Das "Schicksal" der Kanuflotte Die unbeachteten Goldfischer auf der Lagoa

Sprinten sie zu Gold? Ronald Rauhe und Tom Liebscher gehören zu den Favoriten im 200-Meter-Sprint.

Sprinten sie zu Gold? Ronald Rauhe und Tom Liebscher gehören zu den Favoriten im 200-Meter-Sprint.

(Foto: dpa)

Die Kanuten hübschen regelmäßig die deutsche Olympia-Bilanz auf. Auch dieses Mal haben sie nach einem guten Start noch ein paar schlagstarke Boote und versprechen deshalb zum Abschluss noch einen Medaillenregen.

Die Ziele sind stets hoch, aber auf die deutschen Kanuten ist fast immer Verlass. Regelmäßig hübschen sie in der zweiten Olympia-Woche die Bilanz auf und schaffen es, von ein paar ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die in den Jahren zuvor gezeigten Leistungen bei Sommerspielen zu wiederholen. Und es sieht ganz so aus, als ob dies in Rio wieder gelingen würde. Vor dem zweiten von insgesamt drei Finaltagen sind die Kanuten mit einmal Gold und einmal Silber voll im Soll, denn sie haben noch ein paar starke Boote auf der Lagoa Rodrigo de Freitas.

Sorgte für den goldenen Auftakt der Kanu-Flotte: Sebastian Brendel.

Sorgte für den goldenen Auftakt der Kanu-Flotte: Sebastian Brendel.

(Foto: imago/Eibner)

Der Kajak-Zweier über 1000 Meter mit Max Rendschmidt und Marcus Groß sowie der Kajak-Vierer der Frauen sind in ihren Medaillen-Rennen absolute Top-Favoriten. Außerdem kämpfen im Kajak-Zweier-Finale Ronald Rauhe und Tom Liebscher um Edelmetall. Franziska Weber präsentierte sich im Kajak-Einer über 500 Meter erstaunlich stark und gehört deshalb wie der Kajak-Vierer der Männer ebenfalls zu den Kandidaten für das Siegerpodest. "Wir haben kein Geheimnis", erklärte der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, Thomas Konietzko, einmal. "Wir stellen einfach hohe Ansprüche an uns."

Ganz so einfach ist die Angelegenheit wohl nicht. Die besten Athleten sind Vollprofis, gehören der Sportfördergruppen der Bundeswehr oder der Bundespolizei an. "In den meisten Sportarten geht es nicht, ohne dass man Profi ist. Sonst kann man in der Weltspitze nicht mithalten", sagte Canadier-Fahrer Sebastian Brendel, der zum Auftakt der Finals Olympiasieger über 1000 Meter wurde. Einen Grund für die Erfolge sieht der Ausnahmeathlet in der Konzentration auf einige wenige Leistungszentren. Durch die Zentralisierung gebe es bereits bei den Trainingsfahrten große Konkurrenz. "Da pushen wir uns gegenseitig." Er war selbst einst wegen des Rennsports von Schwedt in der Uckermark nach Potsdam umgezogen.

Erfolgreich, aber unpopulär

Weil ein Sport für eine regelmäßige öffentliche Aufmerksamkeit Identifikationsfiguren braucht, haben es die Kanuten besonders schwer, auch zwischen den Olympischen Spielen wahrgenommen zu werden. Ein Großteil der Erfolge holen Team-Boote und nicht einzelne Sportler. In der Gesamtwertung glänzt jedes Edelmetall gleich, aber für das Prestige des Sports sind Einzelmedaillen mehr wert. Das wichtigste Aushängeschild, das die deutschen Kanuten jemals hatten, war Birgit Fischer. Sie ist mit acht Gold- und vier Silbermedaillen die erfolgreichste deutsche Olympionikin und verhalf der Sportart zumindest zu ein wenig Publicity.

Andreas Dittmer war weder so bekannt noch so erfolgreich wie Fischer, aber über viele Jahre immerhin der herausragende Kanute bei den Männern. Sein Nachfolger mit dem Stechpaddel ist nun Brendel, der bereits in London eine von insgesamt drei Goldmedaillen für den DKV gewonnen hatte. Der heute 28-Jährige hatte die Konkurrenz in den vergangenen Jahren beherrscht, verlor seit seinem damals noch etwas überraschenden Erfolg von London nur ein Rennen, das bei der WM 2013. "Er hat eine Generation, eine Epoche geprägt", sagte der DKV-Präsident und verglich den Ausnahmesportler mit keiner Geringeren als der Rekordmedaillengewinnerin. "Er ist in die Fußstapfen von Birgit Fischer gestiegen", findet Konietzko.

Für Brendel ist das Kompliment etwas übertrieben. "Da bin ich noch ziemlich weit weg." Die Chance, der fast uneinholbaren Fischer ein wenig näher zu rücken, hat er aber schon in Rio. Er startet zum Abschluss der Kanu-Wettbewerbe mit Jan Vandrey noch im Zweier-Canadier. Das Duo, das zunächst gar nicht qualifiziert war, profitierte von der Suspendierung rumänischer und weißrussischer Boote. Eine Medaille wäre deshalb eine große Überraschung. Aber dafür sind Kanuten immer gut.

Quelle: ntv.de

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