. Intersexuell bedeutet, dass ein Mensch aus medizinischer Sicht weder eindeutig weiblich noch männlich ist.
Nach ihrem WM-Titel 2009 hatte Semenya sich einem Geschlechtertest unterziehen müssen, die Ergebnisse wurden vom Weltverband IAAF nie veröffentlicht. In der Folge wurde 2011 hektisch eine neue Regel geschaffen: Wer als Frau zu viel Testosteron produzierte, durfte nicht starten oder musste sich einer Therapie unterziehen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat diese Regel vor einem Jahr ausgesetzt. Intersexuelle Athletinnen, wie vermutlich Semenya, müssen ihr Testosteronniveau nicht deshalb mehr künstlich senken.
Seitdem läuft Semenya der Konkurrenz wieder auf und davon. IAAF-Präsident Sebastian Coe hatte unmittelbar vor dem Rennen angekündigt, die Entscheidung des CAS anfechten zu wollen. Man werde das "komplizierte" Thema aber "sehr, sehr sensibel" behandeln. Der Brite warnte zudem davor, vermutlich intersexuelle Athletinnen zu dämonisieren.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/SID